Der erste Wolfswelpe im Land ist SWR-Informationen zufolge am Montagabend tot aufgefunden worden. Anscheinend wurde er überfahren. Der Welpe war erst am 27. Juli 2023 per Fotofalle der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) nachgewiesen worden. Es war der erste bekannte Wolfsnachwuchs seit rund 150 Jahren. Seit 1866 galt der Wolf in Baden-Württemberg als ausgerottet. Der Südwesten verliert damit auch sein erstes Wolfsrudel, weil ein solches neben einem Paar auch Nachwuchs umfasst.
SWR-Reporterin Wera Engelhardt berichtet im Radio über den toten Wolf:
Der Polizei wurde nach eigenen Angaben am Montagabend gegen 20.20 Uhr ein Wildunfall gemeldet: Ein Auto war demnach kurz nach der Gemeinde Schluchsee (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) auf der Bundesstraße 500 mit einem Wolf zusammengestoßen, der über die Straße gelaufen war. Das Umweltministerium teilte am Dienstag mit, dass es sich bei dem Wolf äußerlichen Merkmalen nach zu urteilen um den männlichen Welpen des Schluchsee-Rudels, GW3699m, handele.
Erste Untersuchung des Wolfswelpen
Der Wolf wurde zunächst äußerlich untersucht. Er war etwa acht Monate alt und wog 20 Kilogramm. Das Tier hatte außerdem Räude. Felix Böcker von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg und dort Leiter des Fachbereichs Monitoring, Arbeitsbereich Luchs und Wolf, ist der Räudebefall bereits erstmals auf Fotofallenbildern im August/September aufgefallen. Weil das eine Krankheit sei, die bei wilden Caniden (also Wölfen, Füchsen, Marderhunden) und auch anderen Wildtieren häufiger auftrete, sei das vorerst keine große Überraschung gewesen. Er weiß: "Wölfe heilen diesen Befall durch die Sarcoptes-Milbe häufig wieder aus. Auf weiteren Fotofallenbildern sah es auch so aus, als würde es sich besser entwickeln." Nun schienen die Symptome wie Haarausfall, Juckreiz und dadurch offene Stellen zuletzt aber wieder stärker ausgeprägt gewesen zu sein.
Der Kadaver wird in den kommenden Tagen nach Berlin geschickt und im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) untersucht.
2023 bildete sich in der Gemeinde Schluchsee das erste Rudel
Im Jahr 2015 war der erste Wolf im Land nachgewiesen worden, das Tier stammte aus der Schweiz. Es wurde noch im selben Jahr auf der A5 in Lahr (Ortenaukreis) überfahren. Sein Skelett kann im Naturkundemuseum in Karlsruhe angeschaut werden.
Erst 2017 siedelte sich dann der erste Rüde wieder dauerhaft im Schwarzwald an. Und 2023 bildete sich in der Gemeinde Schluchsee das erste Rudel. Von einer stabilen Population ist Baden-Württemberg also noch weit entfernt. Der Tod des einzig bekannten Wolfjungen ist daher ein Rückschlag für die Rückkehr des hier einst heimischen Raubtieres. Dass es nur den einen Welpen gibt, sei ungewöhnlich, sagt Markus Rösler, Sprecher für Naturschutz der Grünen im Landtag. Denn ein normaler Wurf bestehe eigentlich im Durchschnitt aus vier Welpen.
EU-Kommission will Schutzstatus des Wolfs senken
Nach mehreren Nutztierrissen im Schwarzwald wächst aber vor allem bei Landwirten der Ärger über den Wolf. Sie sorgen sich um ihre Tiere und fordern, dass die Behörden eingreifen. Die Europäische Kommission hatte jüngst angekündigt, die strengen Schutzregeln für Wölfe lockern zu wollen. Man schlage vor, den Status des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" abzusenken, teilte die Brüsseler Behörde vergangene Woche mit. Dies würde es erlauben, die Jagd auf Wölfe zu genehmigen, wenn dadurch nicht der Erhalt von Populationen gefährdet wird.