Die Erstwähler und Erstwählerinnen am Carl-Bosch-Gymnasium in Ludwigshafen sitzen in einem Kreis und haben Lust, mit uns über Politik und den Bundestagswahlkampf zu sprechen.
Finja, 18 Jahre alt, Schülerin am Carl-Bosch-Gymnasium

"Für mich ist die Wahl sehr wichtig. Ich habe Freunde, die das so nicht empfinden, was schade ist. Ich versuche, in solchen Fällen, das Gespräch zu suchen. Es ist wichtig - vor allem als junge Person - die eigene Stimme zu nutzen! Das ist ein hohes Gut in einer Demokratie. Die eigene Stimme nicht zu nutzen – aus welchen Gründen auch immer – ist feige. Wir sind die Zukunft! Ich hoffe, dass nach der Wahl eine stabile und handlungsfähige Koalition zustande kommt. Ich habe aber auch die Befürchtung, dass diese Wahl das Land weiter spalten könnte. Umso wichtiger ist es, dass wir als Gesellschaft zueinander finden."
Rojin, 18 Jahre, Erstwählerin

"Derzeit ist das Thema Migration sehr präsent. Wenn in einer Gesellschaft Probleme überhand nehmen, werden Sündenböcke gesucht. In diesem Fall sind es Menschen mit Migrationshintergrund. Es ist schlimm für uns. In meinem Freundeskreis gibt es Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Wir machen da aber keinen Unterschied – für uns zählt der Charakter einer Person. In meiner Familie gibt es viele Menschen, die nicht wählen dürfen. Umso wichtiger ist es für mich, dass ich mich an der Wahl beteilige. Wir sollten versuchen diese Gesellschaft zu schützen, indem wir die richtige Wahl treffen."
Kyara, 18 Jahre, Schülerin am Carl-Bosch-Gymnasium

"Die anstehende Bundestagswahl ist überall präsent, egal ob in der Schule, im Freundeskreis, in Gesprächen mit der Familie oder auf Social Media. Ich beteilige mich gerne an politischen Debatten. Mir ist es dabei wichtig, mein Gegenüber zu verstehen. Migration war in diesem Wahlkampf das Trendthema. Das ist ein falscher Ansatz. Zugehörigkeit zu diesem Land sollte nicht über Geburtsort, Migrationshintergrund oder den Pass definiert werden. Auch wenn Migration das Trendthema war, ist es mir – gerade als Erstwählerin – wichtig, mich auch mit den anderen politische Themen auseinanderzusetzen, um eine fundierte Meinung zu haben für meine Wahlentscheidung am Sonntag."
Maja, 18 Jahre, Erstwählerin und Abiturientin

"Es wurde in den vergangenen Wochen sehr hitzig und emotional diskutiert. Umso wichtiger ist es für mich, mit Sachlichkeit in eine Debatte zu gehen. Es sind vor allem die Ignoranz, das mangelnde Mitgefühl und die Verzerrung der Realität in der aktuellen politischen Debatte, die mir zu schaffen machen. Das trifft vor allem auf Personen und Parteien zu, die sich am rechten Spektrum bewegen. Migration wird als die Wurzel und Ursache aller Probleme dargestellt. Insbesondere die AfD profitiert von dieser Debatte und da liegt auch meine Befürchtung mit Blick auf die anstehende Wahl. Ich wünsche mir differenziertere Debatten in der Politik, in denen soziale und psychologische Faktoren Berücksichtigung finden und gerade deshalb ist es mir so wichtig, dass ich am Sonntag zum ersten Mal wählen darf."
Melissa, 18 Jahre, Schülerin am Carl-Bosch-Gymnasium

"Ich werde an der kommenden Bundestagswahl nicht teilnehmen können, weil ich keine deutsche Staatsangehörigkeit habe. Ich würde sehr gerne wählen, weil ich mitwirken möchte und ich mir bewusst bin, dass jede Stimme zählt. Daher macht es mich emotional, wenn ich mitbekomme, dass Menschen ihre Chance, wählen zu dürfen, nicht nutzen. Meine Familie und ich leben hier, wir gehen hier arbeiten, ich mache mein Abitur. Wir tragen, so gut es geht, zur Gesellschaft bei. Was macht uns denn anders? Und trotzdem müssen wir mit der Angst leben, dass wir hier vielleicht nicht mehr leben dürfen. Ich hoffe, dass am Tag der Wahl nicht aus Wut gehandelt wird, sondern die Menschen Menschlichkeit walten lassen."