Nach dem tödlichen Angriff am Samstag im elsässischen Mulhouse (Mülhausen) geht Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron von einer islamistischen Tat aus. "Es gibt angesichts der Äußerung des Terroristen also keinen Zweifel an einer islamistischen Terrortat", sagte Macron in einem Videostatement. Der Präsident sprach der Familie des Todesopfers sein Beileid aus. Zugleich sagte Macron, er und die Regierung seien entschlossen, weiterhin darauf hinzuarbeiten, den Terrorismus in Frankreich auszuradieren.
Ein Toter und sieben Verletzte nach Angriff in Mulhouse
Die Tat ereignete sich am Samstagnachmittag auf einem Markt in Mulhouse nahe der Grenze zu Baden-Württemberg. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft verletzte der mutmaßliche Täter einen Passanten aus Portugal tödlich. Fünf Polizisten und zwei städtische Angestellte der Parkraumüberwachung wurden verletzt, einer der Angestellten schwer.
Ob der getötete Passant wie von den Ermittlern dargestellt eingeschritten sei oder sich zufällig in der Bahn des Angreifers befunden habe, sei noch unklar, sagte Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau. Bei dem Opfer handele sich um einen 69-jährigen Portugiesen.
Tatverdächtiger war bereits verurteilt und ausreisepflichtig
Dem französischen Innenminister zufolge war der Täter mit einem Messer und einem Schraubenzieher bewaffnet gewesen. Festgenommen wurde ein ausreisepflichtiger 37-jähriger Algerier, der sich laut dem Minister täglich bei der Polizei hätte melden müssen, dies am Samstag aber nicht getan hatte. Der Mann ist den Angaben zufolge wegen Terrorverherrlichung verurteilt worden und soll psychische Probleme haben.
Nach dem Angriff überwältigte die Polizei den mutmaßlichen Täter und nahm ihn in Gewahrsam. Laut Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hatte der Angreifer bei seiner Tat "Allahu akbar" (etwa "Gott ist am größten" auf Arabisch) gerufen. Drei Polizisten wurden verletzt, laut Retailleau befinde sich keiner der Verletzten in Lebensgefahr. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Tötung und versuchter Tötung mit Terrorbezug. Neben dem mutmaßlichen Täter nahm die Polizei auch drei weitere Menschen in Gewahrsam, zwei von ihnen aus dem familiären Umfeld des Täters.
Nach tödlichem Angriff: Innenminister erhebt Vorwürfe gegen Algerien
Frankreichs Innenminister erhob Vorwürfe gegen Algerien. Der mutmaßliche Täter algerischer Herkunft habe Frankreich verlassen sollen, das Land habe ihn aber nicht zurückgenommen, sagte der Minister im Sender TF1. Zehnmal hätten seine Leute das algerische Konsulat kontaktiert - immer ohne Erfolg. Retailleau mahnte, man müsse nun eine härtere Gangart einlegen und stellte Themen wie Visa oder auch visafreie Einreisen für Menschen aus Algerien infrage.
Schon seit einigen Monaten nehmen die Spannungen zwischen der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich und Algerien zu. Gleichzeitig kündigte Innenminister Retailleau an, Rechtsänderungen prüfen zu wollen. Der mutmaßliche Täter sei wegen Terrorverherrlichung verurteilt worden und habe psychische Probleme gehabt. Er sei irregulär in Frankreich gewesen - aber in Freiheit. Retailleau sprach sich dafür aus, verurteilte und "sehr gefährliche» Menschen, die nicht aus dem Land gebracht werden könnten, in Abschiebehaft zu nehmen.