Heute ist ihr Zuhause ein sicherer Ort für Danica Herre, doch das war nicht immer so: Jahrelang musste sie die Schläge und psychischen Grausamkeiten ihres Ex-Mannes ertragen. Das ging schon relativ früh in ihrer Beziehung los, sagt Danica Herre. Angefangen hatte es zunächst damit, dass ihr Partner ihr ein schlechtes Gewissen einredete und ihr das Gefühl gab, dass sie nichts richtig machen könne.
Handgreiflichkeiten folgten auf psychische Gewalt
Irgendwann gingen auch die Handgreiflichkeiten los. Ihr Partner war schnell bei ihr eingezogen. Denn Danica Herre war schon etwa sechs Wochen, nachdem die beiden zusammen waren, schwanger geworden. Aber auch das hielt ihren Partner nicht davon ab, sie zu schlagen: "Ich habe geweint, weil es ja auch weh getan hat. Ganz am Anfang hat er sich sogar noch entschuldigt. Das hat sich dann aber mit der Zeit so verändert, dass er mir die Schuld dafür gegeben hat, dass er mich schlägt, weil ich so ein schlechter Mensch bin."
Auch Beleidigungen wie "Hure", "Schlampe" oder "Nutte" seien an der Tagesordnung gewesen. Als besonders beängstigend empfand sie jedoch seine Drohungen, dass er sie töten werde. "Er hat gesagt, er findet mich überall, auch wenn ich meinen Namen ändern und mich trennen würde. Die Polizei könne mich eh nicht beschützen. Er findet mich überall und dann war's das."
Gewaltexzess führte zur ersten Trennung
Danica Herre ließ alles über sich ergehen. Heute versteht sie kaum noch, wie sie das so lange ausgehalten hat. Doch dann kam der schlimmste Tag in ihrer damaligen Beziehung. Ihr kleiner Sohn war gerade mal zwei Monate alt.
Während Danica Herre sich am Morgen fertig machte, hatte ihr Mann ihr Handy durchsucht und darin die Telefonnummer ihres Ex-Freundes gefunden. "Als der mich angeguckt hat, als er zum Bad reinkam, wusste ich: Oh mein Gott, das war's jetzt. Dieser Blick - ich hatte echt Angst, ich überlebe das nicht."
Ex-Partner brach Danica beide Arme
Ihr Partner verprügelte sie mit solcher Aggression, dass er ihr beide Arme brach: "Hätte ich meine Hände nicht schützend über meinen Kopf gehalten, wäre ich heute vielleicht gar nicht mehr da." Als er sich irgendwann schlafen legte, überlegte sie, wie sie fliehen könnte. Doch ihr Mann hatte die Wohnung abgeschlossen und ihr das Smartphone weggenommen. Mit dem Baby hätte sie nicht aus dem Fenster klettern können. Und Nachbarn auf sich aufmerksam machen, das traute sie sich nicht.
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Danica Herre gab ihrem Peiniger eine zweite Chance
Zwei Wochen später ging sie erst mit ihren schmerzenden Armen ins Krankenhaus. Sie musste operiert werden. Noch heute ist auf ihrem rechten Arm eine feine Narbe davon zu sehen. Ihren Eltern erzählte sie zunächst, sie sei im Wald gestürzt. Doch die glaubten ihr nicht und verdächtigten ihren Ehemann. Schließlich gab sie ihrem Vater gegenüber zu, was passiert war.
Mithilfe ihrer Eltern und der Polizei trennte Danica Herre sich von ihrem Partner. Aber wenig später ging sie wieder zu ihm zurück. Sie hielt die Trennung nicht aus. Sie wollte ihm eine zweite Chance geben, zog sogar die Anzeige gegen ihn zurück. Schnell wurde ihr dann allerdings klar, dass sich ihr Ehemann nicht mehr ändern würde. Beleidigungen und Handgreiflichkeiten gingen weiter, wenn auch nicht ganz so heftig wie zuvor.
Banaler Auslöser für endgültige Trennung
Doch der Auslöser für ihre Trennung war ein anderer: eine vergleichsweise banale Situation, aber es war offenbar der letzte Tropfen, der für Danica Herre noch gefehlt hatte, um das Fass zum überlaufen zu bringen. Ihr kleiner Sohn hatte sich weh getan, während ihr Ex-Mann auf ihn aufpassen sollte.
Vom Weinen des Kindes alarmiert, kam sie herbeigelaufen : "Ich sehe, wie er immer noch daneben steht und nicht mal auf die Idee kommt, seinen Sohn auf den Arm zu nehmen und ihn zu trösten." Sie sei so wütend über diese Situation geworden, dass sie ihren Partner unsanft zur Seite stieß, um zu ihrem Kind zu gelangen.
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"Das fand er gar nicht toll. Und dann hat er mich geschnappt, mich auf den Boden gehauen, mich da festgehalten und mich angeguckt. Und ich ihn. Und dann sagte er irgendwann: Das bringt jetzt nichts. Ich gehe. Und da habe ich gesagt: Das ist genau richtig. Pack deine Sachen, verschwinde. Aber der Schlüssel bleibt da. Du kommst hier nicht mehr rein. "
Trotz allem blickt Danica Herre positiv in die Zukunft
Nach vier Jahren voller Gewalt, Angst und Abwertung, hatte es Danica Herre endlich geschafft: "Ich bin frei! Ich bin nicht mehr 24/7 überwacht." Sie habe begonnen, sich mehr mit sich selbst zu beschäftigen, um herauszufinden, warum sie diesen Mann überhaupt erst in ihr Leben gelassen habe. Mittlerweile habe sie zu sich selbst zurückgefunden und könne sagen "Ich bin gut so wie ich bin." Und sie sehe auch etwas Positives an ihrer Ex-Beziehung: ihren Sohn.
Auch wenn die erste Zeit nach der endgültigen Trennung hart gewesen sei, sehe sie sich nun auf einem guten Weg: "Das werde ich noch weiter fortsetzen, verfestigen und dann... ja, die große Hoffnung ist, dann nochmal irgendwann den Mann für's Leben zu finden", sagt sie und lacht.
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