Schulstart in der Medienwerkstatt. 110 Neuntklässler aus vier Gmünder Schulen warten gespannt auf eine Live-Verbindung mit Moskau. Gleich steht die "Schalte", ein Live-Gespräch. Auf der Leinwand eine Frau, die zurzeit täglich abends in den Wohnzimmern zu sehen ist: Ina Ruck, die ARD-Moskau-Korrespondentin.

ARD-Russlandkorrespondentin beantwortet Fragen
Im Saal ist es mucksmäuschenstill. Mit großer Aufmerksamkeit nehmen die Jugendlichen Ina Rucks Einschätzungen zu Russland auf.
Berichterstattung in Putins Russland
Den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine beschreibt sie genau, ohne das Wort "Krieg" zu nennen. Denn wer dies als Journalist in Russland tut, ist in Gefahr, des Landes verwiesen zu werden. Die Jugendlichen hören gebannt zu.
Dann renne ich halt zu meinem kleinen Schminktischchen, ziehe mir eine Jacke über, male mir kurz was ins Gesicht und stelle mich vor die Kamera.
In ihrem Job geht es oft Schlag auf Schlag. Zum Beispiel wenn die Tagesschau anruft, spätabends, und ein Livegespräch mit ihr führen will. "Dann renne ich halt zu meinem kleinen Schminktischchen, ziehe mir eine Jacke über, male mir kurz was ins Gesicht und stelle mich vor die Kamera."
Nelly und Sarah, beide 15, sind beeindruckt. Nelly könnte sich auch vorstellen, Journalistin zu werden. Aber Auslandskorrespondentin in einem so riskanten Land wie Russland? Sie überlegt kurz: "Nein, das auf keinen Fall." Ihr 14-jähriger Schulfreund Philipp sagt: "Irgendwie wäre so ein Job schon interessant, aber ich hätte dazu wohl nicht die Nerven."
Perspektivwechsel: Auf der Bühne steht jetzt Lina Safronova, ukrainische Journalistin, die in Deutschland arbeitet. Sie berichtet, dass sie es schätzt, in einem sicheren Land arbeiten zu dürfen. In der Ukraine hätten während des Krieges bisher zehn Journalisten ihr Leben lassen müssen.
Einfach mal machen: Interviews für die Regionalzeitung bim Newscamp
Im Anschluss geht es für die Jugendlichen in die verschiedenen Workshops. Nelly und Sarah lernen im Workshop der "Gmünder Tagespost" mit Alexander Haag, wie Lokaljournalisten ihre Themen in der Heimatzeitung finden und bearbeiten.
Die klassischen Medien werden von den Jugendlichen nahezu nicht genutzt - weder als Printausgabe noch digital. Snapchat nutzen die meisten als Informationsquelle. Als sie eine Ausgabe der Gmünder Tagespost durchforsten sollen, kommen die Themen Kriminalität und Sport noch am besten an. Umweltthemen interessieren zu Haags Verwunderung niemanden in der Gruppe.

Test, Test: Vom Newscamp in Gmünd direkt ins Radio
In ihrem zweiten Workshop schnuppern Nelly und Sarah in den Berufsalltag des Ulmer SWR-Reporters Jürgen Klotz hinein. Bei ihm erfahren sie, wie er ein aktuelles Thema schnell multimedial umsetzt, also für Online, Hörfunk, Fernsehen oder Social Media.
Wie das geht, zeigt er seiner Gruppe draußen am SWR-Übertragungswagen. Journalismus zum Anfassen. Die Jugendlichen interviewen sich gegenseitig zu der Frage: "Sollte man in der Schule ein Handy benutzen dürfen?" Die Antworten gehen kurz darauf in den Regionalnachrichten von SWR4 Ulm auf Sendung.
Wahrheit oder Lüge - echt oder fake?
Im SWR-Workshop erfahren die Jugendlichen auch, wie seriöse Reporterinnen und Reporter Fakten checken. Und Aussagen und Bilder kritisch hinterfragen. Wie man vertrauenswürdige Infoquellen findet, ist Schwerpunkt des Newscamps.
Auch kommerzielle Sender zeigen ihr Können: Rainer Pompe von Radio 7 aus Ulm zeigt, wie Nachrichten fürs Radio produziert werden. Til Simoleit aus Mannheim vom Privatsender bigFM legt den Fokus auf das Thema "Fake oder Fakt? Effektive Recherche in der Social-Media-Welt".
Einstürzende Fassaden? Nachrichten mit KI
Jonas Hilla und Ana-Lucia Colunga (Landeszentrale für politische Bildung) sowie Dominik Minet und Alexander Weller (Gmünder Wissenswerkstatt EULE) vermitteln den Jugendlichen anhand von Beispielen, wie mit KI und Greenscreen mediale Inhalte manipuliert werden können.
Das macht Spaß und ist auch erschreckend: Schülerinnen und Schüler produzieren ein Fake-Video, in dem sie eine Schwäbisch Gmünder Häuserfassade zum Einstürzen bringen. Keine Sorge: Schuld ist eben nur die Künstliche Intelligenz.
Alle Medienpartner haben das Ziel, jungen Menschen den journalistischen Beruf und den Wert von Pressefreiheit näher zu bringen und sie für die Gefahren von falschen Inhalten zu sensibilisieren. Das Ganze ohne erhobenen Zeigefinger und mit Spaß am Lernen und Ausprobieren.