Die politische Ausgangslage
Ein Blick auf die Zahlen der vergangenen Bundestagswahlen zeigt: im Wahlkreis 199 - Koblenz wird verlässlich CDU gewählt. Insgesamt kamen die Christdemokraten bei der letzten Bundestagswahl auf knapp 38 Prozent. Sie verloren zwar einige Prozentpunkte, lagen aber trotzdem noch deutlich vor der SPD. Zum guten CDU-Ergebnis haben vor allem die Verbandsgemeinden Rhein-Mosel, Vallendar und Weißenthurm beigetragen, die auch zum Wahlkreis Koblenz gehören. Die Grünen blieben mit 7,9 Prozent relativ stabil, während die FDP zulegte und mehr als 10 Prozent erreichte. Auch die AfD gewann dazu und lag bei über 9 Prozent, in den Verbandsgemeinden Bad Ems und Weißenthurm sogar über 11 Prozent.
Das Direktmandat holte Josef Oster (CDU). Mit 41,3 Prozent zog er an Detlev Pilger (SPD) vorbei. Der Sozialdemokrat kam über die Landesliste in den Bundestag. Oster tritt auch bei der Bundestagswahl im September wieder an, mit guten Chancen. Er ist ein bekanntes Gesicht in der Region. Pilger verlässt mit der kommenden Legislaturperiode den Bundestag, sein Nachfolger als Bundestagskandidat für den Wahlkreis Koblenz wird Thorsten Rudolph (SPD). Er steht auf Platz drei der Landesliste.
Große Überraschung bei der FDP: Sie wählte Markus Wieseler zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2021. Wieseler ist in seiner Heimatstadt Bad Ems politisch aktiv und recht bekannt, im Wahlkreis Koblenz aber eher ein Politneuling.
Die größten Herausforderungen vor der Bundestagswahl
Zum Wahlkreis 199 - Koblenz gehören nicht nur die Großstadt Koblenz, sondern auch ländlich geprägte Gebiete wie die Verbandsgemeinden Rhein-Mosel, Vallendar, und Weißenthurm des Kreises Mayen-Koblenz und die Verbandsgemeinden Loreley und Bad Ems-Nassau des Rhein-Lahn-Kreises. Außerdem die beiden Städte Lahnstein und Bendorf.
So heterogen wie der Wahlkreis ist, so unterschiedlich sind auch die Herausforderungen. Koblenz ist ein wichtiger Bundeswehrstandort. Wird er sich im Zuge der Bundeswehr-Umstrukturierung verändern? Fragen zur Zukunft des Kommandos Sanitätsdienst und mögliche Veränderungen des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz stehen im Raum.
Koblenz ist aber nicht nur ein bedeutender Bundeswehrstandort, die Großstadt hat sich in den vergangenen zehn Jahren auch zu einem wichtigen Standort für Informationstechnologie und Multimedia entwickelt. Vor allem mittelständisch orientierte Unternehmen sind hier ansässig.
Der IT-Standort Koblenz profitiert dabei von hoch qualifizierten Hochschulabsolventen aus dem Fachbereich Informatik der Uni Koblenz-Landau. Die Uni wird 2023 getrennte Wege gehen. Koblenz wird dann ein eigenständiger Universitätsstandort, mit der spannenden Frage, ob die Uni dann ausreichend finanziert sein wird und sich personell und inhaltlich weiter entwickeln kann. Schon jetzt platzt die Uni aus allen Nähten, weil die Zahl der Studierenden von Jahr zu Jahr wächst.
Blickt man in die ländlicheren Gebiete im Wahlkreis, stehen ganz andere Herausforderungen an. In der Verbandsgemeinde Loreley steht unter anderem das Mittelrheintal im Fokus. Die Forderung nach einer Alternativtrasse für den Güterverkehr, aber auch die Planung einer Mittelrheinbrücke sind Themen, die für parteiübergreifende Debatten, auch überregional, sorgen.
