Je schneller bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand Hilfe eintrifft, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient überlebt. Dazu kommt: Schon nach kürzester Zeit sterben Hirnzellen ab. Im Optimalfall sollte der Rettungsdienst ab dem Zeitpunkt der Alarmierung innerhalb von acht Minuten vor Ort sein. Das empfehlen medizinische Fachgesellschaften. Eine große Datenrecherche des SWR zeigt jetzt, dass das nur sehr wenige Rettungsdienste in Baden-Württemberg schaffen. Auch in der Neckar-Alb-Region gibt es Unterschiede.
In Freudenstadt kommt Hilfe oft schneller als in Tübingen
Laut den erhobenen Daten ist der Kreis Freudenstadt auf einem guten Weg, wenn es um die Versorgung von Reanimationspatienten geht. Dort sind die ersten Rettungskräfte in 69 Prozent der Einsätze in unter acht Minuten vor Ort. Es folgt der Rettungsdienstbereich Bodensee-Oberschwaben, zu dem auch der Kreis Sigmaringen gehört. Er erreicht eine Quote von 68 Prozent.
Der Zollernalbkreis und der Kreis Reutlingen kommen laut SWR-Daten auf 59 Prozent. Die Kreise Calw, Tuttlingen und Tübingen liegen mit 53 Prozent etwas darunter. Der Zielwert von mindestens 80 Prozent, den Experten angeben, wird damit nicht erreicht. Bundesweit schaffen es allerdings nur 24 Rettungsdienstbereiche, dass das erste Rettungsmittel in 80 Prozent der Reanimationseinsätze in unter acht Minuten am Notfallort eintrifft. Mehr als 130 Rettungsdienstbereiche erreichen diesen Zielwert nicht.
Notfallversorgung: Ehrenamtliche sind wichtig
Über Leben oder Tod entscheidet oft, ob ehrenamtliche Ersthelfer da sind. Sie werden meist über spezielle Apps alarmiert und helfen, bis der Rettungsdienst eintrifft und Fachkräfte übernehmen. Auch hier haben die Kreise Calw und Freudenstadt eine Vorreiterrolle. Beide Kreise arbeiten bereits mit einer sogenannten First-Responder-App. Andere Rettungsdienstbereiche in der Region wollen ebenfalls eine App einführen, zum Beispiel Tübingen. Laut SWR-Informationen soll mit einem neuen Rettungsdienstgesetz auch eine landesweite Ersthelfer-App kommen.
Notrufzentrale muss gut informiert werden
Bevor Ersthelfer und Rettungsdienste helfen können, müssen die Mitarbeitenden in der Notrufzentrale erkennen, dass es um einen Herz-Kreislauf-Stillstand geht. Das ist am Telefon nicht einfach. Oft gibt es nicht ausreichend Informationen, beispielsweise von aufgeregten Angehörigen. Helfen sollen Abfragemethoden nach einheitlichen Standards. Studien belegen laut SWR-Recherche, dass lebensbedrohliche Notfälle mit ihnen zuverlässiger erkannt werden.
Die Kreise Zollernalb, Freudenstadt, Tuttlingen und auch der Rettungsdienstbereich Bodensee-Oberschwaben, zu dem der Kreis Sigmaringen gehört, setzen auf eine solche Abfrage. Die Kreise Calw, Reutlingen und Tübingen dagegen noch nicht. Die Gründe sind unterschiedlich: Die Kosten für die Abfrage-Software zum Beispiel oder bessere Erfahrungen mit einer freien Abfrage. Der Kreis Tübingen will die standardisierte Abfrage demnächst einführen.
Woche der Wiederbelebung Warum mehr Menschen überleben würden, wenn die Rettungsdienste besser ausgestattet wären
In der Woche der Wiederbelebung rückt die Reanimation näher in den Fokus. SWR-Recherchen zeigen: Hunderte Menschen mehr könnten einen Herzstillstand überleben. Wenn die Bedingungen stimmten.
Schnelle und gute Hilfe: Auch Politik ist gefordert
Gut schneiden die Rettungsdienstbereiche in der Region im Bereich Qualitätsmanagement ab. Alle werten Daten aus und analysieren sie. Die Bereiche befassen sich also mit ihren Einsätzen und Abläufen und können so ihre Qualität verbessern. Es werden beispielsweise auch Notrufgespräche nachbesprochen um eventuelle Fehler zu finden.
Grundsätzlich sind die Rettungsdienstbereiche für die Strukturen vor Ort, die Mobilisierung von Helfern und Helferinnen sowie die stetige Optimierung der Abläufe verantwortlich. Sie sind jedoch auch an die politischen Vorgaben und die daran orientierte Finanzierung gebunden.