Gespräch

Autorin Shida Bazyar: Schreiben gegen die Wut auf das iranische Regime

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Interview
Astrid Tauch

Die Situation im Iran sei gerade sehr traurig, sagt die deutsch-iranische Autorin Shida Bazyar. Die iranische Republik profitiere sehr von dem geringer werdenden weltweiten Interesse an der Protestbewegung im Land. „Gestern wurden vier kurdische Oppositionelle hingerichtet. Die kurdische Bewegung im Iran ist sehr stark, sie war die Quelle für die „Frau – Leben – Freiheit –Bewegung“, so Shida Bazyar.

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Nur kleine Formen des Widerstands

Zurzeit gebe es wenig Proteste, nur kleine Formen des zivilen Ungehorsams. Weil beispielsweise die Hundehaltung im Iran verboten sei, würden besonders junge Leute Spielzeugtiere mit Rädern auf den Straßen der Großstädte hinter sich herziehen und diese Bilder im Netz posten.

Literarische Antwort auf den Frauenhass des Regimes

„Seit dem Mord an Jina Mahsa weiß ich, ich muss schreiben. Weil die Wut raus muss und wir das Unrecht benennen müssen“, so Shida Bazyar. Denn das Schlimmste, was passieren könne, sei: „dass wir, die wir im Ausland sitzen und die Freiheit haben, schweigen. Unser Schweigen ist eine Katastrophe für die, die sich im Iran trotz Repressalien und Zensur zu Wort melden!“

Unterschiedliche Blicke auf den Iran

Am 30. Januar liest Shida Bazyar gemeinsam mit der deutsch-iranischen Autorin Asal Dardan im Literaturhaus Wiesbaden. Auch wenn sie beide gleich alt wären, gäbe es wohl unterschiedliche Sichtweisen. „Asal Dardans Familie war dem Schah und der Monarchie verbunden, meine Eltern haben gegen den Schah gekämpft“. Allerdings ähnle sich der Blick auf den heutigen Iran, weil sie beide emanzipatorisch-links denken würden.

Es gibt keine iranische Diaspora in Deutschland

Die Gruppe der Exil-Iraner*innen in Deutschland einte jahrzehntelang nichts. Sie würde auch nicht den Ausdruck „Diaspora“ benutzen, denn das würde bedeuten, es gäbe eine gemeinsame Ebene. Das habe sich erst geändert seit den Protesten im Iran 2022: „Da hat man gesehen, dass diese Menschen doch einen gemeinsamen Nenner haben: der Wunsch, das Regime abzusetzen“, so Shida Bazyar.

Nobelpreis Friedensnobelpreis 2023 geht an iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi

Die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi erhält den Friedensnobelpreis 2023. Das teilte das norwegische Nobelkomitee in Oslo mit.

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