Es sind Bilder, die sich bei Christian Striebich, Tierhalter in Forbach (Kreis Rastatt) eingebrannt haben - und die ihn wütend machen. "Die komplette Herde stand ganz eng zusammengepfercht am Zaun", sagt Striebich und zeigt grausame Bilder auf seinem Handy: Tiere mit Verletzungen an den Hinterläufen und auf der Weide ein mit einem Biss in die Kehle getötetes Schaf.
Seit 2019 hat der Wolf bei ihm dreimal zugeschlagen. Zuletzt im vergangenen Jahr. Zum Teil waren es Tiere, die er mit der Flasche selbst großgezogen hat. "Wenn Sie das sehen, dann haben Sie in dem Moment eine Wut im Bauch – das kocht". Insgesamt hält Striebich rund 100 Schafe und Ziegen. Im Moment sollen laut Umweltministerium vier oder fünf Wölfe in Baden-Württemberg sesshaft sein. Alle im Schwarzwald und zwei sogar in der Region im Schwarzwald, wo der Hof von Christian Striebich steht.
Das von den Grünen geführte Umweltministerium erklärt auf SWR-Anfrage, Schutzzäune seien das beste Mittel, um Schäden bei Nutztieren wie Schafen zu vermeiden. Bei Christian Striebich hat das den Wolf nicht zurückgehalten. Neun Tiere hat er inzwischen verloren und das, obwohl er seine Zäune immer sicherer gegen den Wolf gemacht hat.
Verband der Schafzüchter fordert eine Obergrenze für Wölfe
Anette Wohlfahrt vertritt Menschen, wie Christian Striebich. Sie ist Geschäftsführerin im Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg und befürchtet, dass es im Land bald ähnlich viele Wölfe geben wird, wie in anderen Teilen von Deutschland. "Die Einschläge kommen immer näher", sagt Wohlfahrt. In der SWR-Sendung "Zur Sache Baden-Württemberg" forderte sie eine Obergrenze bei Wölfen im Land. "Wölfe, die sich nicht an den Herdenschutz und nicht an Regeln halten, müssen sofort entnommen werden", so Wohlfahrt.
Minister Hauk: Ausreden verhinderten notwendigen Abschuss von "problematischem Wolf"
Geht es nach Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk ist mindestens ein Wolf im Schwarzwald zu viel. Für den CDU-Politiker ist eine unbürokratische Ausnahmegenehmigung des Umweltministeriums dringend nötig, um den "problematischen Wolf" im Schwarzwald schnell abschießen zu können.
In "Zur Sache Baden-Württemberg" forderte Hauk von Umweltministerin Tekla Walker (Grüne) am Donnerstagabend eine Entscheidung. Schon wenige Wölfe im Land reichten aus, um die Artenvielfalt zu gefährden. Landwirtschaftsminister Hauk verwies darauf, dass Landwirte wegen der Schäden durch Wölfe aufgäben. Das aber schade der Biodiversität, weil Wiesen brach fielen und dann zuwucherten. Er warf den Grünen vor, wegen einer Art - dem Wolf - Tausende anderer Arten aufs Spiel zu setzen.
Bereits Anfang Dezember hatte Hauk gefordert, dass der Wolf ins Jagdrecht mit aufgenommen werden sollte, um den Bestand der Wolfstiere im Land kontrollieren zu können. Nun hat er seine Ministerkollegin direkt aufgefordert, tätig zu werden.
Laut Umweltministerium gab es in Baden-Württemberg bislang nur zwei Fälle, bei denen Wölfe Schutzzäune überwunden haben. Diese Tiere würden nun genauer beobachtet und seien "angezählt". Laut Umweltministerium sind Mitarbeiter der Landforstverwaltung dafür zuständig zu prüfen, ob es Fälle gibt, in denen Wölfe Schutzzäune überwunden haben. Es handele sich also um Experten aus dem Bereich des Landwirtschaftsministeriums. "Auf Basis von deren Expertise gab es daher bisher noch keinen Anlass für eine Ausnahmegenehmigung", so eine Sprecherin des Umweltministeriums. Einen "schadstiftenden" Wolf werde das Ministerium in Baden-Württemberg nicht tolerieren.
Umweltminister von Bund und Ländern beschleunigen Abschuss von Wölfen
Im Dezember 2023 haben sich die Umweltminister von Bund und Ländern in einer Konferenz auf neue Regeln für den Umgang mit problematischen Wölfen verständigt. So sollen Wölfe, die einmal einen Schutzzaun überwunden und Nutztiere gerissen haben, schneller als bisher getötet werden können. Das geht, weil nun keine DNA-Analyse des Wolfs mehr abgewartet werden muss. Das gilt aber nur in Gebieten, in denen besonders viele Wölfe viele Tiere reißen - Baden-Württemberg fällt nicht darunter.
Wann werden in Baden-Württemberg Wölfe abgeschossen?
In Baden-Württemberg werden aktuell Wölfe zum Abschuss freigegeben, die nachweislich zwei Mal kurz hintereinander und an nahe beieinanderliegenden Stellen Schutzzäune überwunden hätten. Das Land habe im Bundesvergleich sehr wenige Wölfe und daher auch kein erhöhtes Rissaufkommen, weswegen die beschleunigte Regel von der Umweltministerkonferenz im Land nicht angewendet werden kann.
Die Tiere von Landwirt Christian Striebich sollen Anfang April das erste Mal wieder auf die Weide gehen, in der Hoffnung, dass nichts passiert. Trotzdem kommen die grausamen Bilder und Momente von seinen gerissenen Tieren immer wieder hoch und mit ihnen auch die Wut auf den Wolf. "Wenn er mir in dem Moment vors Auto rennen würde, dann würde ich mit ganz großer Sicherheit nicht bremsen", sagt er.