Julia Kleinbeck und Lucie Langston tauschen sich zeichnend in ihren „Connecting Stories“ über feministische Themen aus. Es geht um Verbundenheit und Zusammenhalt, um Sichtbarkeit für Themen, die Frauen bewegen. Ihre „Graphic Essays“ können Sie bei ARD Kultur sowie in der Digitalen Kunsthalle des ZDF erleben.
„Connecting Stories“ Kapitel 1: zu Hause:
Im ersten Kapitel geht es um weibliche Rollenbilder zu Hause. Welche Rollenbilder und Geschlechterrollen gibt es noch heute und welche gibt es schon ganz lange? Wie sehr sind diese noch immer in der Gesellschaft verankert und wo möchte man ausbrechen? Diese Fragen verarbeiten Julia Kleinbeck, Lucie Langston und Janna Klävers in ihrem ersten Graphic Essay.
Gastkünstlerin: Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Auf dem kurzen Weg zwischen Haltestelle und zu Hause liegt so viel Schönheit.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Gewohnte Muster ...
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
... alte Bekannte ...
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
... und zufällige Begegnungen.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Geschlechtliche Einordnung prallt in mein Gesicht. Ein offensichtlich weibliches Objekt.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Ganz objektiv: Wusstest du, dass eine Wäscheklammer eine Vulva in sich birgt? Siehst du sie auch?
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Was? Das ist dir schon zu grafisch? Komm wir nehmen Dich mit auf eine Venture!
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Ich nehme den Beutel in meine Obhut und nehme ihn heim.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Hestia war die Beschützerin von Heim und Herd im alten Griechenland.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Am Herd: Unter Druck, unter Dampf.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Der Herd bildete das Zentrum des heimischen Lebens.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Hestia gab ihren Platz im Olymp zugunsten von Dionysos auf.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Ihren kleinen Bruder Zeus bat sie ewig Jungfrau bleiben zu dürfen.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Still, bescheiden, keusch und rein.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Ein immer wieder auftauchendes Muster unserer Geschichte.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Die Frauen und ein Reinheitsgebot.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Muster.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Muster.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Immer wieder diese Muster.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Wiederkehrende Muster.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Bin ich Komplizin eines Systems?
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
Wie lange wollen wir die Vulvinchen noch unter unseren Röcken verstecken?
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janna Klävers
„Connecting Stories“ Kapitel 2: Roadtrip / #backtometoo:
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der MeToo-Bewegung. Die Künstlerinnen Julia Kleinbeck, Lucie Langston und Janne Marie Dauer verarbeiten in diesem Graphic Essay ihre persönlichen Erfahrungen mit der MeToo-Debatte. Von übergriffigen Fahrschul-Szenen und Dick Pics zu Catcalling, die drei nehmen euch mit auf einen Roadtrip der Unsicherheiten auf der Straße.
Gastkünstlerin: Janne Marie Dauer
Roatrip / #backtometoo II
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Sie sind noch immer da, diese täglichen Angriffe im öffentlichen Raum.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Die Verletzungen, die Verwundungen.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Ein Rückspiegel ist nicht nur zum Schminken da.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
... sagt mein Fahrlehrer unvermittelt.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Ebenso unvermittelt landet seine Hand zwischen meinen Beinen. Ich zittere.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
„Warum habe ich die Hand noch immer am Steuer und kann die Situation doch nicht lenken?”
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Dickpics sind ein echtes Phänomen. Kaum Eine* wollte sie, kaum Einer* möchte es gewesen sein. Trotzdem bleiben die Pimmelbilder omnipräsent.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
„Dickpic, das – ein umgangssprachliches Kurzwort für ein Penisbild, das über das Internet verschickt wird, aber auch per konventioneller Post versandt oder anderweitig veröffentlicht werden kann, z.B. durch Aufkleber, Poster oder Graffiti.” *Quelle: Wikipedia
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Wie ließe sich dieser lästigen ,Aufmerksamkeit‘ begegnen?
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Stellen wir unsere Sexualorgane entschieden oder aufgeschlossen entgegen?
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Stellen wir IHN zur Rede? Und wenn ja, mit welchen Worten?
