Es fing ganz alltäglich an: mit Geldproblemen. Der fränkische Unternehmer Horst Brandstätter beschloss, von Möbeln auf Spielzeug umzusteigen und entfachte damit eine Revolution in Kinderzimmern. Am 2. Februar 1974 wurden die ersten Playmobil-Figuren der Öffentlichkeit präsentiert.
Die erste Präsentation gerät zum Flop
Siebeneinhalb Zentimeter groß und mit einem freundlichen Lächeln: Ein Bauarbeiter, ein Indianer und ein Ritter waren die ersten Playmobilfiguren. Doch ihre Präsentation am 2. Februar 1974 geriet zum Flop.
„Die Reaktion war enttäuschend, weil die Einkäufer von dem Produkt nichts gehalten haben. Ich war sehr erschreckt“, erinnerte sich der mittlerweile verstorbene Horst Brandstätter später in einem Interview.
Dem Firmenchef aus dem fränkischen Zirndorf stand zu dieser Zeit das Wasser bis zum Hals: Er produzierte in seiner Firma Geobra Brandstätter vor allem Kindermöbel, für die relativ viel Kunststoff benötigt wurde. Während der Ölkrise war das ein teures Modell.
Eine neue Figur, für die nur wenig Plastik benötigt wird
Brandstätter und sein Produktentwickler Hans Beck planten deshalb ein Spielzeug-System, für das nur wenig Plastik benötigt wurde. Beck, ein Möbelschreiner aus Thüringen, erfand die kleinen Männchen, die so ganz anders waren als alle Figuren, die bis dahin die Kinderzimmer bevölkert hatten.
Becks Männchen konnten sich bewegen und darüber hinaus ihre Kopfbedeckungen austauschen. Ihr besonderes Kennzeichen wurde das immer gleiche Lächeln.
Mozart, Fontane oder Angela Merkel – Diese Playmobilfiguren sind etwas Besonderes:
Eine Erfolgsgeschichte made in Germany
1974 fand sich nach der ersten großen Enttäuschung auf der Nürnberger Spielwarenmesse doch noch ein Interessent: Ein Einkäufer aus den Niederlanden habe sich schnell für die Figuren begeistert und direkt riesige Mengen geordert – und zwar so viel, dass es die Kapazitäten von Brandstätters Firma überstieg, erzählt Brandstätter später einmal.
Hals über Kopf vergrößerte er deshalb seine Firma, stellte sie ganz auf Playmobil um und lieferte schon im ersten Jahr Figuren für drei Millionen Mark. Im zweiten Jahr lag der Umsatz bereits bei 30 Millionen, im dritten bei über 100 Millionen.
1976 kamen weibliche Figuren dazu, außerdem Fahrzeuge, Häuser, Tiere und schließlich ganze Spielwelten wie der Zirkus oder die Pirateninsel.
Ein universelles Spielzeug
Bei Kindern ist das 70er-Jahre-Spielzeug bis heute beliebt – zumal die Firma ständig neue Serien auf den Markt bringt und mittlerweile sogar eigene Fantasy-Szenarien kreiert. Doch auch die Klassiker kommen noch immer gut an.
Doch die Figuren sind längst nicht mehr aufs Kinderzimmer beschränkt: Es gibt Napoleon und Goethe als Playmobilmännchen – oder Martin Luther, der mit einer Million verkauften Exemplaren die erfolgreichste Figur überhaupt ist.
Auf YouTube werden Klassiker der Weltliteratur mit Playmobil nacherzählt, auch Opern oder die Schöpfungsgeschichte werden mit den kleinen Figuren dargestellt. Und Profi-Sammler entwickeln komplexe Dioramen für Museen oder Ausstellungshallen.