- Seit wann finden Weinversteigerungen an der Mosel statt?
- Wie läuft eine Weinversteigerung ab?
- Wer sind die typischen Käufer bei Weinauktionen?
- Was macht man mit einer ersteigerten Flasche Wein?
- Welche Weine erzielten die höchsten Preise bei Versteigerungen?
Seit wann finden Weinversteigerungen an der Mosel statt?
Die Weinversteigerungen an der Mosel haben eine lange Tradition: Bereits im Jahr 1901 organisierte die Winzervereinigung Bernkasteler Ring eine Weinversteigerung. Im Jahr 1908 folgte der "Trierer Verein der Naturweinversteigerer" - der später im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) aufging - mit einer eigenen Auktion. Damals wurde nahezu die gesamte Ernte eines Weinjahrgangs über Versteigerungen verkauft, die sich über mehrere Tage erstreckten.
Im Gegensatz zu heute, wo nur Flaschen versteigert werden, wurden damals ganze Fässer angeboten. Der Wein wurde erst nach der Auktion von den Weingütern in Flaschen abgefüllt. Die Auktionen waren somit wichtig für die Preisbildung der Spitzenweingüter an Mosel, Saar und Ruwer.
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Wie läuft eine Weinversteigerung ab?
Eine Weinauktion verläuft ganz klassisch wie alle Auktionen: Die Interessenten sitzen in einem großen Saal, während der Auktionator vorne steht und den jeweiligen Wein zur Versteigerung anbietet.
Jeder darf auf einer Weinversteigerung mitbieten und ein Gebot abgeben - allerdings nur indirekt. Anders als bei Kunstauktionen, wo jeder sein Gebot reinrufen kann, dürfen bei Weinversteigerungen nur akkreditierte Kommissionäre Weine ersteigern. Er ist sozusagen der Vermittler zwischen Weinerzeuger und Kunden. Wer eine Flasche Wein ersteigern möchte, muss sein Gebot zunächst an einen Kommissionär weitergeben. Diese Broker melden den Bietvorschlag dem Auktionator.
Den Zuschlag erhält der Kommissionär, der das höchste Gebot abgegeben hat. Der Weinbroker erhält für seine Vermittlung eine Provision.
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Bei der VDP-Weinversteigerung ist es seit einigen Jahren auch möglich, online mitzubieten und das Gebot einem "virtuellen" Kommissionär über das Internet mitzuteilen. Dadurch können auch Händler in Übersee problemlos an der Auktion teilnehmen und mitbieten. "Ich kenne einen Weinhändler aus Brasilien, der die Weinversteigerung als Public Viewing für seine Kunden anbietet", so VDP Mosel-Vorsitzender Carl von Schubert.
Mehr als 11.000 Weinflaschen kommen unter den Hammer
Bei der Weinversteigerung des Rings Mosel (ehemals Bernkasteler Ring) am Donnerstag wurden mehr als 7.500 Flaschen vor allem aus dem Weinjahrgang 2023 versteigert. Außerdem Raritäten, die zum Teil speziell für Auktionen produziert wurden. Eine Drei-Liter Flasche des Weinguts Markus Molitor erzielte mit 5.200 Euro den höchsten Preis.
Bei der Weinauktion des Großen Rings VDP Mosel-Saar-Ruwer am Freitag kamen knapp 11.800 Flaschen Wein unter den Hammer, ein großer Teil davon süße bis edelsüße Weine. Es wurden ausschließlich Riesling-Weine versteigert. Bieter konnten einzelne Flaschen in verschiedenen Größen oder Lose mit mehreren Flaschen ersteigern.
Den höchsten Preis erzielte eine Magnum-Flasche 2023er Graacher Himmelreich Auslese vom Weingut Joh. Jos. Prüm aus Bernkastel-Wehlen. Sie wurde für 3.400 Euro versteigert.
Übrigens handelt es sich um eine "nasse Versteigerung". Das bedeutet, dass fast alle Weine - bis auf wenige Raritäten - probiert werden dürfen. "So können auch hochpreisige Weine wie Trockenbeerenauslesen vom Publikum getrunken werden. Das ist für Weinliebhaber eine sensationelle Möglichkeit, Top-Weine zu einem relativ günstigen Preis zu probieren", sagt VDP Mosel-Vorsitzender von Schubert.
Wer sind die typischen Käufer bei Weinauktionen?
Die meisten Bieter sind Weinhändler und Importeure aus der ganzen Welt - vor allem aus den USA, Asien, Großbritannien oder den skandinavischen Ländern. Diese Großhändler kaufen die Weine im Auftrag ihrer Kunden, die etwa Gastronomen oder Weinliebhaber sein können. "In Großbritannien gibt es viele Weinhändler, die jedes Jahr zur Versteigerung kommen", sagt VDP Mosel-Vorsitzender Carl von Schubert.
"Die Händler reisen extra zur Weinversteigerung an, sitzen im Saal in der Nähe ihres Kommissionärs und versuchen, so viel wie möglich von den Top-Weinen zu ergattern."
