Viele Fragen bleiben offen

S21: Politik und Bahn feiern Richtfest am Flughafenbahnhof

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

In acht Minuten soll man von Stuttgart aus künftig am Flughafenbahnhof sein. Dort wurde am Freitag Richtfest gefeiert. Fragen etwa zum Pfaffensteigtunnel und der Gäubahn sind weiter offen.

Am Flughafen Stuttgart ist der Rohbau des neuen Fernbahnhofs abgeschlossen. Vertreter von Politik und Bahn feierten am Freitag Richtfest und sprachen von einem Meilenstein und einer bedeutenden Drehscheibe am Flughafen. Der Oberbürgermeister von Stuttgart Frank Nopper (CDU) sagte, der Flughafen Stuttgart werde zur "Mobilitätsdrehscheibe von nationaler, ja sogar von europäischer Bedeutung für Flug-, Bahn- Bus- und Automobilverkehr".  

Fernbahnhof: In bis zu acht Minuten am Flughafen

Aus dem Stuttgart-21-Tiefbahnhof soll man durch den neuen Fildertunnel in sechs bis acht Minuten am Flughafen sein. Trotz des Namens "Fernbahnhof" werden dort auch Regionalzüge halten. Der neue Flughafenbahnhof soll - zusammen mit dem unterirdischen Hauptbahnhof in der Innenstadt - spätestens im Dezember 2026 fertiggestellt werden.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte bei der Feier zum Richtfest, der neue Flughafenbahnhof werde deutlich attraktivere Fahrzeiten aus fast allen Richtungen zum Flughafen und zur Messe ermöglichen, zum Teil werde die Fahrzeit mehr als halbiert.

Im Januar 2024 war das Empfangsgebäude noch ein offenes Loch am Flughafen.
Im Januar 2024 war das Empfangsgebäude noch ein offenes Loch am Flughafen. Nur schwer zu erkennen, dass hier der Zugang zu einem neuen Bahnhof entstehen soll. (Archivbild)

Ursprünglich war Flughafenbahnhof nicht vorgesehen

In der ursprünglichen Planung des Stuttgart-21-Architekten Gerhard Heimerl aus den 80er-Jahren war der Flughafenbahnhof nicht vorgesehen. Auch während der großen Stuttgart-21-Proteste war unter Verkehrsplanern umstritten, wie sinnvoll der Anschluss des Flughafens mit eigenem Bahnhof direkt an die ICE-Strecke nach Ulm überhaupt ist.

Der Bau der künftigen Bahnsteige am Flughafen Fernbahnhof schreiten voran.
Hier sollen zukünftig Fern- und Nahverkehrszüge halten - der Bau der künftigen Bahnsteige am Flughafen Fernbahnhof - hier ein Bild vom April 2024 - schreiten voran. (Archivbild)

In der Folge gab es eine Klage vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Schutzgemeinschaft Fildern gegen den Bau der Bahn-Trasse und des Fernbahnhofs am Flughafen. Dadurch verzögerte sich auch der Baustart auf den Fildern. Im Sommer 2020 hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig diese Klage abgewiesen. Der Flughafenbahnhof konnte gebaut werden.

Offene Fragen bei Pfaffensteigtunnel und Gäubahn

Vor über einem Jahr wurde am Flughafenbahnhof der letzte Tunnel von Stuttgart 21 durchschlagen. In etwas mehr als zwei Jahren soll der größte Teil des Projekts in Betrieb genommen werden. "Einstweilen", wie Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) im Juni auf einer Pressekonferenz es ausdrückte. Damit deutete er an, dass man bei Stuttgart 21 mit keinem Termin mehr fest rechnen kann. Mehrmals wurde der Eröffnungstermin schon verschoben.

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Unbestritten ist unter allen Beteiligten: Ein wichtiger Bestandteil von Stuttgart 21 wird erst Jahre später fertig - die Anbindung der Nah- und Fernverkehrsstrecke Stuttgart-Singen-Zürich an den neuen Tiefbahnhof, kurz Gäubahn genannt. Denn jahrelang waren sich die Projektpartner uneinig darüber, wie von Böblingen aus die Züge die Stuttgarter Innenstadt erreichen sollen.

Pfaffensteigtunnel soll Gäubahn an S21 anbinden

Zwischenzeitig sollten die Züge über die S-Bahn-Trasse zum Flughafen geleitet werden und über einen eigenen Bahnsteig dann in den Fildertunnel eingefädelt werden. Inzwischen ist man sich aber einig: Ein neuer Tunnel soll von Böblingen direkt zum Flughafenbahnhof geführt werden.

Dieses Bauprojekt zählt offiziell nicht mehr zu Stuttgart 21 und soll ab 2026 gebaut werden. Die Planfeststellungs-Unterlagen sind - laut Bahn im Rekordtempo - im April eingereicht worden. Der sogenannte Pfaffensteigtunnel soll aber laut Bahn vor 2032 nicht fertig werden. Bis der Tunnel fertig ist, sollen Nah- und Fernverkehrszüge am Stadtrand in Stuttgart-Vaihingen enden. Dort müssen Fahrgäste dann sechs Jahre lang in die S- oder Stadtbahn umsteigen.

