Der Park auf dem früheren Kaufhof-Parkhaus in Stuttgart ist am Mittwoch abgebaut worden, ohne dass je jemand die sogenannte "Grüne Oase" hätte betreten können. Das Parkdeck war seit Ende Juli 2024 gesperrt. Hier sollte mit 30 mediterranen Pflanzen ein "Pocket-Park" entstehen. Allerdings wurde der Park nie für Besucherinnen und Besucher freigegeben.
Idee von Grünen-Politiker: Palmengarten statt Blechlawine
Björn Peterhoff von den Grünen im Stuttgarter Gemeinderat hatte eine klare Vision für das obere Deck des alten Kaufhof-Parkhauses: Mittagessen unter Palmen und Olivenbäumen für viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter. "Unsere Idee war ein Pocket-Park, eine grüne Oase in der Innenstadt. Wir könnten ein Highlight aus einem Unort machen", so Peterhoff.
Aber daraus ist nie etwas geworden. Die Pflanzen standen gut zwei Monate auf dem Parkdeck, aber außer den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gartenamts hat sie niemand gesehen. Lieblos waren sie auf dem Parkdeck verteilt, es gab keine Sitzgelegenheit und das Parkdeck wurde nie für die Menschen freigegeben. Der Grund: Laut Stadt gab es nachträglich Sicherheitsbedenken - wie etwa ein zu niedriges Geländer auf dem Parkhausdach. Drei Ämter hatten sich mit dem Fall beschäftigt: das Garten-, Tiefbau- und Liegenschaftsamt.
Kritik von CDU: Blöde Idee und Geldverschwendung
Am Mittwochvormittag sind die Pflanzen mit einem Kran wieder abtransportiert worden. Allein das Aufstellen hatte laut Stadtverwaltung rund 10.000 Euro gekostet, der Abbau 5.000 Euro. Ein weiterer Grund, warum die mediterranen Pflanzen wieder weg mussten: Sie sind nicht winterhart und wurden nun zum Überwintern in eine städtische Gärtnerei gebracht. Eine "Riesen-Geldverschwendung", sagt die CDU im Gemeinderat.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende, Alexander Kotz, hat eine klare Meinung zu dem Projekt "Pocket-Park". Der Parkdruck in der Stadt sei so hoch, da könne man es sich nicht leisten, 40 Parkplätze für einen Mini-Park zu sperren. Was würden denn da die Autofahrer sagen? "Wenn er sowas sieht, sagt er, warum soll ich da nicht parken, das ist doch nur hässlich, das ist doch nur teuer, das bringt nichts fürs Klima und für die Wohlfühlatmosphäre, warum muss dafür mein Parkplatz weichen?"
Debatte im Stuttgarter Gemeinderat: Grünflächen oder Parkplätze?
Hinter der Diskussion steckt noch mehr als ein paar umsonst herum gekarrte Pflanzen. Schon lange diskutieren die Stadtverwaltung und der Gemeinderat darüber, ob Grünflächen und Aufenthaltsräume in der Stadt gebraucht werden oder Parkplätze erhalten werden müssen. Alexander Kotz von der CDU ist überzeugt, für Leute, die mit dem Auto nach Stuttgart kommen, müsse die Stadt attraktiv bleiben, da brauche es einfach mehr Parkplätze.
Der Grüne Björn Peterhoff hält dagegen. In der Innenstadt gebe es 10.000 Parkplätze, von denen viele nicht genutzt würden. Und außerdem: Wenn nicht mal ein kleines Projekt für mehr Grün in der Stadt funktioniere, wie solle man da den großen Problemen wie dem Klimawandel begegnen. Es müsse gehen, innovative Ideen einfach mal anzupacken - mit dem Risiko zu scheitern.
Neustart für "Pocket Park" im neuen Jahr - für noch mehr Geld
Übergangsweise werden die 40 Parkplätze jetzt erst einmal wieder für Autos freigegeben. Im nächsten Frühjahr soll es dann einen Neustart für den kleinen Park geben - mit Sitzgelegenheiten und mehr Pflanzen, die stehen bleiben dürfen, weil sie winterhart sind. Schnellwachsende Bäume wie Weiden oder Pappeln will das Gartenamt auf das Dach des früheren Kaufhof-Parkauses pflanzen. Die Hoffnung: Kühlung an heißen Sommertagen. Die voraussichtlichen Kosten für den neuen Park: 80.000 Euro.