Die Einigung ist laut Finanzvorstand Marc Hundsdorf ein großer Durchbruch für VARTA AG: Der angeschlagene Ellwanger Batteriehersteller hat sich mit Investoren und Gläubigern auf einen Schuldenschnitt und zugleich frisches Geld für das Unternehmen geeinigt. Der Sportwagenhersteller Porsche steigt als Investor mit ein.
VARTA teilte am Samstagnachmittag mit, dass sich das Unternehmen mit dem Großaktionär Michael Tojner, der Porsche AG und einem Großteil der Gläubiger nach langwierigen Verhandlungen auf einen Kompromiss geeinigt hat: Die Schulden sollen von 485 auf 200 Millionen Euro reduziert werden. Zugleich kommt von den Hauptinvestoren eine Finanzspritze von 60 Millionen Euro.
Die alten und neuen Schulden haben eine Laufzeit bis Ende 2027, hieß es vom Unternehmen. Das neue Geld sei wichtig für VARTA, so der Unternehmenssprecher am Samstag. Nur so sei das Unternehmen weiter handlungsfähig.
Porsche steigt bei VARTA ein
Dafür steigt die Porsche AG bei VARTA ein. Der Sportwagenhersteller teilte ebenfalls am Samstag mit, mehrheitlich eine Übernahme der V4Drive Battery GmbH anzustreben. In der Gesellschaft bündele VARTA das Geschäft für großformatige Lithium-Ionen-Rundzellen, welche auch bei Porsche zum Einsatz kommen.
Verhandlungen laufen Porsche will E-Auto-Batteriegeschäft von Varta übernehmen
Der Sportwagenhersteller Porsche will dem angeschlagenen Ellwanger Batteriekonzern Varta die Sparte für E-Auto-Batterien abkaufen. Laut Varta laufen derzeit Verhandlungen.
Alle Werke von VARTA bleiben erhalten
Es bleiben alle VARTA-Werke erhalten, betonte ein Sprecher der VARTA AG am Samstag. In der Mitteilung der Porsche AG hieß es zudem, man halte am Bau einer weiteren Produktionsanlage für Booster-Zellen in Nördlingen unweit von Ellwangen fest. Sie solle kommendes Jahr in Betrieb gehen.
Gewerkschaft in erster Reaktion zufrieden mit Sanierungskonzept
Tobias Bucher von der IG Metall Heidenheim zeigte sich am Montag zufrieden mit dem geplanten Sanierungskonzept. Für die Arbeitnehmerseite gehe die angestrebte Lösung in die richtige Richtung. Alle Seiten hätten sich dazu bekannt, den Konzern so zu erhalten, die Arbeitsplätze zu sichern, so Bucher. Wie genau das aussieht, habe der Arbeitgeber noch nicht erläutert. Es sei aber angekündigt worden, dass es kleinere Einschnitte bei den Beschäftigten geben könnte. Näher habe sich die Geschäftsführung von VARTA dazu aber noch nicht geäußert.
VARTA verlässt die Börse
Verlierer sind die VARTA-Aktionäre: Das Sanierungskonzept sieht vor, dass sich das Unternehmen von der Börse zurückzieht und die Anlegerinnen und Anleger leer ausgehen. Im Zuge des Restrukturierungsverfahrens könne die VARTA AG in eine GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) umgewandelt werden, hieß es weiter.
Batteriehersteller kündigt Schuldenschnitt an Ellwangen: VARTA-Aktionären droht bei Schuldenschnitt der Totalverlust
Der Ellwanger Batteriehersteller VARTA will sich mit einem radikalen Schuldenschnitt retten. Die Folgen für die Aktionärinnen und Aktionäre wären allerdings dramatisch.
Aktie des Ellwanger Batterieherstellers auf Talfahrt
Die Aktie des Ellwanger Batterieherstellers ist seit Bekanntwerden der Einigung auf Talfahrt. Der Wert der Aktie brach zeitweise um 80 Prozent ein und sank auf ein Rekordtief von 76 Cent. Varta war im Jahr 2017 an die Börse gegangen, die ersten Jahren verliefen äußerst erfolgreich. Der Wert der Aktie stieg zu ihren besten Zeiten auf mehr als 180 Euro. Doch dann mehrten sich die schlechten Nachrichten, bis dem Ellwanger Batteriehersteller zuletzt sogar die Pleite drohte.
VARTA-Chef Michael Ostermann hatte im Juli eine radikale vorinsolvenzliche Sanierung angekündigt. Das Unternehmen sei nach Fehlinvestitionen nicht mehr in der Lage, seinen Schuldenberg zu bedienen.
Wie es bei VARTA weitergeht
Die Einigung muss in den kommenden Wochen dokumentiert und beim Sanierungsgericht eingereicht werden. Dafür müssten die Gremien der beteiligten Parteien zustimmen, auch das Bundeskartellamt muss grünes Licht geben. Das dauert voraussichtlich Monate. Man hoffe, dass der Prozess noch in diesem Jahr abgeschlossen werde, hieß es.