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Habe ich diese Aufmerksamkeit provoziert? Ist der Rocksaum der Pegelstand dafür, wie sehr mir nachgestellt werden darf?
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Habe ich mir ein Dickpic verdient?
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Oder ignorieren wir das Gesehene?
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
...
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
NEIN!!!
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Gehen, gehen.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Weiter gehen.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Der sogenannte „1000 Yard Stare”, mental bin ich schon daheim, vom Blick beschützt.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Anhaften an die Unsichtbarkeit.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
Leider noch nicht ganz angekommen.
ARD Kultur/Lucie Langston, Julia Kleinbeck, Janne Marie Dauer
„Connecting Stories“ Kapitel 3: Der Körper / Die Macke:
Kapitel drei dreht sich um das Thema Körper. Schäme ich mich für meinen Körper? Wie komme ich mit großen Veränderungen meines Körpers klar? Und wie ist es, wenn plötzlich zwei neue Körper in meinem Leben sind? Diese Fragen stellen sich Julia Kleinbeck, Lucie Langston und Julia Trachsel im dritten Kapitel von Connecting Stories.
Gastkünstlerin: Julia Trachsel
Der Körper / Die Macke III
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
"Das große Gedächtnis der Scham ist sehr viel klarer und erbarmungsloser als jedes andere. Es ist im Grunde die besondere Gabe der Scham." - (Annie Ernaux, Erinnerung eines Mädchens)
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
"Erinnerst du Dich an den Moment, in dem Dir Dein Körper zum ersten Mal bewusst wurde?"
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Als Kind hat meine Oma das Nudelholz genommen und ist damit über den Bauch gerollt. "Der Speck muss weg" haben wir gemeinsam gekichert.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Es fühlt sich gut an.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Nun ist der Körper Arbeit. Immer.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Wieso sind wir so fasziniert von unserem Äußeren? - Woher diese Obsession?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Mit dem Handy auf Körpererkundungstour.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Ständig. Überall.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Warum wird mein Strich immer schwächer, blasser? Jetzt wo es um das Intimste geht?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Da ist die Macke.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Badezimmer. Schutzraum. Schamraum.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Jedes Mal wenn ich auf dem Klo sitze, halte ich meine Hände unter den Bauch. Kneife ein wenig. Unbewusst
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Jedes Mal wenn ich auf dem Klo sitze, halte ich die Luft an, als könnte ich eine Bewegung verpassen. Ich sehe dich.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
"Mama, wo bist du jetzt?"
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Jetzt, wo ich selbst ein Kind bemuttere.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Es sind zwei. Es sind zwei neue Körper, die jetzt Liebe, Geborgenheit und Fürsorge benötigen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Ich brauche Dich, so wie Du mich brauchst.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Zwei Körper in ihrer Vulnerabilität gebunden.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
"Du bist wunderschön", sagt die Mutter, die ihr Kind gebar.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Doch meine Mutter ist nicht mehr da.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
"Ich habe damals nur so viel gegessen, wie Du gebraucht hast. Nach der Schwangerschaft habe ich kein Gramm zugenommen. Ich habe mich toll gefühlt!" erklärte mir meine Mutter.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Heute gibt es für das Bestreben von Frauen zu jeder Zeit sexuell attraktiv zu bleiben andere Worte. Die "Fuckability" halten zum Beispiel.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Oder der Begriff "MILF", also eine "Mom, I'd like to fuck". Das will man sein. Das muss man sein.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Heute sehe ich, wie abhängig meine Mutter von ihrem Körper war, wie abhängig von ihren Männern.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Der Körper als einziges Einflussmittel. Als Sicherheit ein Wertgegenstand.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Und das Kind, das abhängig vom Körper der Mutter ist. Eine Verkettung von Fürsorge, Sorge, Arbeit und Abhängigkeit. Es tut mir leid.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
"A cultural fixation on female thinness is not an obsession about female beauty but an obsession about female obedience." (Naomi Wolf, The Beauty Myth)
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Welche Zahl definiert heute mein Körpergefühl?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Was ist noch im Normbereich?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Alles was verkörpert wird, wird sichtbar, nimmt Form an. - Viel zu explizit.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Plötzlich wird dir dein Körper bewusst.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Den Platz, den er einnimmt.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Er bindet dich, macht dich sichtbar, hindert dich.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
"Wem gehorchst Du?"
