Wegen weiterer Warnstreiks des Luftsicherheitspersonals müssen sich Fluggäste in Deutschland auch am Freitag auf Einschränkungen einstellen. Unter anderem am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden rief die Gewerkschaft ver.di ihre Mitglieder zur Teilnahme an Warnstreiks auf. Mehrere Tausend Passagiere sind betroffen.
Mit den Warnstreiks will ver.di vor der nächsten Verhandlungsrunde am 20. März den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.
Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden weiterhin vom Warnstreik betroffen
Für Freitag sind dann die Luftsicherheitskräfte an den Flughäfen in Hannover, Dortmund, Weeze, Dresden, Leipzig sowie weiterhin in Karlsruhe/Baden-Baden zum Warnstreik aufgerufen. Der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden kennzeichnete alle sechs für Freitag geplanten Flüge als gestrichen oder umgeleitet. Bei den Ankünften gebe es überwiegend keine Probleme.
Ab Freitag wieder normaler Flugbetrieb in Stuttgart
Für den Freitag werde wieder ein regulärer Flugbetrieb erwartet, teilte der Flughafen Stuttgart in einer Pressemitteilung mit. Den Passagieren werde dennoch empfohlen, auch am Freitag den Status ihres Fluges zu checken. Es könne vereinzelt noch zu Änderungen im Flugplan kommen.
Bereits am Donnerstag fielen viele Verbindungen aus
Am Stuttgarter Flughafen waren aufgrund des Warnstreiks in der Fluggastkontrolle alle Abflüge gestrichen worden. Schätzungsweise rund 10.000 Passagiere seien betroffen gewesen, sagte eine Sprecherin des Flughafens.
Da auch an anderen Flughäfen gestreikt wurde, kam es in Stuttgart auch bei den Ankünften zu Verzögerungen und Ausfällen. Ursprünglich waren in Stuttgart für Donnerstag 159 Starts und Landungen geplant.
Auch vom Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden hoben am Donnerstag keine Flugzeuge ab. Hier wurden vier Verbindungen gestrichen, zwei umgeleitet. Betroffen waren etwa 1.000 Fluggäste.
Im Vorfeld hatte der Flughafenverband ADV geschätzt, dass bundesweit an den beiden Tagen mehr als 580 Flugverbindungen abgesagt würden und 90.000 Reisende umplanen müssten. Der Flughafen in Friedrichshafen (Bodenseekreis) hat wegen eines Insolvenzverfahrens vor einigen Jahren einen eigenen Tarifvertrag und ist von den aktuellen Streiks nicht betroffen.
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Fünf Verhandlungsrunden blieben bislang ergebnislos
Bei den Tarifverhandlungen der Luftsicherheit geht es um die Arbeitsbedingungen von rund 25.000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich. Bei einer ersten Warnstreikwelle am 1. Februar an elf größeren Flughäfen waren nach Schätzungen des Flughafenverbands ADV rund 1.100 Flüge ausgefallen.
In dem Tarifkonflikt sind bislang fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis geblieben. ver.di fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Stundenlohnerhöhung um 2,80 Euro mit schneller einsetzenden Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde.
Verband der Luftverkehrswirtschaft spricht von Millionenschaden
Die Arbeitgeber kritisierten das Ausmaß der derzeitigen Arbeitskämpfe im Luftverkehr als unangemessen und verwiesen auf einen millionenschweren wirtschaftlichen Schaden. Anders als etwa in der Auto- oder Textilindustrie könnten diese Einnahmeausfälle nicht anschließend in Sonderschichten ausgeglichen werden, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft am Freitag mit. "Ein gecancelter Flug bleibt ein verlorener Flug", kritisierte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow. Die Gewerkschaften schwächten die materielle Basis der Unternehmen und ihrer Beschäftigten.
Nächste Verhandlung am 20. März
Die Arbeitgeber vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben 2,70 Euro in drei Stufen angeboten bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Neben dem Inflationsausgleich bedeute dies auch einen Reallohnzuwachs, hatte BDLS-Verhandlungsführer Frank Haindl erklärt. Eine sechste Verhandlung ist für den 20. März verabredet.
Mit Blick auf die nächste Verhandlungsrunde teilte ver.di am Dienstag mit, der Arbeitgeber müsse "endlich ein deutlich verbessertes einigungsfähiges Angebot" vorlegen. So könnten die Streiks noch abgewendet werden. Das zuletzt präsentierte Angebot sei zwar verbessert, "aber weiter unzureichend" gewesen.
Im Luftverkehr in Deutschland ist dies derzeit nur eine von mehreren Tarifauseinandersetzungen. Die meisten betreffen die Lufthansa und ihre Passagiere. Ungelöst ist unter anderem der Konflikt mit ver.di beim Lufthansa-Bodenpersonal und mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo beim Kabinenpersonal.