Die politische Ausgangslage
Seit der Bundestagswahl 2009 scheint der einstmals SPD-dominierte Wahlkreis 205 fest in CDU-Hand: Zunächst war Ute Granold die Siegerin, seit 2013 holte sich Ursula Groden-Kranich das Direktmandat. Und das, obwohl es in der Landeshauptstadt einen SPD-Oberbürgermeister gibt und die SPD bei den Landtagswahlen im Frühjahr hier stärkste Partei wurde.
Die Sozialdemokraten im Wahlkreis Mainz setzen diesmal ganz auf Jugend. Ihr Kandidat heißt Daniel Baldy und ist 27 Jahre alt.
Können die Grünen vom positiven Trend der Landtagswahl profitieren? In Mainz holten sie ihr einziges Direktmandat, die Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner will das auch für den Bund schaffen.
Vor vier Jahren holten die Christdemokraten 32,7 Prozent der Stimmen und damit über zehn Prozentpunkte mehr als die Sozialdemokraten. Auch die Mainzer FDP lag über dem Bundesergebnis ihrer Partei. Die AfD schaffte knapp über acht Prozent der Stimmen im Mainzer Wahlkreis und damit rund vier Prozentpunkte weniger als im Bund.
Die größten Herausforderungen vor der Bundestagswahl
Es ist vor allem für die SPD eine schwierige Ausgangslage: Mit einem jungen, noch recht unbekannten Kandidaten treten die Sozialdemokraten gegen zwei etablierte Frauen von CDU und Grünen an.
Außerdem gibt es mit dem Obdachlosenarzt Gerhard Trabert eine Konkurrenz, die vor allem die Sozialdemokraten Stimmen kosten könnte. Trabert ist für sein soziales Engagement über die Grenzen von Mainz hinaus bekannt. Der parteilose Trabert wird von Die Linke unterstützt.
Die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten
Bislang bewerben sich sieben Kandidat*innen um das Direktmandat im Wahlkreis 205 Mainz für die Bundestagswahl 2021.
Derzeit hat es Ursula Groden-Kranich von der CDU inne, 2013 zog die gelernte Bankkauffrau erstmals direkt in den Bundestag ein. Sie tritt damit zum dritten Mal an.
Der Kandidat der SPD heißt Daniel Baldy. Der 26-Jährige ist politisch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Bislang war er vor allem auf kommunaler Ebene aktiv. Er war vom SPD-Kreisverband Mainz-Bingen aufgestellt worden und hatte sich überraschend gegen die Kandidatin des vermeintlich einflussreicheren SPD-Stadtverbandes Mainz in einer Stichwahl durchgesetzt.
Tabea Rößner tritt für die Grünen an, bereits zum vierten Mal. Das Direktmandat konnte sie bisher nicht holen, zog aber immer über die Landesliste ihrer Partei in den Bundestag ein. Seit 2009 ist sie somit ununterbrochen Mitglied der Grünenfraktion in Berlin.
Für die AfD geht erneut Sebastian Münzenmaier ins Rennen. Der 32-Jährige sitzt bereits in der laufenden Legislaturperiode für seine Partei im Bundestag. Dort ist er Vorsitzender des Ausschusses für Tourismus.
Friedrich Sartorius ist der Kandidat der FDP. Der 32-jährige Jurist engagiert sich vor allem in den Themen Bildung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Die Partei Die Linke hat einen parteilosen Direktkandidaten nominiert. Gerhard Trabert ist in Mainz als engagierter Obdachlosenarzt und Sozialmediziner bekannt.
Gerhard Wenderoth tritt bereits zum dritten Mal für die Freien Wähler im Wahlkreis Mainz an. Der Unternehmer ist Vorsitzender der Freien Wähler Mainz. Er ist einer von insgesamt acht Direktkandidaten im Wahlkreis, deren Partei nicht im Bundestag vertreten ist.
Dazu gehört auch Bodo Noeske, Versicherungsvertreter, der für die Piratenpartei antritt. Michael Ruf wohnt in Mainz-Marienborn, ist Informatiker und tritt für die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) an. Die Europapartei Volt schickt Florian Köhler-Langes im Wahlkreis 205 ins Rennen, er arbeitet beim Statistischen Bundesamt. Für die Klimaliste tritt Sebastian Seiffert, Professor für Physikalische Chemie und Daniela Zaun aus Mainz ist Direktkandidatin der Spaßpartei "Die Partei" .
Dazu kommen David Kaufmann (Die Humanisten), Jörg Heuser (Basisdemokratische Partei Deutschland) und Markus Heil (Mit Sachverstand die Zukunft gestalten).
Die Top-Themen im Wahlkampf
Die Landeshauptstadt Mainz im Herzen des Wahlkreises bestimmt die wichtigsten Themen für die Bürger in der Region. Vor allem bezahlbarer Wohnraum ist knapp, Mainz ist Teil des Ballungsraums Rhein-Main.
Die Stadt gehört zu den am höchsten verschuldeten Kommunen in ganz Deutschland. Das könnte sich nun aber bald ändern. Der Corona-Impfstoff-Entwickler und -Produzent Biontech, der seinen Sitz in der Landeshauptstadt hat, könnte mit künftigen Gewerbesteuerzahlungen die finanzielle Situation der Stadt Mainz deutlich verbessern. Deshalb ist die Stadtverwaltung auch sehr bemüht, alle Wünsche von Biontech in Bezug auf Expansion zu erfüllen.
Mit Schott Mainz und Boehringer Ingelheim gehören weitere international bedeutende Firmen zum Wahlkreis, bei denen weltweiter Handel und Produktion entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg sind. Strafzölle und Handelsbeschränkungen träfen somit auch den Wahlkreis 205.
Auch das Thema Verkehr, und hier insbesondere der Verkehrslärm, spielt eine große Rolle. Dabei dominiert der Fluglärm die Diskussionen. Von an- und abfliegenden Maschinen am Frankfurter Flughafen sind Mainz und das rheinhessische Umland besonders betroffen. Weitere Verkehrsthemen sind außerdem der sechsspurige Ausbau der A643 vom Dreieck Mainz bis zur Schiersteiner Brücke und eine weitere Verbindung über den Rhein bei Bingen oder Ingelheim.
Mainz ist außerdem eine Medienstadt. Zwei öffentlich-rechtliche Sender, SWR und ZDF, haben hier ihren Sitz. Dazu kommen einige private Sender. Die bundesdeutsche Medienpolitik ist deshalb im Wahlkreis von besonderer Bedeutung.