"Kinder sind unsere Zukunft!", "Denkt doch auch mal an die Kinder!", "Wir waren doch auch mal jung!". Und jeder dieser Sätze hat seine Berechtigung... oder etwa doch nicht? Und damit Hallo zusammen zum Wochenrückblick. Ich bin Frieder Kümmerer, SWR Reporter im Studio Stuttgart. Und ich bin diese Woche über das Thema Familien-Cafés gestolpert. Denn so einfach scheint es gar nicht zu sein, ein Café in Stuttgart zu finden, in das man unkompliziert mit kleinen Kindern gehen kann. Das Café Dürnitz vom Landesmuseum gilt als solches Café. Dennoch wurde das gesamte Spielzeug für Kinder entfernt. Warum? Und wie sieht ein familienfreundliches Café überhaupt aus?
- Warum gibt es im Dürnitz kein Spielzeug mehr?
- Was muss ein kinderfreundliches Café haben?
- Sind familienfreie Zonen berechtigt?
- Hier sind Familien mit Kindern Willkommen
- Das hat euch die Woche interessiert
Warum die Spielsachen im Dürnitz weggeräumt wurden
Das Café Dürnitz im Landesmuseum ist dafür bekannt, familienfreundlich zu sein und wirbt damit auch. Schließlich gibt es im Museum im alten Schloß auch eine Kinderausstellung. Und vor gar nicht so langer Zeit wurden im Café bunte Stapelsteine, ein Spielteppich, Bücher und Spielzeugautos für die Kinder bereitgestellt. Jetzt sind die aber wieder weg. Das bedeute aber nicht, dass Kinder unwillkommen sind, heißt es vom Landesmuseum.
Auch auf Instragram wirbt das Café Dürnitz besonders um Familiengäste:
"Vielmehr geht es um Sicherheit und ein Haftungsproblem", heißt es auf SWR-Anfrage. Tatsächlich habe das Spielzeug oft herumgelegen, sodass Besucherinnen und Besucher, aber auch das Personal darüber hätten stolpern können. "Es ist auch zu solchen Vorfällen gekommen", erklärt die Sprecherin. Familien mit Kindern seien nach wie vor Willkommen. Familienfreundlichkeit sei aber darüber hinaus nicht davon abhängig, ob es im Café Spielzeug gibt oder nicht. "Und das Spielzeug ist nicht für immer weg, sondern wir fragen uns gerade: Was kann die Alternative sein?" Das habe ich mich auch gefragt und mich in der Innenstadt mal bei Eltern umgehört.
"Mit dem Kinderwagen muss man gut rein kommen"
Was macht ein familienfreundliches Café überhaupt aus? David denkt nach. Er sitzt in der Sonne am Eckensee in der Stuttgarter Innenstadt. Aus dem Kinderwagen blickt seine Tochter Taja skeptisch heraus. "Die Cafés sollten auf jeden Fall einen einfachen Zugang haben für den Kinderwagen, nämlich barrierefrei." Außerdem sollte man die Kinderwagen gut abstellen können und Platz haben, um die Kinder auch herauszuholen. Braucht es Spielsachen in den Cafés? "Für uns ist das nicht unbedingt ein Muss, weil wir häufig unser eigenes Spielzeug dabei haben. Dann wissen wir auch, dass die Kleine damit beschäftigt ist."

Ein paar Meter weiter am Schlossplatz sitzt Christina mit ihrer eineinhalb Jahre alten Tochter Luna. "Nein, Spielzeug sollte es in kinderfreundlichen Cafés schon geben", sagt Christina. Eine Spielecke sei wichtig, zum Beispiel mit Spielküche, in der sich Kinder separat aufhalten können. Das sagt ein paar Meter weiter auch Holger, der seinen Sohn gerade auf den Kindersitz vom Fahrrad schnallt: "Oder ein Spielplatz um die Ecke. Und angepasste Preise, damit sich alle Familien das leisten können."
Spieleecke im Café? Oder doch eher "kinderfreie Zone"?
Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzerinnen und Nutzer und ist nicht repräsentativ.
In der vergangenen Woche haben wir über eine Kunstinstallation aus Käse im Kunstmuseum gesprochen und wollten von euch wissen, ob ihr ins Museum geht. Die meisten Antworten erhielt "Der White Cube als Konzept is' Käse. Museen sind mir wurscht." (61,8%).
Familienfreie Zone - Berechtigt?
"Ich kann schon verstehen, wenn Café-Betreiber sagen: 'Wenn wir jetzt komplett umsteigen und auch für Kinder da sind, dann verlieren wir damit vielleicht andere Kundschaft'", erzählt David. "Viele kommen ja auch, um vielleicht ein Buch zu lesen." Dass das bei Kindern, die natürlich auch laut sind, schwierig ist, könne er verstehen. Christina hingegen sagt: "Ich glaube, das ist ein prinzipielles Problem in Deutschland, dass es sehr sehr kinderunfreundlich ist. Wenn man dann mal in andere Länder in Europa schaut, ist das deutlich besser."

Gibt es genügend familienfreundliche Cafés in Stuttgart?
"Ein paar kinderfreundliche Cafés gibt es schon", sagt David. "Aber in Stuttgart gibt es auch mega viele Kinder." Und in den Cafés gebe es meist nur zwei bis drei Plätze, zu denen man gut mit dem Kinderwagen hin kommt. "Also da könnte schon mehr sein." Und das Angebot müsste vor allem in der Innenstadt sein, wo die meisten Leute unterwegs sind.
Auch Holger stellt fest, dass es sehr auf den Stadtteil ankommt. "Im Westen, auch im Süden gibt es sehr schöne Sachen." Ansonsten fühle man sich in vielen Cafés nicht wirklich willkommen, findet Christina: "Man wird auch oft böse angeschaut - also kinderfreundlich ist anders."
Hier sind Familien mit Kinder Willkommen
Dennoch gibt es neben dem Café Dürnitz noch weitere Anlaufpunkte für Familien. Aber tatsächlich muss man explizit nach ihnen suchen. Im Café im obersten Stockwerk vom Breuninger gibt es eine Spielecke. In Bad Cannstatt lädt das Café Cännle im Haus der Familien zum Verweilen ein. Das Eltern-Kind-Zentrum in Stuttgart-West wirbt mit einer Spiel- und Krabbelecke in einem Café im Generationenhaus. Auch in anderen Museen in der Innenstadt gibt es Angebote für Kinder - so zum Beispiel im Stadtpalais am Charlottenplatz.
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