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
Ich mag es, meinen Körper zu vergessen. Ihn als das anzunehmen, was er ist. Notwendig. Nicht mehr und nicht weniger.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
(Wie der Gang zur Toilette.)
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Julia Trachsel
„Connecting Stories” Kapitel 4: Erinnerung – Aufbrechen
Kapitel 4 zeigt den Leser*innen Erinnerungen, die die Künstlerinnen Julia Kleinbeck, Lucie Langston und Antonia Kühn geprägt haben. Erinnerungen an Vergangenes, an Historisches, an Momente und Menschen. Ein Blick von erwachsenen Frauen auf die (ihre) Vergangenheit.
Thematisch erwarten uns in Kapitel 4 Erinnerungsfetzen an die Pubertät, die Zeit der großen Ungewissheit, des Aufbruchs, des Verliebens, des Scheiterns, des Mauerfalls und was passiert, wenn Erinnerungen anfangen zu verblassen.
Gastkünstlerin: Antonia Kühn
Erinnerung / Aufbrechen IV
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Ich war zehn Jahre alt, als die Mauer fiel. Jahrelang hatte ich durch mein Ostberliner Kinderzimmerfenster auf sie geschaut. Ich konnte in den Wohnungen auf der anderen Seite winzige Menschen erkennen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Plötzlich fehlte ein Stück der Mauer und man konnte einfach hindurch spazieren.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Etwa zwei Wochen später holte ich mit meinen Eltern am Hermannplatz das Begrüßungsgeld ab. Ich gab alles bei Karstadt aus, der sich direkt über der Bank befand.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Ich kaufte in der Feinkostabteilung eine Stiege Capri-Sonne Orange, in der Technikabteilung ein Solarradio und in der Spielzeugabteilung einen Leuchtdinosaurier.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Hallo Kapitalismus!
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Eben hatten wir noch mit unserer Klasse am sowjetischen Ehrendenkmal Kränze für die gefallen Soldaten niedergelegt. Ich erinnere mich genau, wie dieser Soldat mit dem kleinen Kind auf dem Arm schon von Weitem auf mich wirkte.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Monumental mit Riesenbaby. - Ich hatte immer Angst, es fällt runter und erschlägt alle.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
In meiner Grundschule wurde bei einem feierlichen Fahnenappell eine Kiste auf dem Schulhof vergraben.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Alle Schüler hatten einen Brief hineinlegen müssen, auf dem stand, was sie sich für die Zunkunft wünschten.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
In der Nacht lag ich wach und mir fiel auf, dass ich das Falsche geschrieben hatte.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Als ich dann ein paar Jahre später in die Pubertät kam, habe ich mich immer gefragt, was ich wohl gemacht hätte, wenn sich die Mauer nicht geöffnet hätte.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Also auf die Parteischule hätte ich sicher nicht gehen dürfen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
„Wie das sexuelle Verlangen ist auch die Erinnerung endlos. Sie stellt Lebende und Tote nebeneinander, reale und imaginäre Personen, eigene Träume und die Geschichte.“- (Annie Ernaux, Die Jahre)
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
In meiner Erinnerung war sie wunderschön.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Ich lernte Anna im Jahr 2000 bei ChatCity kennen. Ich war 16, sie 15. Sie saß in München, ich in Leipzig und doch waren wir mit einander verbunden.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Wir teilten eine unendliche Traurigkeit. Eine große Melancholie. Einen akuten Weltschmerz, den nur Teenager zu fühlen scheinen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Anna war da. Fast jeden Abend wärmte mich ihre Stimme durch das DECT-Telefon, das heiß an meiner Wange glühte. Ich war verliebt.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Am Telefon erzählten wir uns von einer ganz eigenen, herrlich naiven Vorstellung von Freiheit. Als Goth-Punk-Girls wollten wir nach Berlin, auf der Strasse leben, uns einen Iro schneiden.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Bis zu jenem ereignisreichen Tag, war ich die brave, die liebe und die traurigste Teenagerin gewesen, die ich je kennengelernt hatte.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Doch war ich überhaupt gewesen?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Ich entwendete meinen Eltern Geld, kaufte ein Zugticket nach München und ging mit der Hoffnung, nie mehr wieder zu kommen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Die Zugfahrt, eine Unendlichkeit. Ich war allein. Die Einsamkeit im Rücken.