Die Ermordung von John F. Kennedy, der Tod von Lady Diana oder der 11. September 2001. Immer wenn ein Ereignis emotional besonders aufwühlt, sind die Verschwörungstheorien nicht weit. Auch im Fall des Attentats auf US-Präsidentschaftskandidat Donald J. Trump munkelt man im Netz
Das Internet fragt sich: Was steckt hinter dem Trump-Attentat?
Am Samstag, um genau 18:11 Uhr versucht ein Attentäter mit einem Selbstladegewehr Donald Trump zu töten. Die Kugel verfehlt den Kopf des ehemaligen US-Präsidenten nur knapp und verletzt ihn am Ohr.
Es dauert nicht lange, da sprießen im Netz die Verschwörungstheorien: War das Attentat nur eine ausgeklügelte Show, um Trumps Chancen als Präsidentschaftskandidat zu erhöhen? Wurde es in Wirklichkeit nur mit einem Luftgewehr ausgeführt?
Ist das Ganze in Wirklichkeit eine sogenannte False-Flag-Operation? So nennt man es, wenn ein Angriff oder ein Zwischenfall inszeniert wird, um die öffentliche Meinung zu manipulieren oder bestimmte politische Ziele zu erreichen.
Scharfe Munition spricht gegen Inszenierung aus Trumps Lager
Wem nützt es? Die Frage, um die die Gedanken von Verschwörungstheoretikern so gerne kreisen, sie ist auch dieses Mal nicht weit. Beantworten lässt sie sich leicht. Natürlich profitiert Trump. Als der damalige US-Präsident Ronald Reagan 1981 bei einem Attentat angeschossen wird, steigen seine Umfragewerte um 22 Prozent.
Das Problem an dem „Cui bono?“-Geraune: Es gibt keinen zwingenden Zusammenhang zwischen „eine Person oder eine Gruppe profitiert“ und „Diese Person oder Gruppe hat das Ereignis inszeniert“.
Was eine False-Flag-Operation im Fall von Trump besonders unwahrscheinlich macht: Ein Zuschauer wurde getötet und zwei weitere Personen verletzt. Geschossen wurde mit scharfer Munition. Trump absichtlich am Ohrläppchen zu verletzten wäre Millimeterarbeit gewesen. Doch Verschwörungstheorien verbreiten auch die Trump-Anhänger.
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Trump-Anhänger beschuldigen Präsident Biden
Das Ganze sei ein sogenannter „Inside-Job“ gewesen, ein Komplott der US-Regierung um Joe Biden, um Donalds Trump loszuwerden, so heißt es auf Trumps Netzwerk Truth Social. Warum sonst hat der Secret Service den Attentäter einfach so auf ein Hausdach klettern lassen? Warum sonst haben die Sicherheitskräfte nichts getan, als Besucher sie auf den Attentäter hinwiesen?
In der Tat wächst die Kritik am Secret Service und es wird untersucht, ob es Versäumnisse in Sachen Sicherheit gab. Aber ist das ein Beweis oder gar nur ein Indiz für eine große Verschwörung? Natürlich nicht. Die Geschichte der Menschheit ist voll von Fehlern, falschen Einschätzungen und dummen Zufällen.
In der Vorstellung vieler Verschwörungstheoretiker sind die Verschwörer hingegen immer unendlich kompetent, haben unendliche Macht und unendliche Ressourcen. Die Realität aber ist eine andere.
Es muss nicht mehr dahinter stecken
Und so ist vor allem eine Frage interessant: Warum eigentlich sind Verschwörungstheorien so verführerisch? Eine Antwort ist der sogenannte „Proportionality Bias“. Der besagt: Wir Menschen suchen für große Ereignisse auch große Erklärungen. Und das führt dazu, dass wir instinktiv denken, bedeutende Ereignisse müssten durch ebenso bedeutende Ursachen erklärt werden.
Ein unscheinbarer junger Mann versucht Donald Trump zu erschießen? Das muss doch mehr dahinterstecken! Muss es nicht. Denn meistens ist nicht die Wahrheit irgendwo da draußen, sondern nur der Wahn.
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