Wie sicher kommt der Pfaffensteigtunnel?

Zwar ist man sich auf politischer und organisatorischer Seite nach langen Diskussionen inzwischen einig: Der Pfaffensteigtunnel soll kommen. Doch final beschlossen ist er noch nicht - geschweige denn finanziert. 2,7 Milliarden Euro könnte der elf Kilometer lange Tunnel laut Experten kosten. Fast schon kurios in dem Zusammenhang: Am neuen Fernbahnhof am Flughafen, an dem jetzt Richtfest gefeiert wird, wurden bereits die Eingangsportale - die sogenannten Tunnelstutzen - für den Pfaffensteigtunnel gebaut. Die Bahn zeigt sich seit Monaten zuversichtlich, dass der Pfaffensteigtunnel kommen wird.

Durch die linke Röhre sollen die Züge zukünftig auf die Neubaustrecke nach Ulm fahren können - rechts im Bild ist der sogenannte Tunnelstutzen für den Pfaffensteigtunnel erkennbar.
Durch die linke Röhre sollen die Züge zukünftig auf die Neubaustrecke nach Ulm fahren können - rechts im Bild ist der sogenannte Tunnelstutzen für den Pfaffensteigtunnel erkennbar. Zwar ist noch unklar, ob der Tunnel gebaut werden kann, aber die Vorbereitungen für einen Tunnelanschluss wurden am Fernbahnhof bereits getroffen.

Doch gegen die Planfeststellungsunterlagen hat die Schutzgemeinschaft Fildern mittlerweile Einspruch eingelegt. Unter anderem würden durch den Bau wertvolle landwirtschaftliche Böden dauerhaft geschädigt. Dieser Einspruch dürfte mindestens zu Verzögerungen beim Bau des Tunnels führen. Der Fertigstellungstermin im Jahr 2032 darf zumindest mal optimistisch genannt werden.

S21: Klagen, Verhandlungen, Gerichtstermine

Doch welche Lösung gibt es für die Pendlerinnen und Pendler auf der Gäubahn während der Unterbrechung? 1,4 Millionen Menschen leben zwischen Böblingen und Singen entlang der Strecke. Seit Jahren sind die Positionen der Bürgermeister entlang der Gäubahn einerseits und der Politiker in der Landeshauptstadt andererseits verhärtet.

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Der Umstieg in Stuttgart-Vaihingen in die S-Bahn: Unzumutbar, sagen die Anrainergemeinden. Schließlich hätten die Bürgermeister immer in ihren Gemeinden für S21 geworben, weil man dann besser an die Landeshauptstadt angeschlossen werde - und eben nicht sechs Jahre lang gar nicht mehr. Ihre Forderung: Der Stuttgarter Kopfbahnhof soll so lange in Betrieb bleiben, bis der Tunnel fertig ist. Unzumutbar, sagt die Stadt Stuttgart. Sie weigert sich und will keine weiteren Verzögerungen bei den eigenen Bauprojekten auf den Gleisflächen, dem Rosensteinquartier, riskieren.

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Ein Beschwerdebrief jagt den nächsten, viele Gutachten wurden geschrieben und präsentiert, aber an der Ausgangssituation hat sich nichts geändert. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte Klage gegen den Abbau des alten Stuttgarter Kopfbahnhofes eingereicht, solange keine Alternative für einen Anschluss der Gäubahn gebaut wurde. Erst vor wenigen Wochen gab DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch bei einer Veranstaltung in Stuttgart bekannt: Der Gerichtsprozess, ob der Kopfbahnhof überhaupt mit der Eröffnung des Tiefbahnhofs abgebaut werden darf, starte am 12. Februar vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart.

Was ist mit dem Baustein 3 beim Digitalen Knoten?

Doch auch über den Flughafenbahnhof und den geplanten Pfaffensteigtunnel hinaus gibt es weitere Unklarheiten. Noch immer steht in den Sternen, ob der dritte Baustein beim sogenannten Digitalen Knoten Stuttgart realisiert wird. Es geht um die vollständige Digitalisierung des Bahnverkehrs in der Region Stuttgart. Dadurch sollen mehr Züge zuverlässiger fahren können, der Bahnverkehr soll leistungsstärker werden.

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Eine SWR-Recherche hatte gezeigt, dass die Bahn zwar deutschlandweit die Digitalisierung der Infrastruktur vorerst stoppen möchte. Aber den finalen Teil des Digitalen Knotens in Stuttgart will sie dennoch - mit Einschränkungen - umsetzen. Bahninsider hatten dem SWR in den vergangenen Wochen berichtet, dass mit der Realisierung jetzt begonnen werden soll. Aber kurz vor der Aufsichtsratssitzung der Bahn Anfang Oktober sei der finale Beschluss von der Tagesordnung wieder entfernt worden.

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