Eine gute und ausreichende ärztliche Versorgung und der Erhalt der Krankenhäuser sind Themen, die die Wähler auch im Wahlkreis Koblenz bewegen. Im Rhein-Lahn-Kreis hat eine kürzlich eingesetzte Gesundheitsmanagerin die Aufgabe, die Kooperation mit den Kliniken zu betreuen. Außerdem gibt es ein Ärzte-Nachwuchsprogramm, um mehr Ärzte für den Kreis zu gewinnen. Auch in der Großstadt Koblenz ist eine gute Gesundheitsversorgung ein Thema. Hier beschäftigen die Finanzierung und der Erhalt des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein seit längerem den Stadtrat. Außerdem ist im Wahlkreis Koblenz Schnelles Internet eine Herausforderung, genau wie mehr Radwege, Klimaschutz, bezahlbares Wohnen oder der Ausbau des ÖPNV.
Die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten
Zwölf Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich um das Bundestagsdirektmandat:
Josef Oster (CDU) ist seit 2017 Mitglied des Bundestages. Erfahrung in kommunalpolitischen Ämtern hat er als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems gesammelt.
Thorsten Rudolph (SPD) ist Stadtratsmitglied in seiner Heimatstadt Koblenz. Der Volkswirt ist dort kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Markus Wieseler (FDP) ist Ratsmitglied in seiner Heimatstadt Bad Ems. Der Inhaber eines Gastronomiebetriebes ist Mitglied im Kreistag Rhein-Lahn und im Verbandsgemeinderat Bad Ems-Nassau.
Für Bündnis 90/Die Grünen tritt Lena Etzkorn an. Die Studentin sitzt seit der Kommunalwahl 2019 für die Grünen im Koblenzer Stadtrat.
Carsten Dittmann ist der Direktkandidat der AfD. Er ist Vorsitzender des Koblenzer AfD-Kreisverbandes, lebt in Pfalzfeld und arbeitet als politischer Referent im Hessischen Landtag.
Für Die Linke kandidiert der Student und DRK-Angestellte Oliver Antpöhler-Zwiernik. Er vertritt seine Partei seit 2019 im Koblenzer Stadtrat.
Die Referentin für Energiepolitik Kathrin Laymann aus Koblenz stellt sich für die Freien Wähler zur Wahl.
Der freie Künstler Michael Brüggemann geht für Die Partei ins Rennen. Er ist Mitglied des Stadtrats Bad Ems und kandidierte 2019 bei der Europawahl.
Weitere Direktkandidatinnen und Kandidaten im Wahlkreis Koblenz sind
Carolin Schmidt aus Bendorf für die ÖPD (Ökologisch-Demokratische Partei)
Roman Snegur aus Koblenz für Volt Deutschland
Alexandra Sayn aus Andernach für die Klimaliste und
Mark Schneider aus Polch für die Basisdemokratische Partei Deutschland.
Die Top-Themen im Wahlkampf
Der Wahlkreis Koblenz besteht aus zwei Landkreisen und Städten, da liegt es nahe, dass es gleich mehrere Top-Themen gibt. Eine gute Gesundheitsversorgung zählt dazu, genau wie der Breitbandausbau und attraktivere Bus- und Bahnverbindungen.
In der Verbandsgemeinde Loreley ist die seit langem geforderte Mittelrheinbrücke zwischen St. Goar und St. Goarshausen parteiübergreifend ein Thema. Die örtliche Wirtschaft und viele Anwohner sind dafür und sehen die Brücke als wichtigen Faktor, um die Wirtschaft im Welterbetal weiterzuentwickeln. Zahlreiche Naturschützer sind aber dagegen. Befürworter wie Gegner warten aktuell auf die Auswertung des Raumordnungsverfahrens.
Für die Region Koblenz ist das Top-Thema eher die Standortfrage. Die Stadt Koblenz als Bundeswehr-, Uni- und IT-Standort zu erhalten und auszubauen, ist ein wichtiges Thema, das sich auf die umliegende Region auswirken wird. Politiker im Wahlkreis setzen sich parteiübergreifend dafür ein.