Nibelungenfestspiele Worms 2023

„Brynhild“ als Begegnung mit Identitäten: „Ich möchte andere Körper auf dieser Bühne sehen“

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Martin Gramlich
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Dominic Konrad

Am Freitag, dem 7. Juli starten am Wormser Dom die Nibelungenfestspiele 2023. Im Zentrum des zweiwöchigen Festivals steht „Brynhild“, eine Neuinszenierung des Sagenstoffes aus der Perspektive der Walküre. Ein großer Teil des Stücks beschäftige sich mit der Auslegung der eigenen Identität, verrät Regisseurin Pınar Karabulut im Gespräch mit SWR2.

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Brynhild möchte aus dem Helden-Narrativ aussteigen

Im Zentrum der Handlung stehe die Frage, wer über das Schicksal einer Person bestimmen dürfe, erklärt Karabulut: „Entscheide ich, wer ich sein darf in diesem Leben? Oder entscheiden das, wie im Fall von Sigurd und Brynhild, die Eltern und die Götter?“

Für Pınar Karabulut, die als Regisseurin an Häusern wie dem Maxim-Gorki-Theater, der Volksbühne oder den Münchner Kammerspielen inszeniert, ist es die erste Freilicht-Produktion auf einer so großen Bühne. Ihr Regiekonzept ermögliche es der Hauptfigur Brynhild, sich ins Nibelungenlied „reinzuhacken“ und dadurch den Lauf der Geschichte zu verändern: „Sie versucht bei uns zu sagen: Ich möchte aus der Mythologie aussteigen. Ich möchte aus dem Helden-Narrativ aussteigen.“

So sehen die Kostüme der diesjährigen Produktion aus:

„Ich möchte andere Körper auf dieser Bühne sehen“

Als Regisseurin interessiere sie nicht das Geschlecht oder eine genderspezifische Zuschreibung ihr Darsteller*innen, betont Karabulut. Stattdessen fokussiere sie auf die Frage, was die Figur psychologisch ausmache.

Ganz offensichtlich wird dies etwa in der Besetzung des Machtstrategen Hagen, den Karabulut mit der schwarzen Schauspielerin Ruby Commey besetzt hat. Wichtig sei es ihr gewesen, eine zerrissene Figur darzustellen: die Machtbesessenheit einerseits und die Bereitschaft, in der zweiten Reihe zu stehen, zum Anderen. „Warum soll das eine Frau nicht können?“, fragt die Regisseurin.

Sich als junge Regisseurin mit der „urdeutschen“ Sage der Nibelungen auseinanderzusetzen, bedeute für sie auch, sich über die Erzählperspektiven klar zu werden. Die Vergewaltigung Brynhilds werde es bei ihr nicht geben, auch werde der Königinnenstreit anders aussehen als bisher. „Ich möchte andere Körper auf dieser Bühne sehen“, erklärt Karabult, „ich möchte andere Menschen die Texte sprechen hören“.

Uraufführung am Wormser Dom Überreizt und verkatert: „Brynhild“ bei den Nibelungenfestspielen

Für Mitleiden und die universelle Themen lässt die Inszenierung keinen Raum. Regisseurin Pınar Karabulut präsentiert einen poppig-schrillen Abend, der keine Helden kennt.

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