Die US-Wahlen und ihre beiden wichtigsten Kandidaten stehen sinnbildlich für das ganze Land: „Die Gräben sind tatsächlich jetzt in den letzten Jahren massiv tiefer geworden, als sie je waren“, sagt Prof. Britta Waldschmidt-Nelson. Es gehe dabei aber nicht nur um ein Wahlkampf, sondern um einen kulturellen Kampf.
Nicht mehr politischer Gegner, sondern persönlicher Feind
In den USA habe es in der Politik schon immer eine starke Polarisierung gegeben, sagt Britta Waldschmidt-Nelson, Professorin an der Universität Augsburg. „Dass man jedoch den politischen Gegner nicht mehr als Gegner, sondern als Feind betrachtet – in diesem Ausmaß hat es das noch nie gegeben.“
Kamala Harris als Verkörperung von Amerikas Diversität
Kamala Harris verkörpere allein durch ihre Herkunft – ihre Wurzeln liegen in Puerto Rico und Indien, und sie ist mit einem weißen Juden verheiratet, selbst aber christlich aufgewachsen – „genau diese Diversität Amerikas, die viele progressive Menschen als die Zukunft des Landes sehen“, erklärt die Historikerin.
Doch umgekehrt sähen viele Trump-Anhänger darin genau das, was die konservative weiße Vorherrschaft infrage stelle.
Machismo ein Hindernis für Harris
Doch gerade in der schwarzen Community findet Harris unter den Männern keine Zustimmung: „Ein gewisser Machismo ist in Teilen der Black Community, die vom schwarzen Nationalismus angehaucht sind, schon immer vorhanden“, erklärt Waldschmidt-Nelson.
Ein noch wichtigerer Grund sei jedoch, dass sich viele – und das betreffe nicht nur Schwarze – aus einkommensschwachen Schichten einfach zutiefst von den Demokraten enttäuscht fühlen.
Männlichkeit: Ein zentrales Thema für Trump
Was Harris schaden könnte, könnte hingegen Trump zugutekommen, da das Thema „Männlichkeit“ zentral für seinen Wahlkampf sei, beobachtet Simon Wendt, Professor für Amerikanistik an der Goethe-Universität Frankfurt. Das komme bei den männlichen Wählern gut an.
„Ein Grund ist, dass Trump tatsächlich für eine Art von Männlichkeit steht, die speziell bei Männern ankommt, die keinen Universitätsabschluss haben und die sich selber diskriminiert fühlen“, erklärt Wendt im SWR Kultur Podcast „Was geht. Was bleibt?“.
US-Wahl Verhelfen die jungen Männer Trump zum Sieg?
Noch steht kein Gewinner fest, doch ein Erfolg Trumps bei der US-Wahl zeichnet sich allmählich ab. Vor allem bei jungen Männern und bei Latinos konnte der Republikaner punkten. Vo…
Die US-Wahl: Mann gegen Frau?
Und obwohl der Fokus dieses Wahlkampfes stark auf das Geschlecht gerichtet ist, beobachtet Wendt, wie Harris das Thema Geschlecht ganz bewusst von ihrer Person trennen zu versucht. Ganz im Gegensatz zu Hilary Clinton, die 2016 die US-Wahl gegen Trump verlor.
Thema Abtreibung könnte Wahlausgang bestimmen
Eine wichtige Rolle beim Wahlkampf spielte das Thema Abtreibung: Ein Thema, das laut Simon Wendt US-Wahl tatsächlich drehen könnte. Denn gerade Frauen könnten deshalb vermehrt zur Wahl gehen und mit ihrer Stimme für die Demokraten entscheiden, dass Kamala Harris ins Weiße Haus einzieht.
Popkultur in der Politik Von Billie Eilish bis Taylor Swift: Wie beeinflusst die Popkultur die Politik?
Immer mehr Popstars beziehen eine klare Position zur US-Wahl. Dass Kunstschaffende in den USA sich zu politischen Wahlen äußern, hat eine lange Tradition. Auch in Deutschland rückt das Wahljahr näher aber wie sieht es hierzulande aus?
Pop-Ikone sprechen sich im Wahlkampf aus
Viele prominente Frauen haben sich bislang für Kamala Harris ausgesprochen, darunter Julia Roberts, Jennifer Lopez, Billie Eilish oder Taylor Swift. Neben Hollywood-Größen wie Harrison Ford und Robert DeNiro oder Basketballer LeBron James hat sogar der Republikaner Ex-Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, seine Unterstützung für Harris erklärt.
Die Unterstützerliste für Trump ist deutlich kleiner. Zu seiner Wahl riefen unter anderem Musiker Kid Rock, Comedian Russell Brand oder X-Besitzer Elon Musk auf.
Britta Waldschmidt-Nelson findet, dass „der Einfluss dieser Pop-Ikonen nicht überschätzt werden sollte“, dass gleichzeitig aber der Einfluss von Menschen wie Elon Musk, die Millionen in den Wahlkampf investierten, durchaus Gewicht in die Wagschale werfen würden.
USA Wegen Taylor Swift: Mehr Leute wollen wählen gehen!
Nach dem TV-Duell von Trump und Harris hat Taylor erklärt, wen sie unterstützt und ihre Fans zum Wählen aufgefordert.
Kommunikationswissenschaft US-Wahl: Welche Rolle spielt Desinformation?
Am 5. November entscheidet sich das Rennen um die Präsidentschaft der USA. Laut Prognosen wird es knapp zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Auch diesmal ist die Frage, welche Rolle gezielte Desinformation spielt. Wie groß ist der Einfluss solcher Kampagnen wirklich? Was sind US-spezifische Faktoren?
Christine Langer im Gespräch mit Anja Braun, SWR-Wissenschaftsredaktion