Eine Gruppe von Menschen auf dem CSD in Albstadt. Sie halten Schilder hoch und sind bunt angezogen. In Albstadt im Zollernalbkreis hat am Freitag der erste Christopher Street Day (CSD) stattgefunden.

Polizei hält rechte und linke Demonstranten auseinander

Trotz rechter Gegendemo: Albstadt feiert bunten CSD für Toleranz

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Julia Klebitz
Julia Klebitz Reporterin SWR Aktuell Studio Tübingen Regionalbüro Albstadt

In Albstadt (Zollernalbkreis) hat es am Freitag zum ersten Mal einen Christopher Street Day (CSD) gegeben. Rechtsextreme und antifaschistische Gruppen demonstrierten. Die Polizei musste mehrmals eingreifen.

Albstadt im Zollernalbkreis hat Flagge gezeigt - bunt und harmonisch. Rund 400 Teilnehmende wollten bei der Premiere des Albstädter CSD dabei sein, um gemeinsam für mehr Offenheit und Toleranz zu demonstrieren. Die Polizei war mit zahlreichen Kräften im Einsatz und musste nach eigenen Angaben auch einschreiten.

Queere wollen sich auch in Albstadt nicht mehr verstecken

In Großstädten gehören solche Veranstaltungen längst dazu. Auf dem Land haben es queere Menschen laut einem Sprecher des Veranstalters allerdings deutlich schwerer. Er betonte, dass sie sich allerdings auch hier nicht mehr verstecken wollen. Die Jugendinitiative "immerwaslos" organisierte den CSD gemeinsam mit den Juso Zollernalb.

Beim Albstädter CSD kamen letztendlich rund doppelt so viele Teilnehmer wie im Vorfeld erwartet zusammen, darunter auch mehrere Vertreter von Kirche und Politik. In verschiedenen Redebeiträge setzten sie sich für die Gleichberechtigung aller Menschen ein - unter frenetischem Beifall.

Eine Gruppe junger Menschen hält beim CSD in Albstadt ein Schild. In Albstadt im Zollernalbkreis hat am Freitag der erste Christopher-Street-Day, kurz CSD, stattgefunden.
In Albstadt im Zollernalbkreis hat am Freitag der erste Christopher-Street-Day, kurz CSD, stattgefunden.

Rechte demonstrieren gegen Christopher Street Day

Deutlich gedämpfter ging es derweil bei einer angekündigten Gegendemo zu. Unter dem Motto "Nein zum Genderwahnsinn" versammelten sich nur wenige Meter entfernt rund 70 Teilnehmende und folgten damit Aufrufen der identitären "Zollern Jugend aktiv" und der rechtsextremen NPD-Nachfolgepartei "Die Heimat". Diese hatte bereits Tage zuvor bundesweit zu dieser Aktion aufgerufen.

Vornehmlich in schwarz gekleidet, teils vermummt, mit Schildkappe und Sonnenbrille ausgestattet, versuchten sie, ihre Parolen gegen Vielfalt und Toleranz an die Menschen am Straßenrand zu bringen.

Laut Mitteilung des Polizeipräsidiums Reutlingen vom frühen Samstagmorgen mussten wegen der Gegendemo verschiedene Straßen zeitweise gesperrt werden. Gegen einen vermummten Teilnehmer wurde den Angaben zufolge ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet. "Das Vorliegen möglicher weiterer Verstöße wird geprüft", so die Polizei in ihrer Mitteilung.

In Albstadt (Zollernalbkreis) demonstrieren rechtsextremen Gruppierungen gegen den ersten Christopher Street Day (CSD).
In Albstadt im Zollernalbkreis hat am Freitag der erste Christopher Street Day (CSD) stattgefunden. Unter dem Motto "Nein zum Genderwahnsinn" gab es eine Gegendemo von rechtsextremen Gruppierungen.

Antifa zieht unangemeldet durch Straßen in Albstadt

Auch antifaschistische Gruppierungen demonstrierten in Albstadt, allerdings unangemeldet. Dafür bewegten sie sich umso lauter durch die Stadt und beschäftigten die Einsatzkräfte zusätzlich. Nach Angaben der Polizei sind rund 250 Personen gestoppt worden, um sie von den rechten Demonstranten zu trennen.

Polizei setzt Pfefferspray ein und kesselt Demonstranten ein

Demnach mussten die Einsatzkräfte kurzzeitig auch Pfefferspray
einsetzen, "da aus der Gruppe heraus nach den Beamten getreten worden war", so die Polizei. Außerdem seien etwa 60 Personen "vorübergehend umschlossen" worden. Eine 24-Jährige wollte den Angaben zufolge die Absperrung durchbrechen, sie sei "zu Boden gebracht", dabei verletzt und vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht worden. Eine 19-Jährige wurde laut Polizei zeitweise in Gewahrsam genommen. Es wurden Strafverfahren eingeleitet, so die Polizei.

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