Es ist ruhig geworden im Festhaus in Winnweiler. Kaum ein Schüler schaut mehr auf das Smartphone. Die Aufmerksamkeit der Jugendlichen liegt voll und ganz auf der Leinwand. Sie sehen Filmszenen, in denen ein Mann seine schwangere Frau zusammenschlägt. Wenige Meter daneben steht der zehnjährige Sohn, der alles mitansehen muss.
Gemeinsam haben sich um die 130 Schülerinnen und Schüler des Wilhelm-Erb-Gymnasiums sowie der Albert-Schweitzer-Realschule plus in Winnweiler den ARD-Spielfilm "Ein Mann seiner Klasse" angesehen. Darin wird die Kindheit des Kaiserslauterer Autoren Christian Baron beschrieben. Er ist in Armut und mit einem gewalttätigen Vater aufgewachsen, der zudem alkoholkrank war.
Szenen von Gewalt im Film gehen Schülern in Winnweiler nahe
Der Film "Ein Mann seiner Klasse" berührt die Schüler offensichtlich. Einige halten sich erschrocken die Hand vor den Mund – der Schock ist ihnen teilweise ins Gesicht geschrieben. Eine Schülerin muss vor lauter Emotionen sogar den Saal verlassen. Die Armut und Gewalt, die der zehnjährige Junge im Film zu spüren bekommt, lässt hier keinen kalt. "Ich hatte die ganze Zeit Gänsehaut", sagt eine Schülerin später.
Talkrunde zu Armut und Gewalt in der Familie
Nach der Vorführung haben Schüler und Pädagogen gemeinsam in einer Talkrunde über den Film gesprochen. Mit dabei war auch der frühere Schulsozialarbeiter und Pädagoge Sven Weingarth. Nach dem Tod seines Vaters ist er mit einem gewalttätigen Stiefvater aufgewachsen. Auch seine Mutter hat ihn damals geschlagen, wie er erzählt.
Sven Weingarth hat den Schülerinnen und Schülern in Winnweiler auch Mut machen wollen, sich in ähnlichen Fällen Hilfe zu holen. Als betroffene Person aktiv auf Leute zuzugehen und sich beispielsweise Freunden anzuvertrauen, sei wichtig, erklärt er.
Viele Jugendliche im Donnersbergkreis wohl von Gewalt betroffen
Der Pädagoge sagt, dass viele Jugendliche wohl selbst von Gewalt in der Familie betroffen seien. Laut Sven Weingarth ist es in diesen Situationen wichtig, sich klarzumachen, dass man als Kind oder Jugendlicher keine Verantwortung für die gewalttätigen Eltern übernehmen müsse.