Beim Bahn-Großprojekt Stuttgart 21 wurde am Donnerstagmittag der letzte Tunnelmeter durchgeschlagen. Der Tunnel soll den Flughafen und die Messe an das Bahnnetz anbinden. Die jahrelangen Bauarbeiten der Mineure gehen damit zu Ende. Insgesamt wurden im Rahmen von Stuttgart 21 in den vergangenen Jahren etwa 56 Kilometer Tunnel neu gegraben. Doch weitere Tunnelprojekte sollen folgen.
Bahnvorstand und Bundesverkehrsminister feiern Durchbruch
Bei den Festlichkeiten waren auch der Infrastrukturvorstand der Bahn, Berthold Huber, sowie Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) anwesend. "56 Kilometer Tunnel, gebaut mitten in der Großstadt", erklärte Berthold Huber. "Unter der Messe, mitten in einem Flughafengelände, unter dem Neckar, unter dem Fernsehturm - die Herausforderungen waren zahlreich." Die Mineure könnten stolz auf sich sein, so Huber.
Verkehrsminister Wissing lobte die Bauarbeiten. "Hochkomplexe Verkehrsplanung und Ingenieurskunst lassen eine hochleistungsfähige Infrastruktur mit smarter Technik entstehen." Dadurch würden Fahrgäste mehr und bessere Verbindungen erhalten. Das sei ein entscheidender Schritt Richtung Deutschlandtakt, so Wissing.
In acht Minuten zum Flughafen
Die Tunnelbauarbeiten waren laut Bahn zum Teil schwierig. Es habe Abschnitte gegeben, in denen die Mineure nur 30 Zentimeter am Tag vorangekommen seien, so ein Bahnsprecher auf SWR-Anfrage. Mit dem heutigen Tag seien alle diese Tunnelbohrarbeiten fertiggestellt. 56 Kilometer Betonröhren, davon 51 Kilometer im Talkessel von Stuttgart und fünf Kilometer Tunnel am Flughafen, wurden vorangetrieben.
Zum neuen Flughafenbahnhof, der direkt neben der Strecke zwischen Stuttgart und Ulm gebaut wird, sollen Reisende vom Tiefbahnhof dann nur noch acht Minuten brauchen. Zurzeit brauchen Fahrgäste mit Stadt- oder S-Bahn fast eine halbe Stunde.
Flughafenbahnhof wird erst 2027 in Betrieb gehen
Zwar sollen der Tiefbahnhof und der Großteil des Bahnprojekts Stuttgart 21 laut den Verantwortlichen im Dezember 2025 in Betrieb gehen. Das gilt aber nicht für den Flughafenbahnhof. Denn dort wird die Bahnhofsausfahrt in und die Bahnhofseinfahrt aus Richtung Ulm dann noch nicht fertig sein. Erst 2027, vermutlich im Dezember, soll die neue Station am Flughafen dann in Betrieb gehen. In dieser Zeit fahren die Züge am neuen Bahnhof vorbei.
Die Bauarbeiten am Flughafen haben sich verzögert. Ganze vier Jahre, von 2016 bis 2020, wurde nicht gebaut, weil Umweltverbände gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt hatten. Weitere Verzögerungen gab es, weil noch sogenannte Anschlussstutzen gebaut werden mussten für den geplanten Pfaffensteigtunnel, der ursprünglich nicht vorgesehen war.
Direkte Verbindungen zum Flughafen
Wenn der Flughafenbahnhof 2027 in Betrieb geht, werden Züge, die zwischen Stuttgart und Ulm (und später auch Tübingen) verkehren, teilweise auch den neuen Bahnhof anfahren. Damit sollen Reisende nicht nur aus der Innenstadt, sondern auch aus den umliegenden Städten schneller und direkt an den Flughafen kommen.
Es gebe Überlegungen, bereits in der Interimszeit von zwei Jahren einen Pendelzug vom Stuttgarter Tiefbahnhof zum neuen Flughafenbahnhof und zurückfahren zu lassen, erklärt die Bahn. Denn aus und in Richtung Tiefbahnhof könnte die neue Station am Flughafen ab 2025 schon betrieben werden. Dann wäre es für Flugreisende möglich, zumindest schon ab dem Hauptbahnhof schnell zum Flughafen zu kommen. Ob und wie dieser Pendelzug tatsächlich eingerichtet wird, werde aber zurzeit noch geprüft.
Es wird noch Jahre weiter gebaut
Doch selbst wenn im Rahmen von Stuttgart 21 alles fertig gebaut ist, wird noch lange weiter gebaut werden. Unter anderem ist dann die Fernverkehrsstrecke Zürich - Singen (Kreis Konstanz) - Horb (Kreis Freudenstadt) - Stuttgart dann noch nicht an den neuen Tiefbahnhof angeschlossen. Jahrelang sollen die Züge, so die aktuelle Planung, in Stuttgart-Vaihingen oder im Stuttgarter Norden enden. Solange, bis der sogenannte Pfaffensteigtunnel gebaut ist. Das wird aber laut Bahn mindestens noch sieben Jahre dauern. Kritiker rechnen sogar mit 10 bis 15 Jahren Bauzeit.
Darüber hinaus hat im Frühjahr das Verkehrsministerium in Baden-Württemberg die Pläne zu einem neuen Nahverkehrsdreieck vorgestellt. Das Schienennetz um Stuttgart herum soll bis 2050 weiter ausgebaut werden und in Stuttgart sollen die Verbindungen zwischen Stuttgart-Vaihingen, Feuerbach und Bad Cannstatt ausgebaut werden. Das bedeutet weitere Baumaßnahmen und auch Tunnelbauten.
Verkehrsministerium gibt Planungen bekannt S21: "Nahverkehrsdreieck" als Ergänzung für den Hauptbahnhof
Den Zusatzbahnhof zu Stuttgart 21 wird es nicht geben - das Gutachten dazu wurde am Mittwoch vorgestellt. Aber welche Planungen für den Bahnknoten Stuttgart gibt es stattdessen?