Massive Verkehrsbehinderungen rund um Stuttgart, blockierte Straßen in Trier und Bad Kreuznach, Protestaktionen an Autobahnauffahrten bundesweit – sind die Klimakleber wieder in Aktion? Nein, es sind die Bauern. Sie protestieren seit Tagen dagegen, dass die Bundesregierung Subventionen für die Landwirtschaft streichen möchte, um unter anderem damit ihr Haushaltsloch zu stopfen.
Vorteil durch Imposantes Großgerät
Die Form ihres Protestes verbindet die Landwirte mit den Aktivisten der „Letzten Generation“. Beide Gruppen erzeugen Aufmerksamkeit für ihr Anliegen, in dem sie den Verkehr lahmlegen, Staus verursachen, die gewohnten Abläufe örtlich zum Stillstand bringen. Einen Vorteil haben die Bauern dabei. Während die Klimaaktivisten sich auf die Straßen setzen, weil ihnen nur ihr Körper zur Verfügung steht, können die Landwirte imposantes Großgerät auffahren, Traktoren und andere unübersehbare Nutzfahrzeuge.
Und noch was unterscheidet die Aktionen von Bauern und Klimaklebern: die hysterische Reaktion der Öffentlichkeit. Die Blockaden der „Letzten Generation“ waren und sind begleitet von wütenden, teils gewaltsamen Reaktionen von Autofahrern. Medien und Politik überschlagen sich in der Verurteilung der Aktionen, bezeichnen sie als kriminell oder gar terroristisch. Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte werden bemüht, Razzien durchgeführt, Telefone abgehört. Der ganze Apparat läuft heiß.
Straßenblockade ist nicht gleich Straßenblockade
Und bei den – aus meiner Sicht ebenso legitimen – Aktionen der Bauern? Still ruht der See, von Kritik oder Verurteilung keine Spur. Im Gegenteil: Bundesminister suchen öffentlich das Gespräch und stimmen ihnen zu, Oppositionspolitiker springen ihnen demonstrativ bei, über offensichtliche Entgleisungen wird großzügig hinweggesehen. Selbst ein mitgeführter Galgen ist da nicht weiter der Rede wert. Aber hey, was ist schon ein Galgen im Vergleich zu Sekundenkleber?