Die Einkaufsmeile von Ulm bekommt eine Frischzellenkur - das stand schon vor der Sitzung des Gemeinderates am Mittwoch fest. Die Frage war nur, wann? Obwohl die Stadtverwaltung die Sanierung gerne auf das nächste Jahrzehnt verschoben hätte, fassten die Räte den Beschluss für den Baubeginn im kommenden Jahr. Das könnte die Stadt und die Innenstadthändler vor Probleme stellen.
Normalerweise freuen sich die Menschen über Neues. Die Freude hält sich für gewöhnlich aber in Grenzen, während etwas neu gemacht wird. Denn das bedeutet: Baustellen. Unter denen ächzt Ulm seit Jahren. Bis 2030 wird es in der Stadt sogar noch mehr davon geben.
Als da wären - ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Der Umbau links und rechts der zentralen Verkehrsachse B10 für die Landesgartenschau, der Ersatzneubau dreier neuralgischer und leider maroder Autobrücken, ein Straßentunnel an zentraler Stelle und die Sanierung des Hauptbahnhofes. Und jetzt also auch der Umbau der Fußgängerzone.
Gemeinderat fasst wegweisende Beschlüsse Ulm baut so richtig um: Fußgängerzone, Landesgartenschau, Donaustadion
Der Ulmer Gemeinderat hat am Mittwochabend wegweisende Beschlüsse für die kommenden Jahre gefasst: Über den Umbau der Fußgängerzone, des Donaustadions bis hin zur Landesgartenschau.
IHK: Stadt muss zeigen, dass der Innenstadthandel wichtig ist
"Das kann schon für den einen oder anderen Händler existenziell werden", sagt die Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK), Petra Engstler-Karrasch, am Tag nach der Abstimmung am Telefon. Ihre IHK hatte vor ziemlich genau einem Monat die Innenstadthändler gefragt, wie sie zu den Umbauplänen vor ihrer Ladentüre stehen.
Das Ergebnis: Nur 18 Prozent wollten, dass es 2026 losgeht. Der Rest hätte die Sanierung gerne von den anderen Baustellen losgelöst und auf die Zeit nach 2030 verschoben. Die Sorgen: Kundinnen und Kunden bleiben bei all den Baustellen einfach weg.
Die Stadt müsse jetzt Signale setzen, dass der "Innenstadthandel trotzdem wichtig ist". Das könnten kostenlose Parkplätze oder günstigere Nahverkehrstickets sein. Dinge also, die Geld kosten.
Geld sitzt in Ulm nicht mehr so locker
Jenes Geld, das bei der Stadt derzeit nicht so locker sitzt. Als die Sanierung der Fußgängerzone 2020 zum Thema wurde, habe die finanzielle Situation noch anders ausgesehen, mahnte Baubürgermeister Tim von Winning (parteilos) in der Gemeinderatssitzung.
Seither sind nochmals zwei Brückensanierungen und eben die Landesgartschauschau dazugekommen, die auf den Haushalt drücken. Das Regierungspräsidium steht der Stadt schon auf den Füßen und warnt bereits vor zu hohen Schulden. Auch deswegen habe man dem Gemeinderat "schweren Herzens vorgeschlagen, den Umbau auf nach 2030 zu verschieben".
OB Ansbacher: Finanzierung steht noch nicht
Nun kommen Kosten von zehn Millionen Euro auf die Stadt zu, so Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD). So teuer wird die geplante Sanierung der Fußgängerzone. Das Projekt sei noch nicht finanziert, man müsse nun mit dem Gemeinderat sprechen und eine Finanzierung finden.
Wir müssen das Beste daraus machen und die Entwicklung (...) bestmöglich gemeinsam mit Händlerinnen und Händlern umsetzen.
Damit beginne die Diskussion: Was kann sich Ulm in welcher Zeit leisten? Ulm sei eine sehr wohlhabende Stadt, aber die Herausforderungen werden auch immer größer, so der Oberbürgermeister. Die Stadt müsse aufpassen, in der Zeit bis 2030 den Bogen nicht zu überspannen.