Lagebericht von CLAIM erschienen

Antimuslimischer Rassismus – Ein Problem mit steigender Brisanz

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Wilm Hüffer

Antimuslimische Übergriffe seien im Jahr 2023 dramatisch gestiegen. Das habe der jährliche Lagebericht der Initiative CLAIM, einer Allianz verschiedener Akteure gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit, ergeben. Die Initiative hat am 24.6. den Bericht vorgestellt.

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Unter dem Motto „Hinschauen und Handeln“ hat CLAIM eine Kampagne gestartet, die bis zum 1. Juli laufen wird.  Die Kampagne ist Teil der Aktionswochen gegen antimuslimischen Rassismus.

Özgür Özvatan, Güzin Ceyhan und Rima Hanano bei der CLAIM Pressekonferenz Veröffentlichung zivilgesellschaftliches Lagebild antimuslimischer Rassismus im Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz.
Özgür Özvatan, Güzin Ceyhan und Rima Hanano bei der CLAIM Pressekonferenz zur Veröffentlichung des zivilgesellschaftlichen Lagebildes antimuslimischer Rassismus.

Forderung nach Anerkennung antimuslimischen Rassismus'

CLAIM fordert darin sowohl die Bundesregierung als auch die Gesellschaft auf, endlich die Augen zu öffnen, was das gesamtgesellschaftliche Problem angehe, heißt es in einer Pressemitteilung: „Wir ringen seit Jahren um die gesellschaftliche und politische Anerkennung von antimuslimischem Rassismus und seinen Folgen“, schreibt darin Rima Hanano, die Leitung von CLAIM.

Der Lagebericht der Zivilgesellschaft zum antimuslimischen Rassismus, der am 24. Juni in Berlin vorgestellt wurde, zeige, dass die Situation dramatischer sei denn je. Pro Tag fänden den Statistiken zufolge im Schnitt mehr als fünf antimuslimische Übergriffe im Lande statt. Unter den Übergriffen verstehe man Diskriminierungen, verbale und körperliche Angriffe oder Sachbeschädigungen, erklärt Hanano im Gespräch mit SWR Kultur.

Antimuslimischer Rassismus geschehe aufgrund des Namens oder des Aussehens, sagt Hanano. Er könne auch aufgrund der Sprache, der Kleidung, der Hautfarbe passieren, unabhängig davon, ob eine Glaubwürdigkeit bestehe. Das heiße, dass diese Diskriminierung nicht nur Muslime betrifft, sondern auch Nicht-Muslime, deren Identität muslimisch vermutet wird. „Daher müssen wir von sehr vielen Menschen ausgehen, die betroffen sind.“

Antimuslimisches Ressentiment gestiegen

Antimuslimischer Rassismus hat 2023 in Deutschland drastisch zugenommen: „Insgesamt finden diese Ressentiments einfach eine ganz große Resonanz in Deutschland. Jede zweite Person stimmt muslimfeindlichen Aussagen zu“, berichtet Hanano.

Ein großes Problem für die Sicherheit sowie die Wahrnehmung muslimischer Menschen seien extremistische, islamistisch-motivierte Terrorangriffe, denn „nach jedem Terroranschlag werden Muslime im Kollektiv tatsächlich für das verantwortlich gemacht, was im Namen einer Religion ausgeübt wird“, so Hanano.

Nach dem 7. Oktober antimuslimische Vorfälle gestiegen

Laut des Berichts seien insbesondere nach dem terroristischen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 antimuslimische Vorfälle sprunghaft angestiegen. Ein Drittel der dokumentierten Fälle fand im Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 statt.

CLAIM fordert eine Distanzierung von rassistischen Verallgemeinerungen, die den Islam und Muslime pauschal mit Extremismus und Terror gleichsetzen: „Muslime werden pauschal mit Gefahr für eine öffentliche Ordnung oder Sicherheit in Verbindung gebracht.“

Das würde dazu führen, dass man sich von dem eigenen Land entfremde, „wenn man immer wieder versucht, zu diesem deutschen Wir dazu zu gehören, aber immer wieder ausgeklammert wird“, so Hanano.

Gefordert wird unter anderem ein stärkerer Schutz vor antimuslimischem Rassismus, ausreichend finanzierte Beratungs- und Meldestellen sowie eine konsequente strafrechtliche Verfolgung von Übergriffen.

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