Demonstrationen zum Krieg in der Ukraine oder zum Nahost-Konflikt, eine Geiselnahme oder ein Bombenfund - diese Themen haben in den letzten Monaten auch die Polizei in Ulm beschäftigt. Als einziges Präsidium im Land muss sich das Polizeipräsidium Ulm außerdem noch um zwei Profi-Fußballclubs kümmern. "Das ist eine Herausforderung", sagt der neue Ulmer Polizeipräsident Josef Veser bei einem Besuch im SWR Studio Ulm.
Polizeipräsident Veser: keine heiße Spur zu judenfeindlichen Schmierereien in Langenau
"Es ist nicht mehr so wie vor 40 Jahren, dass unten etwas passiert und wir es hier nicht mitkriegen", sagt Josef Feser. Der neue Ulmer Polizeipräsident weiß, wie schnell sich mittlerweile Entwicklungen im Nahost-Konflikt auch im Gebiet seines Präsidiums verbreiten. Es sei dann wichtig zu beobachten, wie sich die Menschen hier verhielten - und zwar beide Seiten: pro Israel und pro Palästina. Dadurch, dass es in Ulm eine Synagoge gebe, sei die Situation besonders.
Im Zusammenhang mit Fremdenfeindlichkeit nimmt Josef Veser auch zu den jüngsten Haus-Schmierereien in Langenau im Alb-Donau-Kreis Stellung. "Was in Langenau geschrieben wurde, geht nicht", so Veser. Die Polizei nehme das nicht auf die leichte Schulter. Eine Ermittlungsgruppe soll den Täter finden. Eine heiße Spur gebe es aktuell nicht. Die Gesellschaft müsse dem Thema viel Aufmerksamkeit geben, meint Veser.
Staatsschutz ermittelt Judenfeindliche Parolen an Kirche und Rathaus in Langenau
"Boycott Israel" und "Juden vergasen" ist am Sonntagmorgen am Portal der Martinskirche und am Rathaus in Langenau (Alb-Donau-Kreis) zu lesen. Laut Polizei ermittelt der Staatsschutz wegen der Schmierereien.
Je größer der zeitliche Abstand zum Nazi-Regime werde, umso öfter müsse an diese Zeit erinnert werden. Die Gesellschaft müsse dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederhole. Langenau sei nur ein sichtbares Zeichen entsprechender Strömungen. Die Polizei Ulm verfolgt auch immer häufiger solche Inhalte in den Sozialen Medien.
In der Region gebe es keine "No-Go-Areas"
Insgesamt schätzt Josef Veser die Situation im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm als sehr sicher ein. Ein Brennpunkt sei das Gebiet um den Bahnhof in Ulm. Diesen hat die Polizei als sogenannten "gefährlichen Ort" markiert. Dort kann die Polizei auch ohne Anlass kontrollieren. Das sei für die Polizei rechtlich gesehen eine gute Situation. Einen solchen "gefährlichen Ort" gab es bereits in der Vergangenheit am Bahnhof in Göppingen.
Die Polizei zeige, dass sie solche Stellen besonders in den Fokus nehme und nicht nur zuschaue. Dass es Brennpunkte in einer Stadt gebe, sei unumgänglich, häufig in Bahnhofsnähe. "Das war schon vor 50 Jahren so", sagt der Polizeipräsident. Dabei seien die Städte Ulm, Göppingen, Heidenheim oder Biberach weit vom kriminellen Niveau von Großstädten entfernt. "No-Go-Areas", in die sich die Polizei nicht mehr hinein traue, gebe es in der Region nicht.
Erfolgreich getestet Ulmer Pilotprojekt soll Problemviertel mit KI sicherer machen
Der Ulmer Lederhof gilt als Problemviertel, als Ort von Pöbeleien und Schlägereien. Ein Pilotprojekt zweier Start-up-Firmen soll das Sicherheitsgefühl steigern: Mit Hilfe von KI.
1. FC Heidenheim und SSV Ulm beschäftigen die Polizei
1.700 Menschen sind beim Polizeipräsidium Ulm beschäftigt, davon 1.500 Polizeibeamtinnen und -beamte. Wie viele sich von ihnen für Fußball interessieren, ist nicht klar. Dass der Fußball viele Menschen beschäftigt, ist unstrittig. Laut Josef Veser ist das Polizeipräsidium Ulm das einzige in Baden-Württemberg, dass für einen Fußball-Bundesligisten und einen Zweitligisten zuständig ist.
Der 1. FC Heidenheim und der SSV Ulm 1846 ziehen nicht nur viele Fußballfans an, sie binden auch viele Einsatzkräfte bei der Polizei. Jedes Wochenende steht ein Einsatz entweder in Ulm oder in Heidenheim an. Das sei zwar bislang sehr friedlich verlaufen, dennoch sei der Organisationsaufwand enorm.
Begeisterung für die Polizei weiterhin groß
Angesichts der Belastung sei es auch wichtig, ein Auge auf die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben, sagt Josef Veser beim Blick auf das kommende Jahr. Er spüre nach wie vor eine Begeisterung bei Kolleginnen und Kollegen. Polizeibeamte wollten für Gerechtigkeit und Sicherheit sorgen, viele seien Überzeugungstäter, so der Ulmer Polizeipräsident. Das Bedürfnis nach Gerechtigkeit sei nach wie vor für viele ein Grund, in den Polizeidienst zu gehen, auch im Polizeipräsidium Ulm.