Landesregierung bremst bisher

Kinderschutzbund Landau plant erstes Childhood-Haus in RLP

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch

Der Kinderschutzbund möchte in Landau das erste Childhood-Haus für junge Gewaltopfer in Rheinland-Pfalz eröffnen. Der Verband braucht dafür aber die Unterstützung der Landesregierung.

Rund um Rheinland-Pfalz entsteht ein Childhood-Haus nach dem anderen. Seit Mittwoch gibt es nun auch eines im Saarland. In Homburg wurde das Haus im Beisein von Königin Silvia von Schweden eröffnet, der Gründerin der Childhood-Foundation. Diese hilft auch finanziell beim Aufbau der Häuser. In den Einrichtungen erhalten Kinder, die Opfer von sexualisierter oder körperlicher Gewalt werden, an einem altersgerechten Ort Schutz und Hilfe.

Landesregierung in RLP unterstützt Childhood-Projekte bisher nicht

Mit dem neuen Haus im Saarland gibt es nun in zehn Bundesländern Childhood-Häuser, darunter Bayern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. In Hessen soll neben dem Haus in Frankfurt ein weiteres in Kassel entstehen. In Baden-Württemberg gibt es bereits zwei solcher Einrichtungen.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung ist bisher dagegen, Projekte für Childhood-Häuser zu unterstützen. Ein Antrag der CDU-Fraktion im Landtag, zur Einrichtung eines Childhood-Hauses an der Mainzer Uniklinik, wurde abgelehnt. Obwohl viele Bundesländer von dem Konzept überzeugt sind, will die Landesregierung einen anderen Weg gehen.

Kinderschutzbund hofft auf Einlenken der Ampel-Regierung

Der Kinderschutzbund Rheinland-Pfalz möchte dennoch in Landau ein Childhood-Haus einrichten. Der Landesvorsitzende Klaus Peter Lohest sagte dem SWR, der Kinderschutzbund bedaure die ablehnende Haltung der gesamten Landesregierung sehr. Denn der Kinderschutzbund sei auf die Kooperation der Landesregierung angewiesen, um ein Childhood-Haus betreiben zu können: "Weil es das Prinzip eines Childhood-Hauses ist, dass dort die Justiz und die Polizei mitarbeitet. Und das müssen dann Justiz- und Innenministerium auf jeden Fall mittragen."

Fachkommission würdigt Childhood-Konzept als positiv

Statt der Idee des Childhood-Hauses zu folgen, hat das rheinland-pfälzische Familienministierum eine Expertenkommission eingesetzt. Wie das Ministerium auf SWR-Anfrage mitteilte, hat die Kommission das Konzept der Childhood-Häuser "ausdrücklich positiv gewürdigt".

Die Childhood Häuser seien jedoch anspruchsvoll zu realisieren, weil dort so viele unterschiedliche Behörden und Institutionen zusammengebracht werden müssten, so das Ministerium. Die Fachkommission schlage deshalb Zentren für junge Opfer von sexualisierter Gewalt vor, die sich auf die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden sowie der Medizin konzentrieren. Die Zusammenarbeit soll dort erst beginnen, wenn Anzeige erstattet wurde.

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Konzept der Landesregierung ist umstritten

Warum die Vorschläge der Fachkommission besser sein sollen als das Childhood-Konzept - insbesondere für betroffene Kinder - wird aus der Antwort des Ministeriums nicht wirklich klar. Aus Sicht des Kinderschutzbundes sind die Vorschläge schlechter, weil unter anderem die Jugendämter und Psychologen nicht sofort einbezogen werden sollen. So könnten beispielsweise vor einem Strafverfahren notwendige medizinische Untersuchungen schon im Childhood-Haus gemacht und die Kinder somit von Anfang an an die Räumlichkeiten gewöhnt werden. 

Auch die CDU-Landtagsfraktion ist der Ansicht, dass der Weg, den das Familienministerium einschlagen will, zu kurz greift. "Denn er greift erst dann, wenn Anzeige erstattet worden ist. Und er ist eigentlich nur für den Bereich Polizei und Justiz da. Da fehlt der ganzheitliche Ansatz schon in dem Moment, in dem ein Kind betroffen ist", bemängelt CDU-Fraktionschef Gordon Schnieder.

CDU würde Urheberschaft für Childhood-Haus aufgeben

Michael Wäschenbach, der Kinderschutzexperte der CDU-Fraktion, wünscht sich, dass das Childhood-Haus in Landau errichtet werden kann. Er kämpft seit Jahren dafür, dass Rheinland-Pfalz eine solche Einrichtung bekommt. Seine Vermutung ist, dass die Landesregierung das Konzept nicht umsetzen will, weil der Vorschlag von der oppositionellen CDU kam. "Die CDU gibt die politische Urheberschaft auf", wenn dafür der Kinderschutz verbessert werde, sagte Wäschenbach dem SWR. Ihm gehe es um die Kinder.

Lohest appelliert an die Politik "Halten Sie den Kinderschutz aus Parteiengezänk raus." Alle demokratischen Landtagsfraktionen sollten hier an einem Strang ziehen.

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Kann Königin Silvia helfen?

Der Landauer Kinderschutzbund gibt die Hoffnung jedenfalls noch nicht auf, Unterstützung für ein Childhood-Haus zu bekommen. Er arbeite weiter an dem Konzept und den Räumlichkeiten, "sodass wir schnell loslegen können, wenn wir von der Landesregierung ein positives Signal bekommen", sagt der Landesvorsitzende Lohest.

Man hoffe auch, dass es beim Zusammentreffen von Königin Silvia mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) am Mittwoch in Zweibrücken eine Gelegenheit gegeben habe, "diese Mauer zu durchbrechen, die wir zurzeit noch von der Landesregierung erleben".

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