Es steht beim TV–Duell gegen Donald Trump viel auf dem Spiel für die Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, sagt Professor Dietmar Till, Rhetorikexperte der Universität Tübingen. Ihn persönlich überzeugen die Auftritte von Harris.
Ethos, Pathos, Logos
Harris sei leidenschaftlich und trotzdem kalkuliert, argumentiere sehr gut und schaffe es, „eine emotionale Brücke zum Publikum aufzubauen. Ich finde sie ganz toll“, sagt Till.
Im Grunde baue sie dabei auf die drei Säulen der klassischen Rhetoriklehre auf: Rationalität (Logos), Glaubwürdigkeitsfaktoren (Ethos) sowie die emotionalen Brücken zum Publikum (Pathos). Diese Aspekte mit einzubringen, mache sie sehr gut, findet Dietmar Till.
Wie läuft das TV-Duell?
Auch das TV-Duell wird sie sehr gut meistern, ist Till überzeugt. Man wisse, dass sie viel plane und immer gut vorbereitet sei. Trotzdem bestehe nie Gewissheit, was während einem Schlagabtausch mit Donald Trump passieren kann.
Argumente seien fehl am Platz mit jemandem, dessen Sprache aus Pöbeleien, Falschaussagen und abwertender Sprache bestehe.
Trump wird das machen, was er immer mache, meint Till, doch sei er darin auch eingeschränkt. „Das Spiel mit den Verletzungen läuft sich zu Tode. Vielleicht kommt man in dem Duell in eine Situation, in der es auch mal wieder um politische Positionen geht“, sagt der Rhetorikexperte.
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“Früher ließen sich Kandidaten einen Bart wachsen, um sich neu zu erfinden”, erinnert sich die ehemalige Auslandskorrespondentin der Zeit in Washington, Kerstin Kohlenberg. Heute sehe man stattdessen eine “Memefication”. So ist es aktuell bei der möglichen Präsidentschaftskandidatin der Demokraten Kamala Harris: Sie wird “erzählt” als cooles, ehrliches und direktes “Brat-Girl” mit Ecken und Kanten.
Auf Social Media hat man ihr diesen Gefallen getan - und ihr Wahlkampfteam ist klugerweise aufgesprungen. Zwar kommt das etwas spät, aber Kommunikationswissenschaftler Klaus Kamps bewertet dies dennoch als „einen frischen und guten Start der Kampagne“.
Doch es bleibt die Frage: „Wer ist sie eigentlich? Und möchte man mit ihr abends in einer Bar sitzen?“, gibt Kohlenberg zu bedenken. Oft wirke Harris unnahbar, steif und unklar in ihren politischen Positionen. Jetzt könnte ihre Chance sein, eine neue Figur zu werden.
Wir werfen einen Blick auf die Tricks der politischen Kommunikation: Wann funktionieren Narrative? Und wie erklärt sich die mit Pathos aufgeladene und oft persönlich verletzende Wahlkampfrhetorik in den USA? Aus deutscher Sicht erstaunt es, wie scharf und bösartig der Ton oft ist.
Gäste: Kerstin Kohlenberg, Journalistin und Autorin des Buchs „Das amerikanische Versprechen“, und Klaus Kamps, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Hochschule der Medien in Stuttgart.
Host: Christian Batzlen
Showrunnerin: Philine Sauvageot
Links zur Folge:
Kerstin Kohlenbergs Sachbuch: https://www.klett-cotta.de/produkt/kerstin-kohlenberg-das-amerikanische-versprechen-9783608123517-t-8804
Klaus Kamps Sachbuch (ab Oktober): https://www.utb.de/doi/book/10.36198/9783838558004
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