Der Ulmer Professor für Psychiatrie Carlos Schönfeldt-Lecuona hält das Cannabisgesetz in seiner aktuellen Form für gefährlich. Das sagte Schönfeldt-Lecuona im Gespräch mit dem SWR. Besitz und Konsum sind ab April unter Bedingungen legal. Diese Teil-Legalisierung sei nicht bis zum Ende durchdacht, so die Kritik. Der Bundesrat hat dem Gesetz mit Wirkung zum 1. April zugestimmt.
Befürchtung: Jugendliche Neugier könne zu mehr Cannabiskonsum führen
Der Ulmer Psychiater befürchtet, dass Jugendliche mehr mit Cannabis zu tun haben werden, sie vielleicht aus Neugier den Konsum ausprobieren. Er rechne fest damit, in Zukunft häufiger als heute mit Cannabis-Konsum-Störungen wie zum Beispiel Psychosen zu tun zu haben. Das zeigten auch Erfahrungen in Ländern, in denen Cannabis schon vor Jahren legalisiert wurde, wie Uruguai und Kanada und die USA. Dort seien Störungen durch Cannabiskonsum nicht weniger, sondern eher mehr geworden.
Psychiater bezeichnet das Cannabisgesetz als nicht bis zum Ende durchdacht
Als Fehler will der Mediziner die Entscheidung nicht ausdrücklich bezeichnen. Die Frage nach einem richtig oder falsch sei schwierig, darauf gebe es keine pauschale Antwort. "Wir sind jetzt in einer Phase, die Mediziner ein Experiment nennen," so Schönfeldt-Lecuona. Er geht davon aus, dass die Legalisierung für Ärzte keine guten Konsequenzen haben wird. Er kennt allerdings keine perfekte Lösung für eine Legalisierung ohne Risiken.
Ärzte seien nach ihrer Meinung gefragt worden, so der Psychiater, seien aber nicht richtig gehört worden. Sie hätten sich gegen die Legalisierung in der aktuellen Form ausgesprochen. Sie erleichtere die Situation für cannabiskranke Menschen in Deutschland nicht. Die Droge sei nicht für alle gefährlich, aber für viele.