Spitzenkandidat im Porträt

Thomas Hitschler: Die SPD liegt in der Familie

Stand
Autor/in
Evi Seibert

So jemand wie Thomas Hitschler lässt sich von Corona nicht beeindrucken, wenn es darum geht, mit den Leuten zu reden. Er ist der Spitzenkandidat der SPD Rheinland-Pfalz für die Bundestagswahl.

Zurzeit ist Thomas Hitschler wieder unterwegs im Wahlkampfsommer, klingelt an Türen und stellt sich vor. "Abstand an der Haustür habe ich auch schon vor Corona gehalten“, sagt er. Er wolle die Leute ja nicht erschrecken. Dass er das tut, ist eher unwahrscheinlich. Hitschler würde wahrscheinlich bei jedem Wettbewerb als der ideale Schwiegersohn durchgehen.

Er redet immer noch so wie die Leute daheim in der Pfalz, auch wenn er sich jetzt zum dritten Mal für den Bundestag in Berlin bewirbt - und seit acht Jahren ein Abgeordneten-Mini-Appartement am Spreebogen bewohnt. Viel lieber ist er sowieso zuhause, in der Südpfalz. Erst recht, weil Hitschler mittlerweile Vater geworden ist.

Hitschler hat die Nachrichtendienste im Blick

In Berlin hat Hitschler ein paar große Sprünge nach vorn gemacht. Das sieht man auch seinen Anzügen an. Er gehört jetzt im Bundestag dem höchst geheimen Gremium PKGr (Parlamentarisches Kontrollgremium) an, das die deutschen Nachrichtendienste überwachen soll.

Was er da hinter verschlossenen Türen erfährt, hat gleich zwei Nachteile. Erstens: Er darf mit niemandem darüber sprechen. Auch nicht mit seiner Frau oder seinem Fraktionschef - was bei einem Menschen wie ihm, der für sein Leben gerne redet und deswegen auch schon mal neckisch als "Quasselstrippe" bezeichnet wird, eine echte Herausforderung ist. Auf der anderen Seite erfährt er von den Geheimdiensten auch sehr beunruhigende Dinge über den Zustand in Deutschland und der Welt. "Da muss ich aufpassen, nicht paranoid zu werden", erzählt Hitschler dem SWR.

Zum Sprecher der SPD-Abgeordneten aus RLP im Bundestag befördert

Die Gefahr ist allerdings nicht sehr groß. Hitschler hat ein eher sonniges Gemüt und eine optimistische, zupackende Grundeinstellung. Außerdem ist Hitschler mittlerweile zum Sprecher der rheinland-pfälzischen SPD-Abgeordneten im Bundestag gekürt worden. Die Rheinland-Pfälzer haben traditionell in der Fraktion einen besonderen Ruf als harmonische, freundliche Truppe. Auch diese Rolle passt zu ihm.

Trotzdem gibt Hitschler sich als neuer Gruppenchef bescheiden: "Ich lerne immer noch dazu und berate mich mit meinem Vorgänger Gustav Herzog - den werde ich auch weiterhin anrufen, selbst wenn er nicht mehr im Bundestag ist."

Hitschler mit großer Mehrheit zum Spitzenkandidaten gewählt

Seine Chancen, wieder in den Bundestag einzuziehen, stehen gut, zumal die Umfragewerte der SPD in den letzten Wochen ungeahnte Höhen erreichen. Hitschler ist mit großer Mehrheit zum Spitzenkandidaten gewählt worden. Seine Familie ist in der Pfalz traditionell in der SPD verankert, schon sein Opa hat einen SPD-Ortsverein gegründet.

Und: Rheinland Pfalz ist eines der wenigen Länder, in denen die SPD noch regiert. Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat grade erst die Landtagswahlen wieder gewonnen - sodass Hitschler hofft, auch beim Haustürwahlkampf für den Bundestag auf offene Türen zu treffen.

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Evi Seibert