Schon seit Monaten wird in Heubach (Ostalbkreis) über die Zukunft des Schlosses im Ort diskutiert. Das altehrwürdige Bauwerk aus dem Jahr 1525, Denkmal des Landes Baden-Württemberg, muss dringend saniert werden. Doch die Sanierung für knapp zehn Millionen Euro ist zu teuer für die Stadt. Sie will es zum Verkauf stellen. Dieses Schicksal droht vielen Denkmälern in der Region.
Heubach will Schloss auf Website des Landes zum Verkauf anbieten
In der Gemeinderatssitzung in Heubach Anfang Dezember war das Schloss erneut Thema. Es wurde über unterschiedliche Wege diskutiert, wie das Schloss den Heubacherinnen und Heubachern erhalten bleiben könnte. Am Ende der Diskussion stimmte der Rat dafür, das Schloss auf einer Website des Landesamts für Denkmalpflege zum Kauf anzubieten. Ohne einen Käufer, der dem Schloss zu neuem Glanz verhilft, könnte der Abriss des Heubacher Wahrzeichens eine Option werden.
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Es ist nicht das einzige Kulturdenkmal, das auf der Website zum Verkauf angeboten wird. Über 200 Objekte aus ganz Baden-Württemberg sind dort inseriert. Auch im Alb-Donau-Kreis, in Biberach, im Ostalbkreis und im Landkreis Heidenheim suchen Besitzer von Kulturdenkmälern nach Käufern. Die angebotenen Immobilien reichen dabei von großen Fachwerkhäusern bis zu kleinen Bretterschuppen. Auch einfache alte Wohnhäuser, die nach dem Denkmalschutzgesetz von Baden-Württemberg als Kulturdenkmäler anerkannt wurden, finden sich auf der Plattform.
Verkäufer aus Dornstadt-Bollingen sucht seit zwei Jahren nach Käufern
Ein solches altes Wohnhaus steht zum Beispiel in Dornstadt-Bollingen im Alb-Donau-Kreis. Dass das kleine Häuschen direkt an der Straße genauso ein Kulturdenkmal ist, wie das Schloss in Heubach, ist auf den ersten Blick schwer zu glauben. Albert Schanz, der Besitzer des Hauses, verbindet mit dem Erbstück trotzdem eine lange Geschichte.
"Früher haben wir immer gesagt, das ist unser Hexenhäuschen", sagt Schanz. Etwas Wehmut schwingt in seiner Stimme mit, denn von einem romantischen Hexenhäuschen hat das Gemäuer fast nichts mehr. Putz blättert von den Wänden, das Dach ist nicht mehr dicht und eine Außenwand ist eingefallen. Eine Sanierung ist zu teuer, daher will Schanz das Haus verkaufen. Doch die mangelnde Attraktivität der Immobilie mache dieses Vorhaben schwierig.
"Ein typisches Haus aus dem 18. Jahrhundert, in dem ärmere Leute drin gewohnt haben", erzählt Albert Schanz, während er auf die alten Wände blickt. Das Haus habe ein Grundfläche von circa 100 Quadratmetern, sonst gehöre aber nicht viel dazu. "Man geht bei der Haustüre raus und landet direkt auf der Straße", fasst er die ungewöhnliche Lage des Hauses, in dem schon seit Jahrzehnten niemand mehr wohnt, zusammen.
Neben einem Gehweg vor der Haustür fehlt dem Kulturdenkmal auch an ein Strom- und Wasseranschluss. Für Schanz ist es deshalb kein Wunder, dass das Kulturdenkmal innerhalb von zwei Jahren keinen Käufer gefunden hat: "In Summe überlegt man dann doch, ob es einem das Wert ist, oder ob man eine ähnliche Immobilie bekommt. Mit besserer Lage, die dann halt die Vorteile schon hat."
Nach einem Jahr auf der Verkaufsplattform ist ein Abriss möglich
Interessenten hätte das Inserat trotzdem hin und wieder auf den Plan gerufen. Einer von Ihnen habe zu einem Besichtigungstermin sogar einen Architekten dabei gehabt. "Die waren mehrmals da, haben das Haus innen und außen vermessen. Leider ist dann unter dem Strich doch nichts daraus geworden", so Schanz. Der Interessent hätte sich nicht mehr gemeldet.
Das Schicksal des ewigen Verkaufsobjektes teilt sich das kleine Häuschen in Dornstadt-Bollingen mit vielen anderen in Baden-Württemberg. Auf der Plattform sind auch Inserate schon wesentlich länger als zwei Jahre eingestellt. In Niederstotzingen wartet ein alter Holzlagerschuppen, ebenfalls ein Kulturdenkmal, seit 2019 auf einen Käufer.
Wenn auch das Heubacher Schloss keinen Käufer findet, könnte die Angst vieler Heubacher vor einem Abriss konkreter werden: Nach einem Jahr auf der Plattform darf das Schloss unter Zustimmung des Denkmalamtes abgerissen werden. Im Protokoll der letzten Heubacher Gemeinderatssitzung ist aber auch die Meinung der Stadt dazu hinterlegt: "Worst Case Szenario und ausdrücklich nicht Ziel der Verwaltung." Man wolle alles dafür tun, um das Schloss zu erhalten.