Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) stuft die Versorgungslage in Baden-Württemberg als kritisch ein. Blutkonserven werden vor allem im Sommer knapp. Zu wenig Menschen gehen spenden.
Es geht los mit einem kleinen Piks. Eine Mitarbeiterin des Blutspendezentrums der Freiburger Uniklinik nimmt Spenderin Martha Oberle einen einzelnen Tropfen Blut ab, um die Eisenwerte im Blut zu bestimmen. Auch Körpertemperatur und Blutdruck werden gemessen, bevor es mit der eigentlichen Spende losgehen kann. Martha Oberle ist es wichtig, Blut zu spenden. Sie habe danach ein gutes Gefühl, sagt sie: "Man hört ja auch immer, dass Blut benötigt wird und so kann man auch dafür sorgen, dass vielleicht genug Blut da ist", sagt die junge Freiburgerin.
Der Fernsehbeitrag aus der Sendung SWR Aktuell BW von Reporter Jan Lehmann:
Freiburger Arzt: "Die Lage ist ernst"
Richard Schäfer von der Uniklinik Freiburg würde sich gerade im Moment mehr Spenderinnen und Spender wie Martha Oberle wünschen. "Tatsächlich ist die Lage ernst. Sie ist so ernst, dass wir sehr gut haushalten müssen mit den Blutprodukten", sagt der ärztliche Leiter der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg. Noch müsse man hier zwar keine Operationen verschieben, aber auch das könne sich schnell ändern, wenn die Knappheit zunimmt.
Der Mangel an Blutkonserven sei gerade in den Sommermonaten ein Problem. Das liege zum einen daran, dass viele Menschen in den Urlaub fahren. Aber auch nach der Reise müssen sie unter Umständen etwas warten mit dem Spenden, wenn sie zum Beispiel in Ländern mit Malaria oder Dengue-Fieber unterwegs waren. Dann könnten die Erreger noch im Blut stecken. Selbst bei Urlaubsländern wie Frankreich, anderen Ländern am Mittelmeer oder auch Österreich muss die Blutspende unter Umständen noch warten. Aufgrund des Klimawandels breiten sich auch dort Überträger von Erregern aus, wie beispielsweise bestimmte Mückenarten. Ob und wann eine Spende möglich ist, werde im Einzelfall geprüft, so Schäfer.
Mehr Menschen als früher können Blut spenden
Der Kreis der möglichen Blutspenderinnen und Blutspender sei eigentlich größer geworden, sagt Richard Schäfer. Dadurch, dass immer jede Person einzeln überprüft werde. Zum Beispiel sei Homosexualität bei Männern kein pauschales Ausschlusskriterium mehr. Auch ein Höchstalter für Spenderinnen und Spender gebe es nicht mehr, sagt er. Grundvoraussetzung zum Spenden ist dagegen, dass man 18 Jahre alt ist und mindestens 50 Kilogramm wiegt.
Für Menschen, die Medikamente nehmen, ist in vielen Fällen eine Blutspende trotzdem möglich. Richard Schäfer empfiehlt, sich beim Blutspendezentrum konkret zu den Medikamenten beraten zu lassen. Auch über weitere Voraussetzungen zur Spende informiert die Uniklinik auf ihrer Webseite.
Obwohl eigentlich mehr Menschen spenden könnten - Richard Schäfer kann nicht feststellen, dass dadurch auch mehr Menschen zum Spenden kommen. "Wir müssen weiterhin kontinuierlich daran arbeiten, dass wir hier weiterhin unsere Spenderinnen und Spender motivieren", so Schäfer. Das sei eine permanente Aufgabe.
Wem welche Blutgruppe hilft und wie die Spende abläuft, haben wir hier in unserem Instagram-Post zusammengefasst:
Spenderin: "Eine schnelle Möglichkeit, Menschen zu helfen"
Martha Oberle muss nicht motiviert werden. Sie sitzt zurückgelehnt auf der Liege im Blutspendezentrum und hat bereits die Kanüle im Arm. Mit ihrer Hand knetet sie einen kleinen blauen Ball, damit das Blut besser fließt. Sie kommt so oft es geht. Als Frau darf sie viermal im Jahr spenden. Männer dürfen sechsmal. Es gehe hier relativ schnell, meint sie. In einer halben Stunde sei man durch. "Es ist eine schnelle Möglichkeit, Menschen zu helfen", sagt die Freiburgerin.