Die politische Ausgangslage
Julia Klöckner geht als politisches Schwergewicht in diesen Wahlkampf. Als Ministerin für Landwirtschaft und Ernährung im Bundeskabinett in Berlin ist sie bundesweit bekannt. Zusätzlich kann sie sich im Wahlkreis 201 auf eine stabile Mehrheit ihrer CDU stützen: 2005 gewann Klöckner das Direktmandat in Kreuznach, 2013 und 2017 holte Antje Lezius für die CDU den Sieg. Für die jetzige Wahl musste sie aber Klöckner wieder das Feld überlassen.
Aussichtsreichster Gegenkandidat ist Joe Weingarten von der SPD. Vor vier Jahren unterlag er der CDU-Kandidatin Lezius knapp, rückte später dann aber doch in den Bundestag nach, hat also ebenfalls "Berlin-Erfahrung".
Die SPD ist in der Region Bad Kreuznach/Birkenfeld im Aufwind. Bei der Landtagswahl im Frühjahr konnten die Sozialdemokraten die CDU deutlich hinter sich lassen.
Drittstärkste Kraft bei der Bundestagswahl 2017 war die AfD mit ihrer Kandidatin Nicole Höchst, die damit über die Landesliste ihrer Partei in den Bundestag einzog.
Die größten Herausforderungen vor der Bundestagswahl
In dem Wahlkreis, der von Feldern, Wiesen und Wäldern geprägt ist, passt eine Bundesministerin für Landwirtschaft, Forsten und Ernährung als Direktkandidatin wie die Faust aufs Auge. Allerdings hat sich Julia Klöckner mit ihren Gesetzesinitiativen und Entscheidungen nicht nur Freunde unter den Landwirten und Waldbesitzern gemacht. Tatsache bleibt, dass der Wahlkreis 201 der einzige in Rheinland-Pfalz ist, in dem eine amtierende Bundesministerin antritt.
Joe Weingarten hat dagegen parteiintern seine Schwierigkeiten. Seine Parteigenoss*innen wählten ihn auf der Landesliste auf den vorletzten Platz. Gewinnt er nicht das Direktmandat, dürfte er keine Chance haben, wieder in den Bundestag zu kommen.
Die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten
Für die CDU tritt die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner an. Sie wohnt in Bad Kreuznach und hat in dieser Legislaturperiode kein Bundestagsmandat. Klöckner hat den Wahlkreis in der Vergangenheit (2005 und 2009) bereits zwei Mal gewonnen.
Joe Weingarten tritt für die SPD an. Bei den letzten Bundestagswahlen musste sich Weingarten knapp der CDU-Kandidatin Lezius geschlagen geben. In seinem Kreisverband war der 59-Jährige nicht unumstritten, letztlich aber einziger Kandidat.
Nicole Höchst ist die Kandidatin der AfD. Sie sitzt bereits seit vier Jahren im Deutschen Bundestag und möchte ihr Mandat verlängern.
Direktkandidat der Freien Demokraten ist Marvin Griesbach. Er ist Student an der Technischen Hochschule in Darmstadt und wohnt in Bad Kreuznach.
Für die Grünen geht Christoph Benze ins Rennen. Der 52-Jährige stammt aus Bad Kreuznach und arbeitet für die Landesregierung in der Staatskanzlei in Mainz.
Eva Eisenhardt-Borsche zieht für die ÖDP in den Wahlkampf. Die 65-jährige lebt in Bad Kreuznach und hat dort eine Hausarztpraxis. Für die Freien Wähler geht Rouven Hebel an den Start. Der verheiratete Polizeibeamte ist erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Baumholder und Bürgermeister in Berschweiler. Fabian Krug tritt als Direktkandidat für Die Partei an.
Der Kandidat der Basisdemokratischen Partei Deutschlands (dieBasis) heißt Stefan Viel, ist kaufmännischer Angestellter und wohnt in Hackenheim. Die Liberal-Konservativen Reformer (LKR) haben den Fürfelder Winzer Stephan Schlitz aufgestellt. Ron-David Röder tritt für die Europapartei Volt an, er ist Projektmanager und wohnt in Ingelheim. Die Physikerin Doris Vollmer ist die Direktkandidatin für die Klimaliste, sie wohnt in Mainz.
Die Top-Themen im Wahlkampf
Im Wahlkreis 201 spielt der Tourismus eine große Rolle. Mittelalterliche Städte, die Nähe zum Naturpark Hunsrück-Hochwald, Flusslandschaften, Kulturdenkmäler, aber auch Kurbetriebe sollen die Besucher locken. Politisch gesehen spielt also die Tourismusförderung eine große Rolle, für die Kurstädte auch die Gesundheitspolitik.
Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist auch der Truppenübungsplatz Baumholder, der von der Bundeswehr, aber auch von Soldaten anderer Nationen genutzt wird. Dazu kommen der Umwelt-Campus Birkenfeld, der zur Hochschule Trier gehört. In den Bereichen Umweltrecht, Umwelttechnik und Umweltplanung lernen und forschen dort rund 2.400 Student*innen. Bildungspolitik und die Förderung der Forschung sind deshalb wichtige Faktoren für die Region.
Beim Ausbau des schnellen Internets gibt es noch viele weiße Flecken in der Region. Die Gesundheitsversorgung ist schwierig, viele Hausarztpraxen schließen, weil sich kein Nachfolger findet. Krankenhäuser liegen meist weit entfernt. Immer mehr Menschen kehren vor allem der Region Birkenfeld den Rücken, die Bevölkerungsdichte wird immer geringer. Konzepte, die die Abwanderung stoppen, sind notwendig.