Das frühere Kaufhaus-Parkhaus in der Stuttgarter Innenstadt wird in diesem Jahr nicht begrünt. Das hat der zuständige Gemeinderatsausschuss am Dienstag nach kontroverser Diskussion beschlossen. Damit ist die Idee eines sogenannten "Pocket Parks" in der Stuttgarter Steinstraße vom Tisch.
Pocket Park wurde 2024 aufgebaut, aber nicht eröffnet
Die Stadt hatte den Pocket Park im vergangenen Sommer eingerichtet. Ziel war es, dort mit mediterranen Pflanzen in Kübeln eine kleine grüne Oase zu schaffen - ein "Highlight" an einem "Unort", so die ursprüngliche Idee. Doch bereits vor einem Jahr gab es Probleme. Aus Sicherheitsgründen wurde der kleine Park nicht eröffnet. Dieses Jahr sollte die Stadt einen zweiten Anlauf starten - dieses Mal mit winterharten Pflanzen wie Pappeln und Weiden statt Palmen und Olivenbäumen wie im vergangenen Jahr.
Kritik an "blöder Idee" und "Geldverschwendung" Posse um "Pocket Park" in Stuttgart: Begrüntes Parkhaus wieder abgebaut
Auf einem Parkdeck in der Stuttgarter Innenstadt sollte eine grüne Oase entstehen. Doch der Park wurde nie eröffnet, die Pflanzen wurden wieder weggebracht. Kosten: 15.000 Euro.
Doch im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik wurde das Projekt gestoppt. Entscheidend war die Stimme von Frank Nopper (CDU). Der Oberbürgermeister nahm extra an der Sitzung teil und stimmte gegen den "Pocket Park". Er verwies auf die angespannte Haushaltslage der Stadt Stuttgart: "In einer solchen Situation müssen wir die Kosten-Nutzen-Relation genauer anschauen und auch kleinere Vorhaben auf den Prüfstand stellen." Das Projekt passe nicht mehr in die finanzpolitische Landschaft.
Stuttgart: Wären Pflanzen in Kübeln "Geldverschwendung" gewesen?
Die Kosten hätten sich in diesem Jahr auf 81.000 Euro - inklusive einer Absturzsicherung - belaufen, heißt es bei der Stadtverwaltung. Künftig hätte das Projekt jährlich mit 27.000 Euro zu Buche geschlagen. Zum Vergleich: Der Doppelhaushalt 2024/2025 hat ein Gesamtvolumen von 11,2 Milliarden Euro. Für 2025 sind laut städtischer Website 5,8 Milliarden Euro vorgesehen.
Aufgrund der Haushaltslage der Stadt wurde vor kurzem vom Gemeinderat abgelehnt, sich weiterhin als Austragungsort und Host City der Europa-Meisterschaft der Fußballerinnen 2029 zu bewerben. Hier hatte OB Nopper entgegen seiner Fraktion dafür gestimmt, die Bewerbung beizubehalten.
Das auf Initiative der Grünen gestartete Projekt "Pocket Park" wurde von Anfang an vehement im Stuttgarter Gemeinderat diskutiert. Während der Stuttgarter CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Kotz beispielsweise das Pocket Park-Projekt als Platz- und Geldverschwendung bezeichnete, sahen es grüne Politikerinnen und Politiker als eine Maßnahme unter anderem zur Klimaanpassung.
Viel Geld und politischer Wille nötig Sommer immer heißer: So wollen sich Städte in BW an den Klimawandel anpassen
Städte heizen sich im Sommer besonders auf, der Klimawandel verstärkt das Problem. Kommunen müssen sich anpassen. Die Maßnahmen kosten viel Geld. Wer zahlt?
"Der Klimawandel ist eine Herausforderung für unsere Gesellschaft", heißt es auf der Webseite der Stadt Stuttgart. "Dazu gehört auch die Anpassung an Wetterextreme wie Hitzeperioden." Ob und wie groß der Effekt durch den Pocket Park gewesen wäre, bleibt nun unklar.
In der Vergangenheit wurde in Stuttgart schon so einiges unternommen für bessere Luft und ein besseres Klima, unter anderem mit Begrünung - als Feinstaub noch ein großes Thema war:
25 Jahre Maßnahmen zur Luftreinhaltung Saubere Luft contra Verkehr: Welche Maßnahme hat in Stuttgart funktioniert?
Verpflichtet von der EU wurde in Stuttgart schon viel probiert, um die Luft sauberer zu halten: Mooswände, Filtersäulen, Kleber auf der Fahrbahn, Feinstaubalarm. Was hat es gebracht, und wie sauber ist die Luft heute?