Die politische Ausgangslage
Schwarz, schwärzer, Eifel - so könnte man die Wahlergebnisse aus dem Bundestagswahlkreis Bitburg lesen. Seit 1949 stellt die CDU den Wahlkreissieger. Bei den vergangenen Bundestagswahlen konnte die CDU bei den Erststimmen mehr als 50 Prozent holen. Die SPD hatte es in dem Wahlkreis immer schwer. Das hat auch mit der geografischen Lage des Wahlkreises zu tun. Er umfasst den Eifelkreis Bitburg-Prüm, den Vulkaneifelkreis sowie die Stadt Wittlich und Teile der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach. Dort leben viele CDU-Stammwähler.
Doch bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz bröckelten die CDU-Hochburgen in der Eifel. Der SPD-Kandidat gewann erneut das Direktmandat im Eifelkreis Bitburg-Prüm und auch die Freien Wähler konnten deutlich Stimmen dazugewinnen. Bei der Landratswahl in der Vulkaneifel im November 2020 gewann überraschend die SPD-Kandidatin Julia Gieseking. Der parteilose Amtsinhaber Heinz-Peter Thiel - unterstützt von der CDU - wurde abgewählt.
Ob sich dieser SPD-Rückenwind auch bei der Bundestagswahl bemerkbar macht? CDU-Mann Patrick Schnieder ist jedenfalls im Wahlkreis bekannt, seine junge SPD-Herausforderin Lena Werner muss sich erst noch bei den Wählerinnen und Wählern einen Namen machen.
Die größten Herausforderungen vor der Bundestagswahl
Eine große Herausforderung in den kommenden Monaten wird im Bundestagswahlkreis Bitburg sein, die Schäden der Unwetter-Katastrophe von Mitte Juli zu beseitigen und zu reparieren. Im Wahlkreis waren vor allem die Orte an den Flüssen Prüm, Nims und Kyll vom extremen Hochwasser betroffen.
Ein wichtiges Thema in den Landkreisen Bitburg-Prüm, Vulkaneifel und Bernkastel-Wittlich ist die medizinische Versorgung auf dem Land. Viele Hausarzt-Praxen schließen, weil der Landarzt in den Ruhestand geht und sich keine Nachfolgerin oder keinen Nachfolger findet. Viele Menschen aus der Eifel müssen bis nach Trier zum Facharzt fahren.
Die Politiker im Wahlkreis Bitburg setzen sich parteiübergreifend für schnelles Internet und eine bessere Mobilfunkversorgung ein. Es gibt in der Eifel immer noch Orte, die im Funkloch liegen oder über kein schnelles Internet verfügen. Das ist ein Standortnachteil. Unternehmen oder Start-ups machen einen großen Bogen um diese Gemeinden.
Eine weitere große Herausforderung im Wahlkreis Bitburg ist der Ausbau des ÖPNV. Beispiel: Die Fahrt von Bitburg-Erdorf nach Prüm mit Bahn und Bus dauert fast zwei Stunden, mit dem Auto nur knapp 30 Minuten. Mit neuen Linienbündeln und einer besseren Taktung der Busse auch in kleine Dörfer soll der ÖPNV im Wahlkreis Bitburg attraktiver werden.
Die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten
CDU-Landeschefin Julia Klöckner nennt ihn scherzhaft "Eifel-Turm": Der CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder fällt nicht nur wegen seiner Körpergröße auf. Der Jurist aus Arzfeld sitzt seit 2009 im Bundestag. Er ist präsent sowohl vor Ort im Wahlkreis als auch in Social Media-Kanälen im Internet. Er konnte das Direktmandat immer direkt gewinnen.
Seine SPD-Herausforderin ist Lena Werner aus Wittlich. Die 26-Jährige hat Tourismuswirtschaft studiert und arbeitete unter anderem in einem großen Hotel in Köln. Auch alle anderen im Bundestag vertretenen Parteien haben Direktkandidaten im Wahlkreis Bitburg aufgestellt: Für die Grünen tritt Dorothea Hafner an. Sie ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag des Vulkaneifelkreises. Die AfD schickt Beate Härig-Dickersbach ins Rennen. Die gelernte Buchhändlerin lebt in Pelm in der Vulkaneifel. Die FDP hat den Politikwissenschaftler Ralf Berlingen aus Daun nominiert, die Freien Wähler Petra Fischer und die Linke Manuel Eppers. Ebenfalls Direktkandidaten aufgestellt haben die ÖDP (Clemens Ruhl), "die Partei" (Markus Riebschläger) und die Basisdemokratische Partei Deutschlands (Christoph Lutz).
Die Top-Themen im Wahlkampf
Da der Wahlkreis Bitburg aus drei Landkreisen besteht, gibt es auch mehrere Top-Themen in den verschiedenen Regionen. Dazu zählen eine bessere Gesundheitsversorgung, der Ausbau von schnellem Internet und attraktivere Bus- und Bahnverbindungen.
Ein großes Thema beschäftigt viele Menschen rund um Bitburg, Wittlich, Daun und Gerolstein: Der Lückenschluss der A1 zwischen Kelberg und Adenau. Wie geht es weiter mit dem schon jahrelang verzögerten Lückenschluss der A1 in der Eifel, auf den so viele Menschen in den Eifel-Dörfern warten? Berufspendler und Spediteure wären so schneller in Nordrhein-Westfalen. Umweltverbände sehen aber die Trinkwasserversorgung in der Eifel und Naturschutzgebiete in Gefahr. Sie fordern vom Land daher, die Autobahnpläne aufzugeben - und drohen mit einer Klage. Der Landesbetrieb Mobilität, LBM, möchte noch in diesem Jahr das Baurecht für das Teilstück der A1 zwischen Kelberg und Adenau erlangen.
Viele Bürgermeister in der Westeifel fordern seit Jahren den Ausbau der A60 an der deutsch-belgischen Grenze. Dort ist über mehrere Kilometer nur ein zwei- bzw. dreispuriger Ausbau vorhanden.