Junge Menschen wünschen sich konstruktiven Dialog

Ludwigshafen: So denken Erstwähler mit Migrationsgeschichte

Stand

Von Autor/in Aylin Altürk, Nicoletta Prevete

Der Wahlkampf zur Bundestagswahl drehte sich um ein Thema: Migration. Wie finden das junge Erstwähler mit Migrationshintergrund? Wir haben am Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen nachgefragt.

Die Erstwähler und Erstwählerinnen am Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen sitzen in einem Kreis und haben Lust, mit uns über Politik und den Bundestagswahlkampf zu sprechen.

Finja, 18 Jahre alt, Schülerin am Carl-Bosch-Gymnasium

Finja (18), Schülerin am Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen, hofft auf eine stabile Koalition nach der Bundestagswahl
Finja ist 18 und hofft auf eine stabile Koalition nach der Bundestagswahl

"Für mich ist die Wahl sehr wichtig. Ich habe Freunde, die das so nicht empfinden, was schade ist. Ich versuche, in solchen Fällen, das Gespräch zu suchen. Es ist wichtig - vor allem als junge Person - die eigene Stimme zu nutzen! Das ist ein hohes Gut in einer Demokratie. Die eigene Stimme nicht zu nutzen – aus welchen Gründen auch immer – ist feige. Wir sind die Zukunft! Ich hoffe, dass nach der Wahl eine stabile und handlungsfähige Koalition zustande kommt. Ich habe aber auch die Befürchtung, dass diese Wahl das Land weiter spalten könnte. Umso wichtiger ist es, dass wir als Gesellschaft zueinander finden."

Rojin, 18 Jahre, Erstwählerin

Erstwählerin bei der Bundestagswahl am 23. Februar
Rojin wünscht sich, dass der Mensch mit seinem Charakter im Fokus steht - nicht seine Herkunft

"Derzeit ist das Thema Migration sehr präsent. Wenn in einer Gesellschaft Probleme überhand nehmen, werden Sündenböcke gesucht. In diesem Fall sind es Menschen mit Migrationshintergrund. Es ist schlimm für uns. In meinem Freundeskreis gibt es Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Wir machen da aber keinen Unterschied – für uns zählt der Charakter einer Person. In meiner Familie gibt es viele Menschen, die nicht wählen dürfen. Umso wichtiger ist es für mich, dass ich mich an der Wahl beteilige. Wir sollten versuchen diese Gesellschaft zu schützen, indem wir die richtige Wahl treffen."

Kyara, 18 Jahre, Schülerin am Carl-Bosch-Gymnasium

Kyara ist Schülerin am Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen und wählt bei der Bundestagswahl am 23. Februar zum ersten Mal
Kyara möchte, dass auch wieder andere politische Themen in den Mittelpunkt rücken

"Die anstehende Bundestagswahl ist überall präsent, egal ob in der Schule, im Freundeskreis, in Gesprächen mit der Familie oder auf Social Media. Ich beteilige mich gerne an politischen Debatten. Mir ist es dabei wichtig, mein Gegenüber zu verstehen. Migration war in diesem Wahlkampf das Trendthema. Das ist ein falscher Ansatz. Zugehörigkeit zu diesem Land sollte nicht über Geburtsort, Migrationshintergrund oder den Pass definiert werden. Auch wenn Migration das Trendthema war, ist es mir – gerade als Erstwählerin – wichtig, mich auch mit den anderen politische Themen auseinanderzusetzen, um eine fundierte Meinung zu haben für meine Wahlentscheidung am Sonntag."

Maja, 18 Jahre, Erstwählerin und Abiturientin

Erstwählerin bei der Bundestagswahl am 23. Februar
Maja, 18 Jahre alt, setzt sich für differenziertere Debatten ein

"Es wurde in den vergangenen Wochen sehr hitzig und emotional diskutiert. Umso wichtiger ist es für mich, mit Sachlichkeit in eine Debatte zu gehen. Es sind vor allem die Ignoranz, das mangelnde Mitgefühl und die Verzerrung der Realität in der aktuellen politischen Debatte, die mir zu schaffen machen. Das trifft vor allem auf Personen und Parteien zu, die sich am rechten Spektrum bewegen. Migration wird als die Wurzel und Ursache aller Probleme dargestellt. Insbesondere die AfD profitiert von dieser Debatte und da liegt auch meine Befürchtung mit Blick auf die anstehende Wahl. Ich wünsche mir differenziertere Debatten in der Politik, in denen soziale und psychologische Faktoren Berücksichtigung finden und gerade deshalb ist es mir so wichtig, dass ich am Sonntag zum ersten Mal wählen darf."

Melissa, 18 Jahre, Schülerin am Carl-Bosch-Gymnasium

Bundestagswahl am 23. Februar - was denken junge Menschen mit Migrationshintergrund
Melissa, 18 Jahre alt, würde sehr gerne am Sonntag ihre Stimme abgeben - da sie aber noch keine deutsche Staatsbürgerschaft hat, geht das nicht

"Ich werde an der kommenden Bundestagswahl nicht teilnehmen können, weil ich keine deutsche Staatsangehörigkeit habe. Ich würde sehr gerne wählen, weil ich mitwirken möchte und ich mir bewusst bin, dass jede Stimme zählt. Daher macht es mich emotional, wenn ich mitbekomme, dass Menschen ihre Chance, wählen zu dürfen, nicht nutzen. Meine Familie und ich leben hier, wir gehen hier arbeiten, ich mache mein Abitur. Wir tragen, so gut es geht, zur Gesellschaft bei. Was macht uns denn anders? Und trotzdem müssen wir mit der Angst leben, dass wir hier vielleicht nicht mehr leben dürfen. Ich hoffe, dass am Tag der Wahl nicht aus Wut gehandelt wird, sondern die Menschen Menschlichkeit walten lassen."

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