SWR-Reporterin Fabiola Germer war für SWR1 Baden-Württemberg bei einer der Auktionen dabei:
Nach über 120 Jahren endet eine Ära: Die Majolika Keramikmanufaktur in Karlsruhe veranstaltet ihre letzten Auktionen. Interessierte konnten am vergangenen Wochenende die Werke vorab besichtigen. Der Auftakt der Versteigerungen war am Donnerstag um 13 Uhr.
SWR-Reporter Markus Bender über das Ende einer Ära:
Auktion in der Majolika in Karlsruhe: 10.000 Objekte werden versteigert
Insgesamt 10.000 Objekte gehen in den nächsten Tagen in die Versteigerung, heißt es vom Auktionshaus. Der Großteil der Exponate stammt aus den letzten 40 Jahren Majolika-Produktion. Die Bandbreite ist groß: Wandteller, Kacheln, Schalen, Skulpturen, Vasen oder Gebrauchskeramik. Das Mindestgebot für alle Keramikwerke liegt bei 100 Euro, egal wie teuer diese seien. Das teuerste Objekt sei eine Gartenskulptur des Künstlers Norbert Prangenberg für rund 25.000 Euro.
Wer eines der Stücke bei der Auktion ersteigern möchte, konnte sich im Vorfeld schon ein Bild davon machen. Auch Gebote konnten im Vorfeld online oder schriftlich abgegeben werden. Am ersten Tag der Vorbesichtigung waren laut einem Sprecher der Majolika bereits 500 Besucher dabei.
Es ist einfach schrecklich. Dass so eine Institution nach 120 Jahren einfach verpufft.
Besucher trauern um Majolika Manufaktur
Einige Besucherinnen und Besucher der Auktion am Donnerstag zeigten sich enttäuscht über das Aus der Majolika. "Es ist einfach schrecklich, dass so eine Institution nach 120 Jahren einfach verpufft, das finde ich ganz schade", sagt Nicole Nagel. Sie hofft, dass die Räumlichkeiten als Kulturstätte weiterhin erhalten bleiben. Auch Martina Häfele-Wolffram aus Karlsruhe ist sichtlich berührt vom Ende der Manufaktur. "Ich bin etwas traurig, weil es nicht geschafft wurde, das hier zu retten", erklärt sie.
Ehemalige künstlerische Leiterin: Die Stücke kommen in gute Hände
Martina Kistner-Bayne war 20 Jahre lang die künstlerische Leiterin der Majolika Keramikmanufaktur. Auch für Sie endet mit den Abschlussauktionen eine prägende Zeit ihres Lebens, nicht nur beruflich. "Es ist ein etwas mulmiges Gefühl, aber ich weiß jetzt, dass die Stücke in gute Hände kommen. Liebhaber finden hier etwas. Und es geht in die ganze Welt, wo die Majolika immer hin wollte." Für sie sei es ein endgültiger Abschluss. "Ich glaube erst nach der Auktion wird mir erst richtig bewusst, was mir fehlt, weil ich diese Arbeit mit Herzblut gemacht habe." Noch jetzt würden ihr viele Geschichten durch den Kopf gehen, die sie mit vielen Werken erlebt habe. "Für mich ist es schwierig, dass es dieses Biotop, diese Perle in Karlsruhe nicht mehr geben wird", resümiert sie.

Mit der Majolika endet ein Stück Zeitgeschichte
Die Keramikmanufaktur Majolika gilt als eine der ältesten in ganz Deutschland. Gegründet wurde sie am 4. Januar 1901 von Großherzog Friedrich I. Er wollte damit die sogenannte Majolika-Technik aufleben lassen. Dabei handelt es sich um ein spezielles Glasurverfahren, das auf Keramiken aufgebracht wird. Seither war die Manufaktur für keramische Kunst auch international bekannt und sei von zahlreichen Künstlern mitgeprägt worden, so wird es auf der Website der Karlsruher Majolika beschreiben.
Maler und Grafiker Hans Thoma und Wilhelm Süs formten demnach das Gesicht der heutigen Majolika. Thoma entwarf das Markenzeichen der Keramiken: das badische Wappenschild mit der Großherzogskrone und einem zweifachen "M" für Majolika Manufaktur.

Manufaktur hat Betrieb eingestellt
Im Mai vergangenen Jahres ist der Betrieb der Manufaktur eingestellt worden. Im September 2022 hatte der Investor Gröner Family Office den Betrieb der Majolika übernommen. Ein Umstrukturierungsversuch des Investors Gröner scheiterte. Zu diesem Konzept gehörten unter anderem die Arbeit mit Künstlern und Studierenden, Führungen durch die Manufaktur und Workshops. Das alles sollte querfinanziert werden durch die Vermietung von Räumen der Majolika, die Gröner von der Stadt in Erbpacht übernehmen wollte.
Der Gemeinderat wollte sich nicht für die Übernahme der Immobilie durch Gröner aussprechen. Durch diese Ablehnung sei eine Finanzierung des Betriebs unmöglich, so der Investor. Er zog sich im April zurück.