180 neue Schilder aufgestellt

Wiesbaden reduziert Tempo in kompletter Innenstadt

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Autor/in
Ilona Hartmann
SWR-Autorin Ilona Hartmann

Der Lärm für die Anwohnerinnen und Anwohner in Wiesbaden ist einfach zu groß. Deshalb führt die Stadt jetzt auf allen Durchgangsstraßen in der Innenstadt Tempo 30 oder 40 ein.

Berechnungen des Umweltamtes hatten ergeben: Rund 17.000 Menschen in der dicht besiedelten Wiesbadener Innenstadt leiden permanent unter Verkehrslärm. Das kann zu Schlaflosigkeit, Dauerstress und schlimmstenfalls zu ernsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Tempolimit als Lärmschutz für Anwohner und Gäste

Schon im November hatte die Stadt deshalb verkündet, handeln zu wollen, "um die Gesundheit dieser Wiesbadenerinnen und Wiesbadener zu schützen". Auch Besucher der hessischen Landeshauptstadt sollen so von Lärm entlastet werden.

Dazu wird laut Stadt ein spezieller Paragraph der Straßenverkehrsordnung angewandt, der Wiesbaden als anerkanntem Kurort bestimmte Befugnisse zum Schutz seiner Gäste einräumt.

Lange genug haben wir über Lärmschutz geredet. Jetzt setzen wir ihn um.

In den reinen Wohnstraßen in der Innenstadt gilt bereits überall Tempo 30. Jetzt kommen auch die Hauptverkehrsachsen und viel befahrene Durchgangsstraßen dazu. Dafür werden seit Montag etwa 180 neue Verkehrsschilder aufgebaut. Das erste hat Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) am Montag an der Ecke Seerobenstraße/Sedanplatz vorgestellt.

Tempo 40 auf allen großen Verkehrsachsen in Wiesbaden

Auf den wichtigsten Hauptachsen für den Autoverkehr in der Innenstadt wird künftig Tempo 40 gelten. Betroffen sind 1. Ring, Rheinstraße, Schwalbacher Straße, Teile von Schiersteiner und Dotzheimer Straße, Taunusstraße, Wilhelmstraße und Sonnenberger Straße. Auch für die Bahnhofstraße ist wegen des vielen Busverkehrs dort Tempo 40 vorgesehen.

Den äußeren Rahmen für die Geschwindigkeitsreduzierung bildet der 2. Ring, der selbst nicht davon betroffen ist. Dort bleibt es bei Tempo 50. Auch auf der Achse Mainzer-Straße/Friedrich-Ebert-Allee darf weiterhin 50 km/h gefahren werden, weil dort nach Angaben der Stadt kaum jemand wohnt.

Tempo 30 für alle kleineren Straßen in Innenstadt-Wohngebieten

Außerdem sieht das Konzept der Stadt Wiesbaden vor, die Höchstgeschwindigkeit auf den übrigen, kleineren Durchgangsstraßen von 50 auf 30 Stundenkilometer zu senken. Hier sei eine Anpassung an die Realität längst überfällig, sagte der Wiesbadener Verkehrsdezernent bei der ersten Vorstellung der Pläne im November 2023: "Denken Sie an die Neugasse, an die Röderstraße mit ihrer Steigung, an die enge Wörthstraße oder gar an den Kranzplatz."

Wir haben heute Tempo 50 auf Straßen, auf denen kein vernünftiger Mensch 50 fahren würde.

Auch in hochverdichteten Wohngebieten wie zum Beispiel der Emser Straße, rund um die Ringkirche oder in der Moritzstraße soll künftig Tempo 30 gelten. Dies sei eine angemessene Höchstgeschwindigkeit für eine sichere und lebenswerte Innenstadt, gerade angesichts der vielen Familien mit Kindern in diesen Quartieren, so Kowol.

Keine Auswirkungen auf Wiesbadener Busverkehr befürchtet

Durch die Herabsenkung der Höchstgeschwindigkeit ergeben sich nach Angaben der Stadt keine nennenswert längeren Fahrtzeiten in die Innenstadt. Auch ESWE Verkehr erwartet keine nennenswerten Auswirkungen auf den Busverkehr. Schon jetzt könnten die Busse an den meisten betroffenen Stellen ohnehin nicht schneller fahren.

Stadt will auch Lärm in Wiesbadener Vororten prüfen

Weitere Lärmberechnungen werden nach Angaben der Stadt demnächst für verschiedene Vororte durchgeführt. Auch hier gibt es zahlreiche Appelle aus den Ortsbeiräten und der Bevölkerung, mit dem Ziel, die Anwohnerinnen und Anwohner vielbefahrener Straßen zu entlasten.

ADFC hofft auf Entspannung für Radfahrer

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), Kreisverband Wiesbaden, setzt sich nach eigenen Angaben seit Jahren für eine Reduzierung der Regelgeschwindigkeit in Städten ein.

Der Verein begrüßt die nun vollzogene Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit in der Wiesbadener Innenstadt. Er geht davon aus, dass es dadurch deutlich weniger Spannungen und Stress zwischen den Verkehrsteilnehmenden geben wird und die Sicherheit für Radfahrende verbessert wird.

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