Hi, ich bin Philipp Pfäfflin, Redakteur im SWR Studio Stuttgart. In der Stuttgarter Wilhelma ist am Montag ein Mitarbeiter in einem Gorillakostüm herumgelaufen. Das war so geplant, schließlich sollte ein Tierausbruch so real wie möglich geübt werden. Was mich interessiert: Wie gut ist der zoologisch-botanische Garten auf so einen Fall vorbereitet? Welches Tier wäre das gefährlichste? Und was spielt sich bei einem Probealarm hinter den Kulissen ab?
- So lief der Probealarm ab: Mit Betäubungspfeil gegen Gorilla
- Affe, Löwe und Jaguar: Tiere verhalten sich unterschiedlich
- Ein Ausbruch in Stuttgart und Fälle aus anderen Zoos
- Was ein Experte viel mehr als einen Ausbruch von Tieren fürchtet
- Voting: Vor welchem Tier habt ihr am meisten Angst?
So lief der Probealarm ab: Mit Betäubungspfeil gegen Gorilla
Montag, 11:03 Uhr. Martin Kränzlin hat sich ein Tierkostüm übergezogen. Zu diesem Zeitpunkt wissen außer ihm keine fünf Leute von dem Probealarm. Als er durch den Zoo stapft, wollen Besucherinnen und Besucher Fotos von dem verkleideten Wilhelma-Mitarbeiter machen. Fünf Minuten später - es ist 11:08 Uhr - schlagen die Handys aller Wilhelma-Mitarbeitenden Alarm. Probealarm mit ausgebrochenem Gorilla im Bereich des Menschenaffenhauses, teilte die Warn-App mit. Die Mitarbeitenden leiten daraufhin die Besucher in die nächsten Gebäude. Ein Einsatzteam bildet sich, mit Autos rast es zum Einsatzort. Eine Tierärztin legt ihr Blasrohr an, schießt einen mit Betäubungsmitteln getränkten Pfeil ab. Nach gut 20 Minuten ist die Übung vorbei.
Martin Kränzlin ist Biologe und weiß, wie gefährlich Gorillas sein können. Er denkt an Kibo, den Silberrücken. Er sei kein Draufgänger, ein eher vorsichtiges Tier. Doch wenn er sich angegriffen fühlt, "dann kann es böse werden". Gorillas haben unglaublich viel Kraft. Und allein Kibos Masse von rund 150 Kilogramm kann erdrückend sein. Weglaufen bringe meist nichts, sagt der Wilhelma-Wissenschaftler. Gorillas seien fünfmal schneller als Menschen. Deswegen wurden bei dem Probealarm in der Wilhelma Autos eingesetzt und der Mensch im Tierkostüm eingekesselt - so, dass die Tierärztin sich von hinten mit dem Blasrohr anschleichen konnte.

Affe, Löwe und Jaguar: Tiere verhalten sich unterschiedlich
Kein Tier reagiert wie das andere. Ein Gorilla ist zwar stark und schnell, aber er bleibt in der Regel auf dem Boden und ist vergleichsweise wenig aggressiv, so Wilhelma-Wissenschaftler Kränzlin weiter. Gefährlicher könnte ein Schimpanse sein. Diese seien flinker und angriffslustiger. "Auch ein Jaguar hat wenig Hemmungen anzugreifen." Andere Raubkatzen wie Löwen würden möglicherweise erst einmal das Geschehen beobachten.

Ein Ausbruch in Stuttgart und Fälle aus anderen Zoos
Martin Kränzlin ist nur ein Tierausbruch in der Wilhelma bekannt. Vor ein paar Jahren sind Blattschneiderameisen ausgebrochen und ins Amazonenhaus gegenüber gelaufen. Dort haben sie sich Blätter geholt und sind wieder zurückgelaufen, erzählt er schmunzelnd. Und andernorts? Die Sicherheitsstandards seien hoch, heißt es bei der Wilhelma. Trotzdem gibt es - zumindest andernorts - Ausbrüche. Beispielsweise 2019 im Magdeburger Zoo als zwei Schimpansen die Sicherheitseinrichtungen ihrer Außenanlage überwanden und auf das Dach kletterten. Nach knapp einer Stunde konnten sie wieder zurück gelockt werden - ohne Betäubung, berichtet der MDR.
2018 gab es im Lünebacher Eifel-Zoo wegen eines Unwetters eine Überschwemmung. Ein ausgebrochener Kragenbär wurde erschossen, weil offenbar kein Betäubungsgewehr vorhanden war, berichtet die Frankfurter Allgemeine. 2021 ist im Tiergarten Nürnberg ein Luchs aus seinem Gehege ausgebrochen und tötete drei Antilopen. Ein Defekt im Stromzaun soll die Ursache gewesen sein. Beim Einfangen wurde der Luchs betäubt, kurze Zeit später war er tot, heißt es bei inFranken.de.

Was ein Experte viel mehr als einen Ausbruch von Tieren fürchtet
Martin Kränzlin ist froh, dass die Wilhelma regelmäßig den Notfall übt. Dieses Jahr war es ein Gorilla, im vergangenen Jahr ein Brillenbär, vor ein paar Jahren wurde der Ausbruch eines Tigers geprobt. Denn die Sicherheit gehe vor. Vorbereitung sei das A und O. Doch viel mehr als das Risiko eines möglichen Tierausbruchs fürchtet er Krankheiten. "Wir hatten jetzt die Maul- und Klauenseuche in Brandenburg. Die Blauzungenkrankheit kommt immer weiter vor. Und die Vogelgrippe, die auf dem Vormarsch ist und schon in einigen Zoos war, ist natürlich der absolute Supergau. Das möchte man auf gar keinen Fall."
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