Noch weitere Gesellschaften betroffen

Gießerei Gienanth in Eisenberg insolvent

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Autor/in
Andreas Kahlmeyer
Reporter Andreas Kahlmeyer aus dem SWR-Studio in Kaiserslautern.

Die Gießerei Gienanth aus Eisenberg im Donnersbergkreis hat wegen finanzieller Probleme ein Insolvenzverfahren in Selbstverwaltung eingeleitet. Die Löhne der etwa 630 Beschäftigten zahlt übergangsweise die Arbeitsagentur. Am Mittwochmorgen sind zudem 40 Tonnen flüssiges Eisen ausgelaufen.

Ziel des Insolvenzverfahrens in Eigenverantwortung ist, dass sich das Unternehmen sanieren und neu aufstellen kann - und während des Prozesses alle Fäden selbst in der Hand hält. Nach Angaben von Gienanth machen der Gießerei aktuell die zahlreichen weltweiten Krisen das Leben schwer.

Hohe Rohstoffpreise und Corona-Nachwehen sind Problem für Gießerei

Unter anderem leide das Unternehmen noch immer unter den Nachwehen von weltweiten Produktionsstopps und Ausfällen wegen der Corona-Pandemie. Dadurch seien Lieferketten erheblich gestört und die Verfügbarkeit von Einzelteilen und Rohstoffen eingeschränkt worden. Hinzu käme eine erhebliche Mehrbelastung durch Preissteigerungen. Die Preise für Energie und Rohstoffe seien insbesondere wegen des Krieges in der Ukraine stark gestiegen. Sanktionen gegen Russland hätten außerdem zum Totalausfall mehrerer Großaufträge an anderen Standorten der Gießerei in Kulmbach und Schwandorf geführt.

Großbrand macht Expansionspläne bei Gienanth zunichte

Auch ein Großbrand im Werk in Chemnitz im Sommer habe das Unternehmen finanziell belastet und vor weitere Probleme gestellt. Ursprünglich sei der Plan gewesen, nach der Übernahme des Standorts in Chemnitz, das Unternehmen vom reinen Produktanbieter zum Anbieter kompletter Systeme weiterzuentwickeln. "Der Großbrand in Chemnitz hat unsere Pläne aber zunichte gemacht und darüber hinaus durch die Produktionsausfälle und den Verlust an Unternehmensvermögen weitere Belastungen für die gesamte Gruppe gebracht. Deswegen mussten wir die schwere Entscheidung treffen, den Standort nicht wieder aufzubauen", sagt der Geschäftsführer der Gienanth-Gruppe, Torsten Stein.

Insolvenz in Eigenverwaltung nicht nur am Standort Eisenberg

Zunächst hatte die Insolvenz in Eigenverwaltung lediglich den Hauptstandort von Gienanth in Eisenberg betroffen. Am Freitag teilte dann die beauftragte Kanzlei Schultze und Braun mit, dass nach der Gienanth GmbH noch weitere Gesellschaften Antrag auf Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Kaiserslautern gestellt haben. Dabei handele es sich um die Gienanth Group GmbH und Gienanth Sales GmbH (beide Eisenberg), die Fronberg Guss GmbH (Schwandorf) sowie die Gienanth Zaigler MBA GmbH (Kulmbach).

Das Gericht habe in allen Gesellschaften die Eigenverwaltung genehmigt. "Jetzt gilt es, zusammen mit unseren Beratern, dem vorläufigen Sachwalter und unseren Geschäftspartnern weiter die richtigen Schlüsse aus der Situation zu ziehen und gemeinsam an der finanziellen Neuaufstellung der Gruppe zu arbeiten“, sagt Geschäftsführer Stephan Vrublovsky.

630 Beschäftigte im Donnersbergkreis betroffen

Die 630 Beschäftigten, die am Standort Eisenberg in der Eisengießerei arbeiten, bekommen jetzt für drei Monate das sogenannte Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur ausgezahlt. Das Gehalt unterscheidet sich dabei nicht vom bisherigen Verdienst. Ab Februar will die Firma nach eigenen Angaben wieder selbst die Löhne der Angestellten zahlen.

Gienanth blickt zuversichtlich in Zukunft

Das Sanierungsverfahren soll Gienanth die Möglichkeit bieten, auf die Herausforderungen zu reagieren und sich zukunftssicher aufzustellen. "Wir wollen das Unternehmen und möglichst viele unserer Arbeitsplätze dauerhaft sichern", sagt Geschäftsführer Vrublovsky. Dafür will das Unternehmen in den kommenden Monaten einen Sanierungsplan erarbeiten und nach potentiellen Investoren suchen.

An allen Standorten von Gienanth arbeiten insgesamt etwa 1.000 Menschen.

40 Tonnen flüssiges Eisen bei Gienanth ausgelaufen

Bitter für das ohnehin gebeutelte Unternehmen: Bei Gienanth in Eisenberg sind am Mittwochmorgen 40 Tonnen flüssiges Eisen ausgelaufen. Dabei sind nach Wertksangaben zwei Mitarbeiter leicht verletzt worden. Grund für den Vorfall war ein ausgefallenes Elektro-Bauteil an einem Ofen. Das flüssige Eisen ist nach Angaben eines Sprechers in eine dafür vorgesehene Notauffanggrube gelaufen. Der Vorfall kostet das Unternehmen nach eigenen Angaben zehntausende Euro.

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