Rund 280 Autos beschädigt

Sabotage-Serie mit Bauschaum im Auspuff: Jetzt fünf Verdächtige

Stand

Unbekannte haben etwa 280 Autos in mehreren Bundesländern mit Bauschaum beschädigt. Sicherheitskreise gehen von einer gezielten Sabotageaktion aus, beauftragt von einem ausländischen Geheimdienst. Jetzt wird eine weitere Person verdächtigt.

Im Zusammenhang mit Sabotageakten an Autos in mehreren Bundesländern wird jetzt gegen eine weitere Person ermittelt. Es handele sich um eine 19 Jahre alte, nicht vorbestrafte Frau, heißt es in einer Antwort des baden-württembergischen Innenministeriums auf eine Anfrage der Grünen im Landtag. Laut der Ulmer Staatsanwaltschaft wird gegen sie seit rund einem Monat ermittelt.

Damit gibt es in dem Fall fünf Tatverdächtige. Neben der Frau sind dies ein 17 Jahre alter Jugendlicher, ein 20 Jahre alter Mann, ein 18-Jähriger sowie ein 29-Jähriger. Die beiden Letzteren seien vorbestraft.

Den 18-Jährigen hatte das Amtsgericht Ulm wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und unerlaubten Entfernens vom Unfallort verurteilt. Der 29-Jährige hatte vom selben Gericht einen Strafbefehl wegen fahrlässiger Körperverletzung in zwei Fällen erhalten. Drei der verdächtigen Männer waren in Brandenburg in einem Transporter kontrolliert worden. Mehrere Kartuschen mit Bauschaum sind damals gefunden worden.

Ulm

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Rund 280 Fahrzeuge mit Bauschaum beschädigt

Laut der Ulmer Staatsanwaltschaft, die zentral die Ermittlungen im Zusammenhang mit Sabotageakten gegen Autos in mehreren Bundesländern übernahm, geht es um rund 170 Fahrzeuge in Baden-Württemberg, Bayern und dem Raum Berlin-Brandenburg. Allein in Baden-Württemberg sind laut Innenministerium 113 Fahrzeuge beschädigt worden. Darunter 37 Fahrzeuge in Ulm. Im Alb-Donau-Kreis waren es 13 Fahrzeuge in Langenau, 36 Fahrzeuge in Blaustein, 18 Fahrzeuge in Blaubeuren und 9 Fahrzeuge in Beimerstetten. Im Bereich Berlin-Brandenburg wird laut Staatsanwaltschaft Ulm in weiteren 110 Fällen ermittelt. Auch dort verstopften die Täter das Auspuffrohr der jeweiligen Fahrzeuge mit Bauschaum.

Wie aus der Antwort des Innenministeriums weiter hervorgeht, wurden bislang sechs Objekte durchsucht: im Dezember 2024 drei Wohnobjekte in Ulm, Langenau und Leipheim (Kreis Günzburg) sowie im Februar 2025 drei Wohnobjekte in Blaubeuren. Zudem gab es im Februar in Langenau eine Durchsuchung bei einer Person. Dabei wurde niemand festgenommen. Es seien mehrere Mobiltelefone und weitere elektronische Datenträger sichergestellt beziehungsweise beschlagnahmt worden.

Nach früheren Angaben der Ulmer Staatsanwaltschaft wurden auch mehrere Dosen Bauschaum gefunden. Die Männer hätten bei der Vernehmung nur wenige Angaben gemacht, teilte die Staatsanwaltschaft in Ulm mit. Der Staatsschutz sei an den Ermittlungen beteiligt.

Baden-Württemberg

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Erteilte russischer Geheimdienst den Auftrag?

Der Verdacht war zunächst auf Klimaaktivisten gefallen. Inzwischen laufen die Ermittlungen wohl in eine andere Richtung. Man gehe davon aus, dass die Saboteure für ihre Taten Geld von einem russischen Auftraggeber erhalten hätten, hieß es aus Sicherheitskreisen. Ob die Taten im Zusammenhang mit einer möglichen russischen Beteiligung stehen, sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen, heißt es in der Drucksache. Der Verfassungsschutz sieht seit Monaten eine Tendenz russischer Akteure, Täter - teils aus dem kleinkriminellen Milieu - anzuwerben, die für Geld Spionage- und Sabotageaktionen durchführen.

Ein Grund für diese Entwicklung ist nach Einschätzung deutscher Sicherheitsbehörden, dass der Einsatz professioneller Spione für Russland durch Sanktionen und eine erhöhte Wachsamkeit westlicher Nachrichtendienste erschwert ist.

SWR-Sicherheitsexperte Holger Schmitt am 6. Februar zur Bauschaum-Sabotage:

Die Landtags-Grünen wollten auch wissen, ob "False Flag"-Operationen beziehungsweise mutmaßlich aus dem Ausland gesteuerte Sabotageakte registriert wurden. "False Flag" (Falsche Flagge) beschreibt dabei das Gewinnen einer Person für eine nachrichtendienstliche Tätigkeit durch Täuschung über den wahren Auftraggeber beziehungsweise die tatsächliche Art der Tätigkeit.

Russische Sabotage und Täuschungen im Cyberbereich

Das Innenministerium informierte, dass fremde Staaten solche Operationen beispielsweise im Cyberbereich zur Tarnung eigener Operationen oder zur Diskreditierung anderer Staaten nutzen. Staatlich gesteuerte russische Cyberakteure gehörten seit jeher zu den aktivsten Akteuren in Baden-Württemberg. In den vergangenen Jahren hat die Cyberabwehr des Landesamtes für Verfassungsschutz kontinuierlich Cyberspionageangriffe auf baden-württembergische Infrastrukturen, Unternehmen und Behörden mit mutmaßlich russischem Hintergrund registriert.

Für Angriffe im Cyberraum setze die Russische Föderation - wie auch andere Staaten - verschiedene Cybergruppierungen ein. Diese verschleierten die wahre Identität des Angreifers, zeichneten sich durch einen sehr hohen personellen wie finanziellen Ressourceneinsatz sowie erhebliche technisch-methodische Fähigkeiten aus und seien nur schwer zu entdecken.

Ulm

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