Blessuren und Blutspuren im Fell: Ein Foto zeigt den toten Wolf, der auf der B500 zwischen dem Windgfällweiher und der Gemeinde Schluchsee (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) überfahren wurde.
Es ist nicht der erste tote Wolf im Schwarzwald. Bereits im Dezember vergangenen Jahres kam es zu einer Kollision zwischen einem Auto und einem acht Monate alten Wolfswelpen.
Weibchen bei Unfall getötet: Wolf war trächtig
Zu dem Zusammenstoß kam es laut Polizei am frühen Mittwochmorgen. Gegen sieben Uhr soll das Tier die Fahrbahn überquert haben und dabei von einem Autofahrer tödlich erfasst worden sein. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg hat das Tier inzwischen sichergestellt. Micha Herdtfelder, Leiter des Arbeitsbereiches Luchs und Wolf bei der FVA, hat gegenüber dem SWR bestätigt, dass es sich um einen weiblichen Wolf handelt - mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Fähe aus dem Wolfsrudel am Schluchsee. Zudem war das Tier trächtig.
Der Tierkörper wird zur weiteren Untersuchung an das Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin gebracht. Dort geht es darum bundesweit einheitliche Daten zum Gesundheits- und Ernährungszustand von getöteten Wölfen zu bekommen.
Zahlen, Herdenschutz, Naturschutz FAQ: Fragen und Antworten zu Wölfen in Baden-Württemberg
Langsam kehrt der Wolf nach Baden-Württemberg zurück - zur Freude der Naturschützer, zur Sorge der Landwirte. Wie sich der Bestand entwickelt und Nutztiere geschützt werden sollen.
Umweltministerium: Rudelbildung in BW erstmal vom Tisch
Nachdem wohl der einzige weibliche Wolf Baden-Württembergs überfahren wurde, dürfte der Neuaufbau eines Rudels in weite Ferne gerückt sein. "Die Rudelbildung ist in Baden-Württemberg damit erstmal vom Tisch", sagte Claudia Hailfinger, Pressesprecherin des Umweltministeriums.
Die Fähe hatte als einziger reproduzierender weiblicher Wolf eine wichtige Bedeutung für die Rückkehr des einst heimischen Raubtieres. Nach ihrem mutmaßlichen Tod sind nun nur männliche Wölfe in Baden-Württemberg sesshaft. Nachwuchs hängt laut Umweltministerium von einwandernden Fähen ab. Ob das im nächsten Jahr passiert oder erst wieder in zehn Jahren, sei unklar.
Welpe vor wenigen Monaten überfahren
Bereits im vergangenen Dezember war auf der B500 bei Schluchsee der einzige Wolfswelpe Baden-Württembergs ums Leben gekommen. Nun starb dort sehr wahrscheinlich auch seine Mutter. Der Welpe war etwa acht Monate alt und wog 20 Kilogramm.
Er hatte außerdem Räude, eine ansteckende Hauterkrankung. Der Welpe war im Juli 2023 per Fotofalle der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) nachgewiesen worden. Es war der erste bekannte Wolfsnachwuchs seit rund 150 Jahren. Seit 1866 galt der Wolf in Baden-Württemberg als ausgerottet.
So hatte SWR Aktuell Ende Dezember 2023 über den toten Wolfswelpen berichtet:
Erstes Wolfsrudel 2023 in der Gemeinde Schluchsee
Im Jahr 2015 war der erste Wolf im Land nachgewiesen worden, das Tier stammte aus der Schweiz. Es wurde noch im selben Jahr auf der A5 in Lahr (Ortenaukreis) überfahren. Erst 2017 siedelte sich dann der erste Rüde wieder dauerhaft im Schwarzwald an.
2023 bildete sich in der Gemeinde Schluchsee das erste Rudel. Von einer stabilen Population ist Baden-Württemberg aber noch weit entfernt. Dennoch steigt die Zahl der Exemplare.
Weiterer sesshafter Wolf im Nordschwarzwald nachgewiesen
Mitte Februar wurde im Nordschwarzwald ein Wolfsrüde genetisch identifiziert. Ursprünglich stammt das Tier laut Umweltministerium aus einem Rudel im niederösterreichischen Raum Gutenbrunn. Der Rüde ist vermutlich drei oder vier Jahre alt. Sein neues "Territorium Hornisgrinde" im Nordschwarzwald liegt laut Ministerium im bereits bestehenden Fördergebiet Wolfsprävention Schwarzwald. Das Gebiet umfasst den gesamten Naturraum Schwarzwald. Es hat eine Größe von etwa 8.800 Quadratkilometern.
Bislang leben vergleichsweise wenige Exemplare im Land. Zum Vergleich: Im Monitoringjahr 2022/2023 wurden bundesweit insgesamt 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare und 22 sesshafte Einzelwölfe vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gezählt. Bundesweit liegen die Wolfsschwerpunkte auch eher in Niedersachsen und Brandenburg sowie in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch sorgen Zwischenfälle auf den Weiden immer wieder für Aufsehen auch im Südwesten.