Es ist der erste Laut, den ein neugeborener Mensch von sich gibt: der Schrei. Und es ist gleichzeitig die erste Art der Kommunikation zwischen einem hilflosen Baby und seinen Eltern. Durch das Schreien lernt ein Kind zu sprechen. Und auch für Erwachsene ist Schreien wichtig: wir lassen damit unsere Wut raus, wir schreien vor Begeisterung oder manchmal aus Trauer. Schrei ist Emotion pur. Und zu Unrecht in die Ecke der nicht akzeptablen Gefühlsausbrüche gedrängt.
Die SWR2 Matinee rehabilitiert den Schrei. Sie lässt Säuglinge in unterschiedlichen Dialekten schreien, sie erklärt, in welchen Gehirnregionen das Schreien beheimatet ist, was der Schrei in unserem Gegenüber auslöst und weshalb ausgerechnet Freudenschreie eher erkannt werden als aggressive Schreie.
Die Urschreitherapie von Arthur Janov, in den 1970er Jahren, DIE Modetherapie aus den USA, sie ist ebenso Thema wie der sogenannte "Wilhelmsschrei", der wohl berühmteste und nachhaltigste Schrei in der Geschichte Hollywoods.
Außerdem fragen wir einen Sprechtrainer, wie Schauspieler*innen das immer öfter geforderte Dauerschreien auf der Theaterbühne verkraften. Wir erzählen die vielen Geschichten, die sich um Edvard Munchs berühmtes Gemälde "Der Schrei" ranken. Und wir stoßen den Rebel Yell" aus, den Schlachtruf der Konföderierten im amerikanischen Bürgerkrieg. Weshalb Monica Seles ihre berühmt-berüchtigten Schreie beim Tennisspiel von sich gab und ob das etwa ein fieser Trick auf Kosten des Gegners war, das klärt die Sendung auf, ebenso wie die Frage, woher der Ausdruck "der letzte Schrei" kommt. Nur soviel sei verraten: er stammt aus einer Zeit, in der es noch keine Zeitungen gab.
Gesprächspartner sind: der Psychologe Sascha Frühholz von der Uni Zürich, der Schauspieler und Professor für Sprachgestaltung am Max Reinhardt Seminar, Wien, Florian Reiners und der Sportpsychologe Florian Müller von der Uni Jena.
Redaktion: Astrid Tauch
Musik: Nicole Dantrimont
Sonntagsfeuilleton mit Jörg Biesler.
AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE ZUM ANHÖREN
Gespräch Sascha Frühholz: Der Schrei-Emotion pur
Der Psychologe von der Universität Zürich erklärt, welche Hirnareale für das Schreien zuständig sind. Und weshalb wir mehr auf Lustschreie reagieren als auf Hilfs- oder Wutschreie. Obwohl wir doch Fluchttiere sind.
Wissen Der erste Schrei-Sprachanbahnung bei Babys
Neugeborene schreien und beginnen so, sprechen zu lernen. Je nach Sprachwelt, in die sie hineingeboren werden, weinen sie in unterschiedlichen Intonationen und übernehmen Dialekteigenheiten ihrer Umwelt.