Verbraucherzentrale BW stellt Forderungen

Steigende Lebensmittelpreise in BW: Landwirte und Verbraucher unter Druck

Stand
Autor/in
Luca Mader

Im Vergleich zu 2021 kosten Lebensmittel aktuell fast ein Drittel mehr. Nicht nur die Verbraucher leiden darunter. Auch Landwirte kämpfen mit steigenden Kosten.

Trotz verlangsamter Inflation bleiben die Preise für Lebensmittel hoch. Das zeigen Zahlen der Verbraucherzentrale. Demnach sind Lebensmittel aktuell im Schnitt 30 Prozent teurer als 2021.

Betroffen seien auch Grundnahrungsmittel wie Brot, Getreideerzeugnisse, Molkereiprodukte, Gemüse und Obst, sagt Heike Silber, Leiterin der Abteilung Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Vor allem der Preis von Butter sowie von Speisefetten und -ölen sei extrem gestiegen.

Mehrere Gründe für Preisanstieg

Die Gründe für diese Entwicklung seien vielfältig, erklärt Silber. Der Klimawandel sorge häufiger für Extremwetterereignisse wie Dürren oder Überschwemmungen. Das habe Ernteausfälle zur Folge. Militärische Konflikte wie der Ukraine-Krieg täten ihr Übriges. "Überall wo es Kriege und Landwirtschaft gibt, hat das Auswirkungen auf die Lieferkette", erklärt Silber.

Das baden-württembergische Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz verweist zudem darauf, dass nicht nur hierzulande die Kosten für Lebensmittel gestiegen seien, sondern auch im Rest von Europa. Dass sich die Lage wieder entspannt, sei unwahrscheinlich.

Ein Zurückkehren auf das Niveau der sehr günstigen Lebensmittelpreise in Deutschland von vor 2019 ist nicht zu erwarten.

Landwirtschaft kämpft mit höheren Kosten

Das Ministerium betont auf Nachfrage des SWR außerdem, dass nicht nur die Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch die Erzeugerinnen und Erzeuger unter Druck stünden. Auch Saatgut, Energiekosten und Futtermittel seien spürbar teurer geworden und gleichzeitig verdienten Landwirte und Landwirtinnen immer weniger an ihren Produkten. Mittlerweile flössen weniger als fünf Prozent des Verkaufspreises eines Brötchens an die Getreideerzeugerinnen und -erzeuger.

Der Wunsch der Menschen nach mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit verteure die Lebensmittelherstellung zusätzlich. "Die gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft können nur erfüllt werden, wenn diese Leistungen auch entsprechend in den Erzeugerpreisen abgebildet werden", erklärt ein Sprecher des Ministeriums.

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Man setze darauf, Produkte aus Baden-Württemberg mit Maßnahmen wie Qualitäts-Siegeln für die Verbraucherinnen und Verbraucher attraktiver zu machen. Ein neu geschaffener "Marktbeirat" solle zudem Einflussfaktoren entlang der Wertschöpfungskette unter die Lupe nehmen. Direkten Einfluss auf die Preisgestaltung habe das Ministerium aber nicht.

Verbraucherzentrale stellt Forderungen

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät unter anderem, regionale und saisonale Produkte einzukaufen, da diese oftmals schon durch die kurzen Transportwege billig seien. Jedoch müsse die Politik insgesamt genauer auf die Lebensmittel-Preisgestaltung schauen.

"Der Lebensmittelhandel hat in den letzten Jahren schon auch Gewinne eingefahren, bei denen man sich gefragt hat, ob der Preis immer gerechtfertigt ist", sagt Heike Silber von der Verbraucherzentrale. Sie fordert deshalb unter anderem eine unabhängige Preisbeobachtungsstelle, um überzogene Verteuerungen zu vermeiden.

Kritik kommt von der Landtags-Opposition

Die SPD-Fraktion kritisiert die baden-württembergische Landesregierung für deren Umgang mit dem Thema. Sie habe sich zwar immer wieder damit beschäftigt, messbare Erfolge gebe es allerdings "kaum bis gar nicht", sagt Jonas Weber, Sprecher für Verbraucherschutz der SPD-Fraktion. Das Kernproblem sieht er in der Vormachtstellung einiger Lebensmittelkonzerne. "Die Landesregierung bräuchte den Mut, auch großen Konzernen die Stirn zu bieten und sich hierfür im Bund und in Europa Partner zu suchen", sagt Weber auf SWR-Nachfrage.

Die FDP plädiert vor allem für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln, um Verschwendung einzudämmen. Und um die Versorgung mit günstigen Lebensmitteln zu sichern, brauche es eine moderne Landwirtschafts-Politik, die auf den Klimawandel reagiere. "Wir müssen viel schneller auf Innovationen im Pflanzenschutz eingehen, den Zulassungsstau von neuen Wirkstoffen beseitigen und endlich die riesige Chance neuer Züchtungsmethoden erkennen, um schon heute die Ernten von morgen zu sichern", erklärt Georg Heitlinger, Sprecher für Ernährungswirtschaft und Verbraucherschutz der FDP-Fraktion.

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