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Ich mache es kurz; Die Bahnpolizei fing mich ab. Ich verbrachte die Nacht in einer Ausnüchterungszelle. Am nächsten Morgen holte mich die Mutter mit einer schallenden Backpfeife ab.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Im Angesicht der Mutter saß ich wieder im Zug, mit der Ewigkeit und der Einsamkeit im Abteil.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Meiner Mutter unverzeihlich war nicht mein kleiner Ausbruch gewesen, sondern meine aufblühenden romantischen Gefühle zu einem anderen Mädchen, die sie mir mit meinem Tagebuch ausprügelte.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
In meiner Erinnerung war sie wunderschön. Aber gesehen, habe ich sie nie.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
„Manchmal schwimmen Fotos, die einem begegnen, direkt aus den Träumen heraus“ - (Katja Petrowskaja, Das Foto schaute mich an)
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Deine Erinnerung verlässt dich.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Erinnerung an meine Kindheit sind deine Geschichten. Sie verschwinden mit dir. Werden blasser.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Deine Geschichte hat mich getragen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Erinnerst Du Dich wirklich nicht?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Du hast mich getragen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Welche Farbe hat Deine Erinnerung?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Wie kann ich zu dir fahren? Zu dir aufbrechen? Dir entgegenkommen?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Laufen unsere Erinnerungen parallel?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Können sich unsere Erinnerungen treffen, wenn ich dir nun von früher erzähle?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Von ganz früher. Wie du auf dem Bahnhof groß geworden bist. Du hast dort sicher viele Abschiede und Geschichten beobachtet.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Oder von unseren unzähligen Partien „Elfer Raus!“. Du hast mich so oft gewinnen lassen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Können wir neue Tonwerte für unsere Erinnerungen finden?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
An was werde ich mich erinnern? Werde ich mich erinnern?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Egal wie ich abgefahren bin. Du hast mir mit Opa immer hinterher gewunken. Daran werde ich mich immer erinnern.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
Daran werde ich mich erinnern - wirklich?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
„Es gibt keine wirkliche Erinnerung an sich selbst.“ - (Annie Ernaux, Die Scham)
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Antonia Kühn
„Connecting Stories” Kapitel 5: Sexualität – Landschaften
Das Kapitel Sexualität ist eine Reise durch die Zeit: Von den ersten sexuellen Erfahrungen bis hin zur selbstbewussten Lustempfindung. Was hat die Künsterlinnen Julia Kleinbeck, Lucie Langston und Bernadette Schweihoff die letzten Jahrzehnte geprägt und wie hat sich ihre Sexualität verändert?
Was bedeutet sexuelle Selbstbestimmung? Welche Vorstellungen/Bilder haben sie mit 20 geprägt? Was bedeutet Sex und Lust als 30-Jährige und was macht ihre Sexualität mit 40 aus? All diesen Fragen gehen die drei im fünften Kapitel nach.
Gastkünstlerin: Bernadette Schweihoff
Sexualität / Landschaften V
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Mit fünf war Sex ein Spiel, das andere mit mir spielten.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Mit sechs war Sex dieses eine Spiel, bei dem Mädchen lernen sollen, fest im Sattel zu sitzen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Hoppe, hoppe Reiter, wenn er kommt, dann schreit er.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Mit acht war Sex für mich Barbie und Ken oder Barbie und Barbie aneinander zu reiben.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Irgendwie monoton oder bäm, bäm, bäm und dabei Ausdrücke der Freude zu stimulieren.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Mit vierzehn war Sex ein Duschkopf, der über einen Massagestrahl verfügt oder die Elektrozahnbürste meiner Mutter.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Sex war jedenfalls etwas, was im Bad statt fand. Da ist es wieder, dieses Zimmer. Und darin sitzt die Scham, wie eine alte Frau, die dir beim Onanieren zuschaut.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Die Angst schwanger zu werden...
