Sebastian Münzenmaier

Spitzenkandidat im Porträt

Sebastian Münzenmaier (AfD): Der Joviale

Stand
AUTOR/IN
Eva Ellermann

Sebastian Münzenmaier hat sich während der ersten Legislaturperiode der AfD im Bundestag in seiner zerstrittenen Partei Geltung verschafft. Er kandidiert auf Platz 1 der Landesliste - einer weiteren Karriere steht nichts im Wege.

Die AfD macht Schlagzeilen mit Spenden-Skandalen, innerparteilichem Streit und als Verdachtsfall des Verfassungsschutzes. Für den AfD-Abgeordneten Sebastian Münzenmaier aus Mainz sind das Angriffe des Establishments auf die einzige aufrechte "Bürgerpartei", wie er die AfD nennt.

Münzenmaier tritt sachlich und zugänglich auf. Es war umstritten, als er den Vorsitz des Ausschusses für Tourismus im Bundestag übernahm, aber danach hat er das Amt geräuschlos ausgeübt. Er selbst setzt nicht auf Krawall und Provokation. Als im November 2020 AfD-Abgeordnete zweifelhafte Gäste in den Bundestag schleusten, die Abgeordnete anderer Parteien anpöbelten und filmten, nannte Münzenmaier das "unzivilisiert". Wenn er sich im Bundestag zu Wort meldet, dann bemüht er sich um Argumentation. Die Abteilung "Attacke" überlässt er anderen. Keine Angriffspunkte zu bieten, das ist Münzenmaier, der Jura studiert hat, wichtig.

Münzenmaier nach außen gemäßigt

Bevor Sebastian Münzenmaier in die AfD eintrat, war er Mitglied in der islamfeindlichen Partei Die Freiheit. Auch wenn Münzenmaier bemüht ist, der AfD durch sein Auftreten einen bürgerlich-konservativen Anstrich zu geben, teilt er rechte Einstellungen. Inhaltlich positioniert sich Münzenmaier klar gegen Zuwanderer und Flüchtlinge, gegen Linke und zuletzt gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. Münzenmaier spricht von Altparteien, Politestablishment, Genderideologie. Dass der Verfassungsschutz die AfD als Verdachtsfall einstuft, bewertet Münzenmaier als "durchschaubares Manöver des Altparteien-Establishments in Anbetracht des Superwahljahres 2021".

Sebastian Münzenmaier ist einer von 18 Bundestagsabgeordneten, deren Immunität während der Legislaturperiode aufgehoben wurde, als einziger wurde er rechtskräftig verurteilt. Münzenmaier erhielt eine Geldstrafe wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung, gilt aber nicht als vorbestraft, weil die Zahl der Tagessätze die Hürde dafür nicht überschreitet. Im Jahr 2012 hatte er Hooligans des 1. FC Kaiserslautern den Weg zu einem Angriff auf Fußballfans des FSV Mainz 05 gewiesen.

Für die Opposition bietet das eine Angriffsfläche, die der SPD-Abgeordnete Carsten Schneider in einer Bundestagssitzung einmal so genutzt hat: "Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Münzenmaier, Sie sind ja ein wegen Beihilfe zu Körperverletzung rechtskräftig verurteilter Hooligan. Das merkt man, auch wenn Sie einen Anzug tragen. Dass Ihre Partei Sie hier als ihren zweiten Redner in der Generaldebatte reden lässt, in der es um die Zukunft unseres Landes geht, zeigt, wo Ihre Partei steckt: mitten im Rechtsextremismus."

Münzenmaier: Mann mit Zukunft in der AfD

Münzenmaier gilt als Zögling von AfD-Fraktionschef Alexander Gauland. Aus den innerparteilichen Querelen zwischen den Parteichefs Jörg Meuthen und Tino Chrupalla hält Münzenmaier sich öffentlich heraus. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass er auf der Seite Chrupallas steht. Münzenmaier gilt als gut vernetzt in der Partei, auch mit guten Kontakten zum angeblich aufgelösten rechtsextremistischen "Flügel" um Björn Höcke.

Münzenmaier investiert einiges in seine Selbstdarstellung, ist unterwegs auf allen wichtigen digitalen Plattformen, gibt ein eigenes Hochglanzmagazin heraus mit dem Titel "Münzenmaiers Magazin - Unzensierte Nachrichten aus erster Hand". Wenn er Journalisten empfängt, präsentiert er sich freundlich, verbindlich, als gelassener Gastgeber. Er scheint Status und Privilegien eines Bundestagsabgeordneten schätzen gelernt zu haben. Für die Außendarstellung der AfD könnte der 32-jährige Münzenmaier noch wertvoll werden.

Spitzenkandidaten der anderen Parteien

Spitzenkandidatin im Porträt Julia Klöckner (CDU): Die Geländegängige

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner will wieder als Unionsabgeordnete in den Bundestag. Im Moment hat sie kein Mandat. Ob sie ihre Arbeit als Ministerin fortsetzen kann und will, ist offen.

Spitzenkandidat im Porträt Thomas Hitschler: Die SPD liegt in der Familie

So jemand wie Thomas Hitschler lässt sich von Corona nicht beeindrucken, wenn es darum geht, mit den Leuten zu reden. Er ist der Spitzenkandidat der SPD Rheinland-Pfalz für die Bundestagswahl.

Reichenbach-Steegen

Spitzenkandidat im Porträt Alexander Ulrich (Linke): Trotz Tiefschlägen Optimist

Alexander Ulrich will es noch einmal wissen. Seit 2005 sitzt er für die Linke Rheinland-Pfalz im Bundestag. Im September tritt er erneut an. Bis zur Rente Politiker sein, wolle er aber nicht.

Spitzenkandidatin im Porträt Tabea Rößner (Grüne): Schafft sie das Direktmandat?

Sie gehört zu den Erfahrenen im Berliner Politikgeschäft: Tabea Rößner tritt zum vierten Mal bei einer Bundestagswahl an. Diesmal könnte sie sogar das Direktmandat im Wahlkreis Mainz holen.

Stand
AUTOR/IN
Eva Ellermann