Es gebe aber auch Weinsammler, die nur eine bestimmte Flasche unbedingt haben wollen, so von Schubert. "Immer mehr Interessenten kommen aus dem asiatischen Raum, etwa aus Hongkong, Singapur, China und Indien. Das ist mittlerweile ein großes Bieter-Publikum."
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Was alle Bieter gemeinsam haben, ist der Reiz, eine exklusive Flasche Wein zu ersteigern. "Es ist ja auch eine tolle Sache, wenn man Weine aus dem Bietergefecht später mit Freunden trinkt", erklärt von Schubert.
Auch beim Bernkasteler Ring - der sich im Februar 2024 in "Der Ring Mosel 1899" umbenannt hat - sieht die Zusammensetzung der Bieter ähnlich aus: "Wir haben Privatpersonen aus Deutschland, aber auch viele Händler und Importeure aus dem Ausland, vor allem aus skandinavischen Ländern und aus Asien", sagt Geschäftsführerin Julia Weckbecker. "Die suchen das Exklusive."
Bietet auch ein reicher Scheich aus Dubai oder ein Milliardär aus den USA mit? Weinkommissionär Elmar Bergweiler bleibt da diskret: "Unter meinen Kunden sind viele Weinliebhaber. Die Namen kann ich jedoch nicht nennen, da Privatkunden anonym bleiben möchten."
Was macht man mit einer ersteigerten Flasche Wein?
Die ersteigerte Weinflasche trinken oder lieber in den Weinkeller legen - das ist die große Frage. "Bei uns sind die Weine, die ersteigert werden, für den Genuss gedacht", sagt Julia Weckbecker vom Ring Mosel. "Es wäre ja wirklich schade, wenn man sie nur anschauen würde."
Es gibt aber auch Bieter, die die Flasche zu Hause als Sammlerobjekt in die Vitrine stellen. "Eine ersteigerte Flasche Wein kann durchaus auch eine Wertanlage sein", meint VDP Mosel-Vorsitzender Carl von Schubert. Verschiedene Weingüter haben Weine, die ihren Wert behalten oder sogar steigern. "Aber die meisten Menschen haben einfach Freude an den Weinen und warten ein paar Jahre auf den großen Moment, um eine wertvolle ersteigerte Flasche mit Freunden zu öffnen."
Auch das kommt vor: Einige Weinhändler versteigern die Weine erneut, zum Beispiel bei Charity-Veranstaltungen. So wird die Flasche am Ende noch teurer.
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Welche Weine erzielten die höchsten Preise bei Versteigerungen?
Bei der VDP-Weinversteigerung 2015 kam die bislang teuerste Flasche Wein unter dem Hammer: Eine Scharzhofberger Trockenbeerenauslese aus dem Jahr 2003 vom Weingut Egon Müller-Scharzhof aus Wiltingen (Saar). Die 0,75 Liter-Flasche wurde für 12.000 Euro verkauft. Ein absoluter Rekordpreis!
Die zweitteuerste Flasche Wein, umgerechnet auf 0,75 Liter, war die 2015 Scharzhofberger Beerenauslese von Egon Müller. Diese Flasche wurde 2023 für 16.000 Euro versteigert. Die Flasche hatte ein Volumen von 1,5 Litern, was einem Preis von 8.000 Euro pro 0,75 Liter entspricht.
Auf dem dritten Platz einer VDP-Weinversteigerung liegt ebenfalls das Weingut Egon Müller-Scharzhof: Eine 2021er Scharzhofberger Auslese Goldkapsel Riesling. Diese Flasche wurde bei der Auktion des Großen Rings im Jahr 2022 für 16.700 Euro versteigert und hatte ein Volumen von drei Litern, was einem Preis von 4.175 Euro pro 0,75 Liter entspricht.
Der teuerste Wein, der bei einer Auktion des Bernkasteler Rings versteigert wurde, war im vergangenen Jahr eine 1,5-Liter-Flasche vom Weingut Markus Molitor aus Bernkastel-Kues: Eine 2009er Wehlener Sonnenuhr Riesling Trockenbeerenauslese für 11.883 Euro, also knapp 6.000 Euro für eine 0,75 Liter-Flasche.
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1921: Weinfass für 100.000 Goldmark ersteigert
Das teuerste Fass Wein, das jemals bei einer Weinauktion ersteigert wurde, kam aus dem Ruwertal: Ein Fass Maximin Grünhaus Herrenberg Trockenbeerenauslese hat 1921 sage und schreibe 100.000 Goldmark erzielt, was heute etwa 750.000 Euro entsprechen würde.
"Das war ein traditionelles Fuderfass, also etwa 1.300 Flaschen Wein", so Seniorchef Carl von Schubert. Eine Flasche würde heute also mehr als 500 Euro kosten. "Dieses Fass hat mindestens für zehn Jahre alle Löhne des Betriebes bezahlt", so von Schubert.
Besonders spannend verliefen die VDP-Versteigerungen auch nach den großen Weinjahrgängen 1953 und 1959. So wurde ein 1959er Moselfuderfass für 57.110 Mark versteigert, was heute etwa 29.207 Euro kosten würde, also ungefähr 22 Euro pro Flasche.