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
... liegt ständig neben mir.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
„Die süße Frau hat gelernt, sich selbst als Objekt zu betrachten. Sie unterliegt einem permanenten Blick von außen, den sie übernimmt, auf sich selbst richtet, durch den sie sich prüft.“ - (Ann-Kristin Tlusty, Süss)
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Jahre geht es durch einen toten Wald.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Man trifft immer wieder auf ein Gegenüber.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Aber es bleibt eine ewige Trockenübung.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Dabei ist es so leicht den Vulkan zu erklimmen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
... zum Ausbrechen zu bringen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Mit 37 ist Sex plötzlich doch dazu da schwanger zu werden. Doch dazu mehr im nächsten Kapitel.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Mit 38 ist Sex gerade nicht möglich. Irgendwie ist „da unten“ nichts wie es sein soll. Ich fühle mich von meiner Vulva entfremdet. Ich will sie nicht sehen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Mit fast 40 sind schon einige Landschaften durchquert.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Und doch gibt es immer neue Gebiete zu entdecken.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Gemeinsam.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Neues Terrain erkunden.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Sich lieben lernen.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Unbekanntes Land.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Alles sehe ich mir mit dem Spiegel an.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Jedes ach so kleine Detail, welches nicht gefällt.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
Doch niemals meine Vulva, Wieso nicht?
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Bernadette Schweihoff
„Connecting Stories” Kapitel 6: Schwangerschaft / Nicht-Mutterschaft
In Kapitel 6 zeigen die Künstlerinnen Julia Kleinbeck, Lucie Langston und Magdalena Kaszuba drei Perspektiven zu den Themen Schwangerschaft und Nicht-Mutterschaft parallel: Der Weg einer Frau, die sich für ein Kind und die Mutterschaft entschieden hat. Die Gefühle der bewussten oder nicht bewussten Entscheidung Nicht-Mutter zu sein. Und die Erfahrungen mit Menschen im privaten Umfeld nach einer Abtreibung. Welche Gefühle und Erfahrungen sind mit den jeweiligen Wegen und Entscheidungen verbunden. Wo müssen sie sich täglich mit normativen Systemen auseinandersetzen? Wie sieht der Alltag jenseits des „Mutterglücks“ aus? Die drei unterschiedlichen Lebensentwürfe geben einen individuellen Einblick.
Gastkünstlerin: Magdalena Kaszuba
Schwangerschaft / Nicht-Schwangerschaft VI
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Ich habe abgetrieben.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Ich spreche anfangs offen darüber. Viele Personen aus meinem Umfeld möchten mir nun nahelegen, was sie in meiner Lage getan hätten.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Ich finde mich schnell in Gesprächen über weitere absurden Hürden wieder und darüber, dass Abtreibende vor sich selbst geschützt werden sollten. Es wabert mir viel Misogynie entgegen.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Alle führen ihre Gedanken zu meiner Abtreibung aus. Alle dürfen das. Ich nicht. Nichts von dem, was gesagt wird, hat mit mir zu tun.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Die Projektionen schieben sich direkt zwischen mich und meine Mitmenschen. Ich bin wütend. Ich fühle mich nicht ernst genommen, ungesehen und einsam. Ist es nicht mein Körper?
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Es gibt ein paar Menschen, die mich auffangen und unterstützen. Freund:innen, Fremde und auch meine Mutter. Das verhindert, dass ich in ein Loch falle.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Ich bin nun vorsichtig, wem ich von meiner Abtreibung erzähle. Ich wünsche mir aber, dass meine Entscheidung von allen respektiert wird und ich von der Gesellschaft besser aufgefangen werde, wenn ich Hilfe brauche.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Weitere Hürden und Verbote zu Schwangerschaftsabbrüchen machen mir Angst, zu sehen, was in der Welt passiert, macht mir Angst. Keine Person sollte schwanger sein müssen, die es nicht sein will.
ARD Kultur/Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Ich sitze im Hinterhof eines Cafés.
Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Mit einem Stück Vanillekuchen und einem Kaffee bin ich allein. Ich brauche Zeit für mich. Singuläre Zeit.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Ein Spatz nimmt mir gegenüber Platz. Der Raum zwischen uns scheint sich zu krümmen. Er schaut mich prüfend an. Mir ist, als wüsste er etwas.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
„Ganz schön frech!“ denke ich, als der Spatz sich auf meinen Teller traut. Trotzdem lasse ich zu, dass er so viele Kuchenkrümel wie irgend möglich in seinem kleinen Schnabel sammelt.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Ich beobachte, wie der Spatz zu einem Spalt in der Mauer fliegt. Sofort höre ich die Küken schreien. Ich ertappe mich dabei wie Ich denke: „Der Spatz ist eine Spätzin.“
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Meine Mutter sagte, kurz nachdem ich meine erste Regelblutung bekam: „Wir gehen zum Frauenarzt. Ich habe schon einen Termin gemacht. Der verschreibt dir dann die Pille.“
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
„Werde bloß nicht schwanger, das versaut dir das ganze Leben!“
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Meine Mutter ist die eindrücklichste Stimme, aber nicht die einzige Person, die mir etwas zu dem Thema zu sagen hat.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Gynäkologen, Partner, Freund:innen und Fremde - zusammen ergeben sie ein erschlagendes Bild. Ich selbst bleibe allen eine Antwort schuldig.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Über die Jahre schütten viele ihre Irrbilder, Ängste und Befürchtungen in meinen Kopf. Ich bin voll mit den Gedanken der anderen.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
So viel Angst ist an das Muttersein geknüpft. Gleichzeitig ist das Bild der Mutter, der Frau mit Kind, ein ständiger Begleiter.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Nie hätte ich gedacht, dass ich eines Tages in einem Café sitze und mit ambivalenten Gefühlen einer Mutter-Spätzin Kuchenkrümel reiche.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Ich spüre das Baby in meinem Bauch. Unglaublich, unbegreiflich.
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Magdalena Kaszuba
Der Algoritmus weiss es vor mir.
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Ich selbst führe noch immer verkopfte Analysen auf meinen Wegen und frage mich: Will ich Mutter sein?
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Ja ... ?
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Nein ... ?
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Für ein „vielleicht“ ist es zu spät.
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Auch du schwankst.
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Mein Gynäkologe hingegen ist sich sicher:
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„Wenn sie jetzt nicht schwanger werden - bei dieser Eizellenqualität - werden Sie es irgendwann bereuen.“ ... verkündet er entschieden. Ohne dass ich ihn danach gefragt habe.
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Du bist plötzlich weg. Fortan entscheide ich allein.
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Fest steht: Zum Zeitpunkt meines größten Kinderwunsches mache ich statt Schwangerschaftstest...
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... Coronatests.
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„Connecting Stories” Kapitel 7: Zu Hause II / Escape Rooms
Im letzten Kapitel von Connecting Stories beschäftigen sich Julia Kleinbeck, Lucie Langston und Lara Swiontek noch einmal mit dem Thema „zu Hause". Hier zeichnen die drei viel, hier haben sie ihren Schutzraum und hier flüchten sie sich gedanklich auch in andere Räume. Räume, an denen sie zur Ruhe kommen, an denen der persönliche und der Weltschmerz kleiner ist. Für das letzte Kapitel nehmen die drei die Leser*innen mit auf eine Reise in diese Schutzräume und wollen gemeinsam nach dem Projekt Connecting Stories hier zur Ruhe kommen.
Gastkünstlerin: Lara Swiontek
Zu Hause II / Eskape Rooms VII
ARD Kultur/ Lucie Langton, Julia Kleinbeck, Lara Swiontek
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Drei Zimmer für uns allein.
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An meinem Schreibtisch erwachsen aus Stiften ...
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Bäume,
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... werden Pflanzenwälder.
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Sie führen mich in ein erträumtes Arkadien.
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Zusammengesetzt aus Versatzstücken der Erinnerung. Sie schenken Ruhe.
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Oft verdunkelt die Einsamkeit mein Innen, mein Zimmer.
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Schattengespenster auf dem Zeichentisch.
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Der Hunger nach Unbeschwertheit. Raus in die Natur oder zum nächsten süßen Artefakt.
