Mehrere Oberbürgermeister entlang der Gäubahn fürchten, dass die Bahnstrecke zwischen Singen und Stuttgart nicht nur vorrübergehend, sondern dauerhaft vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgekoppelt werden könnte. Jetzt haben sie einen Brief an die "Stuttgart 21 Projektgesellschaft" geschrieben.
"Bereits die bisher angedachten mindestens sieben, eher zehn Jahre wären für die Akzeptanz des Schienenverkehrs in unserer Region verheerend gewesen. Nun sieht es so aus, als ob wir damit auf Dauer leben müssten", schreiben die Kommunalpolitiker. Mit diesen Worten wenden sich sieben Oberbürgermeister, unter anderem der Städte Tuttlingen, Villingen-Schwenningen, Horb (Kreis Freudenstadt) und Herrenberg (Kreis Böblingen) an die Bahn.
Gäubahnstrecke ab 2025 jahrelang unterbrochen
Nach den bisherigen Planungen soll die Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen/Zürich ab dem Jahr 2025 für mehrere Jahre vom Hauptbahnhof Stuttgart abgetrennt werden. Reisende sowie Pendlerinnen und Pendler müssten dann auf dem Weg dorthin in Stuttgart-Vaihingen in die Stadt- oder S-Bahn umsteigen. Durch den elf Kilometer langen Pfaffensteigtunnel sollen Gäubahn-Züge künftig zum Flughafen und von dort zum neuen Tiefbahnhof fahren können. Dieser muss noch gebaut werden. Er soll frühestens 2032 fertig sein.
Die Oberbürgermeister fürchten aber, dass der Tunnel gar nicht erst gebaut wird. Denn die Finanzierung des Pfaffensteigtunnels sei aus den Plänen der Bahn aus finanziellen Gründen vorerst gestrichen. Es werde "von Tag zu Tag deutlicher, dass der als "Allheilmittel" für die Gäubahn angedachte Pfaffensteigtunnel bis auf Weiteres kaum Chancen auf Realisierung hat", heißt es in dem Schreiben. Das hätte sinkende Fahrgastzahlen zur Folge und würde eine Abwärtsspirale der Strecke in Gang setzen, fürchten die Rathauschefs.
Die Strecke ohne konkrete Aussicht auf den Tunnel vom überregionalen Netz abzuhängen sei "nicht nur unfair, nicht nachzuvollziehen und lästig" es gefährde langfristig auch die Gäubahn als Fernverkehrsstrecke.
Ausbau unklar Gäubahn: Transportunternehmer im Nordschwarzwald klagen über Belastungen
Unternehmer und Wirtschaftsverbände entlang der Gäubahnstrecke wollen mehr Planungssicherheit. Die Streckensperrung hat massive Auswirkungen auf mindestens 250.000 Unternehmen.
Gäubahn: Erst Tunnel, dann Kappung
Ihre Forderung: Die Gäubahn dürfe frühestens dann gekappt werden, wenn der Bau des Pfaffensteigtunnels endgültig gesichert sei. "Das heißt: Keine Kappung, solange der Pfaffensteigtunnel nicht planfestgestellt, nicht vertraglich abgesichert und im Bundeshaushalt enthalten und beschlossen ist", schreiben sie.
Die Strecke ohne konkrete Aussicht auf den Tunnel vom überregionalen Netz abzuhängen gefährde "langfristig auch die Gäubahn als Fernverkehrsstrecke", so die Rathauschefs.
Verkehrsclub Deutschland: Züge sollen über Vaihingen fahren
Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert, dass die Gäubahn-Anbindung nach Stuttgart erhalten bleibt. Die 1,4 Millionen Menschen an der Gäubahnstrecke dürften nicht abgehängt werden. Bestenfalls sollten die Züge dauerhaft über die Panoramabahn von Vaihingen in den alten Stuttgarter Hauptbahnhof einfahren. Nach Ansicht des VCD wäre damit der Pfaffensteigtunnel überflüssig. Ob der Tunnel gebaut werde, sei ohnehin unklar, so der VCD.
Ähnlich sieht es die Initiative Pro Gäubahn Rottweil. Sie forderte am Montag in Stuttgart, dass die Züge auf der bisherigen Strecke weiter zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren sollen - mindestens bis der neue Tunnel fertiggestellt ist.