2.000 Blutspenden werden in Baden-Württemberg benötigt - und zwar jeden Tag. Doch die Zahl der Spender geht zurück. Das berichtet der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Baden-Württemberg-Hessen auf Nachfrage des SWR. Grund dafür ist die Überalterung der Gesellschaft: Die Baby-Boomer-Generation, die bisher sehr oft gespendet hat, fällt allmählich weg.
Ältere spenden häufiger Blut
Laut DRK-Blutspendedienst liegt das durchschnittliche Spender-Alter in Baden-Württemberg zwischen 45 und 46 Jahren. Die Menschen, die sich am häufigsten pieksen lassen, sind aber deutlich älter. Rund 27 Prozent aller Blutspenden kommen laut DRK-Blutspendedienst von den 55- bis 65-Jährigen.
Diese Altersverteilung bringt perspektivisch Probleme mit sich. "Das Blutspende-Fundament der Baby-Boomer-Generation bröckelt, denn immer mehr kommen in das Alter, in dem sie aus gesundheitlichen Gründen kein Blut mehr spenden dürfen", erklärt Nora Löhlein, Leiterin der Abteilung Kommunikation und Marketing des DRK-Blutspendediensts Baden-Württemberg-Hessen.
Gleichzeitig kämen jüngere Menschen nicht nur unregelmäßiger, sondern insgesamt seltener zu Blutspende-Terminen. Grund zur Panik bestehe allerdings nicht, die Zahl der Blutspenden sei immer noch ausreichend.
Zwar sinkt bundesweit die Zahl der Blutspender und Blutspenderinnen allgemein, die Zahl der Spenden ist bei uns jedoch nicht gesunken, daher droht derzeit bei uns auch kein allgemeiner Engpass.
Lage in Stuttgart ist besser
Am Klinikum Stuttgart geht man entspannt mit der Entwicklung um. Dort haben die Verantwortlichen es nämlich geschafft, die jüngere Generation häufiger zum Blutspenden zu animieren. "Wenn man die Spender in Gruppen von jeweils zehn Jahren zusammenfasst, ist bei uns die Gruppe von 25 bis 34 Jahren die stärkste Gruppe", sagt Beate Luz, Leiterin der Blutspendezentrale am Klinikum Stuttgart.
Man setze sich mit Werbeaktionen wie "Spender werben Spender" dafür ein, mehr Leute für eine Blutspende zu gewinnen. Bei dieser Aktion erhalten Spender, die eine neue Person mitbringen, nach deren zweiter Blutspende einen Einkaufsgutschein im Wert von 20 Euro. Durch Maßnahmen wie diese ist das Spendenaufkommen am Klinikum Stuttgart in den vergangenen zwei Jahren kaum gesunken. 2023 waren es laut Klinik-Informationen 33.774 abgegebene Blutspenden, im vergangenen Jahr waren es 245 weniger. Die Zahl der Erstspender sei im gleichen Zeitraum ebenfalls nur leicht gesunken.
Die Zahlen zeigen, dass wir in Stuttgart bisher den Wegfall der Baby-Boomer kompensieren konnten.
Trotzdem immer wieder Engpässe
Laut DRK-Blutspendedienst ist die Versorgung mit Blutkonserven in Baden-Württemberg insgesamt zwar sicher. Vereinzelt würden die Reserven aber immer wieder knapp. "Leere Liegen beziehungsweise Engpässe in der Versorgung entstehen unterjährig immer wieder und vorwiegend dann, wenn Ferien- beziehungsweise Urlaubszeiten anstehen", erklärt Nora Löhlein.
Diesem Problem werde man nur mit mehr Aufklärung Herr. Deshalb bespielt der DRK-Blutspendedienst mittlerweile auch digitale Kanäle, um jüngere Menschen zu Spendern zu machen. "Die Blutspende ist die einfachste Möglichkeit, Leben zu retten", so Löhlein. Mit einer einzelnen Spende könne bis zu drei Menschen geholfen werden.