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Zeichnen wir gemeinsam? Lass uns erforschen, wie wir Winter und Frühling verbinden. Wir wissen doch, dass die Zeichnung dies kann. Uns erfinden.
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„Was zeichnet sich bei Dir ab?“
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Vor Fragen bin ich so gut wie nirgendwo sicher.
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Fragen, die ich mir selbst stelle: nach Sinn und Ziel, nach Wünschen und nach Zukunft.
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Doch bevor ich ganz von ihnen umhüllt werde ...
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... findet mich meine Wolke.
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Sie zeigt mir einen Ort, an dem ich Ruhe finde.
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Ich weiß, dass diese Ruhe nur von kurzer Dauer ist, aber ich lasse mich fallen.
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Die Fragen sind nie weg. Sie sind ein Teil von mir. Wo möchte ich hin? Was muss ich leisten? Was für eine Frau bin ich? Der Trick ist:
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Die Wolken dazwischen zu finden.
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Ich möchte mich bei Dir bedanken. Bei den Menschen, die mir Halt geben, die mir eine Hand gereicht haben.
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Verbundenheit.
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Wenn ich untergehe ...
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I am in deep waters. I am the borderline.
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Ich höre Deine Worte, tief unten auf dem Meeresgrund.
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Du holst mich ein, holst mich zurück. Ich tauche auf. Du nimmst mich in den Arm, sagst mir Bescheid, dass alles gut wird und immer war.
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Du bist meine Freundin, mit der ich zusammen durch diese Krise zeichne.
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„Dank Dir bin ich ins kalte Wasser gesprungen, um mein Herz schlagen zu hören.“
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„Connecting Stories“: Feministische Gespräche in Comic-Form
Das Short Graphic Essay-Projekt „Connecting Stories“ behandelt in verschiedenen Kapiteln Themen, die junge Frauen heute beschäftigen, wie etwa Körper, Sexualität, Mutterschaft. Zwei Künstlerinnen reagieren mit ihren Comic-Zeichnungen aufeinander.
„Wir fokussieren uns auf den Zusammenhalt von Frauen. Unsere Verbundenheit macht uns stärker und bedeutet Anerkennung und Sichtbarkeit.“
Außerdem laden sie sich zu jedem Kapitel noch eine Gastkünstlerin ein. So gibt es zu jedem Thema verschiedene Meinungen. Eine Bilder-Konversation entsteht, ein Dialog aus Comics.
SWR Gewinner bei den ARD Kultur Creators
„Connecting Stories“ ist das Gewinnerprojekt des SWR beim „ARD Cultur Creators“-Wettbewerb. Idee und Umsetzung des Kunstprojekts stammen von den beiden Künstlerinnen Lucie Langston aus Mainz und Julia Kleinbeck aus Karlsruhe. Sie setzten sich mit ihrer Idee gegen mehr als 100 andere Projekte aus dem Südwesten durch.
Mehr zum Projekt Connecting Stories bei ARD Kultur
Julia Kleinbeck –Illustratorin, Comiczeichnerin und Dozentin
Julia Kleinbeck ist Illustratorin, Comiczeichnerin und Dozentin. Sie lebt und arbeitet in Karlsruhe. Ihre meist schwarz-weißen Zeichnungen sind für sie wie ein Tagebuch, mit denen sie Erlebtes und ihre Eindrücke dokumentieren kann. Hinter ihren monochromen Schattierungen verbergen sich Geschichten und Eindrücke, die sie durch Sprache gar nicht zu erzählen im Stande sei.
Lucie Langston –Illustratorin und Comiczeichnerin
Lucie Langston
ard-foto s1
Lucie Langston ist Illustratorin und Comiczeichnerin aus Rheinland-Pfalz und wohnt in Mainz. Sie arbeitet digital, autobiografisch und politisch. Ihre Lieblingsfarbe ist blau. Lucie ist es wichtig, mit ihren Zeichnungen auf Ungerechtigkeiten und Missstände aufmerksam zu machen. Die politische Aussage ist ihr wichtiger, als etwas zu zeichnen, „weil es halt hübsch anzusehen ist“.