In Düsseldorf wartet die Staatsanwaltschaft weiter auf eine Erklärung des Bezirksgerichts in Amsterdam. Dort hatte ein Richter die am 20. Juni festgenommenen Verdächtigen, die unter die unter anderem auch für die Sprengung eines Geldautomaten in Offenau (Kreis Heilbronn) verantwortlich sein sollen, gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Dass die fünf Männer im Alter zwischen 30 und 39 Jahren nicht in Untersuchungshaft kamen, hat "uns vorsichtig ausgedrückt verwundert", sagte Staatsanwalt Julius Sterzel dem SWR. Da die meisten Taten in Nordrhein-Westfalen verübt wurden, hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf die Auslieferung beantragt.
Unklar ob die Männer sich gemeldet haben
Die Männer mussten in Amsterdam ihre Pässe abgeben und sollten sich nach zwei Wochen wieder bei Gericht melden, hieß es. Ob sie dies getan haben oder untergetaucht sind, weiß die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft nicht. Auch die Gründe des niederländischen Gerichts, sie vorerst auf freien Fuß zu setzen, wurden bislang nicht mitgeteilt, so Sterzel. Dabei sollen die Männer für mindestens 21 Geldautomatensprengungen verantwortlich sein.
Warum immer noch Deutschland?
Ein großer Teil der Tätergruppen stammt laut Bundeskriminalamt aus den Niederlanden (Utrecht/Amsterdam) und hat einen marokkanischen Migrationshintergrund. Sie agieren professionell und meist rücksichtslos. Früher verwendeten sie ein Gas zur Sprengung, heute ist es ein fester Sprengstoff. In den Niederlanden oder Frankreich sind die Geldautomaten inzwischen so gesichert, dass es für die Täter schwierig ist, Beute zu machen. Farbpatronen oder Klebstoffe machen das Geld im Fall einer Sprengung unbrauchbar. Die Deutschen zahlen vergleichsweise gern mit Bargeld und es gibt viel mehr Automaten, als im europäischen Ausland. Zudem kam eine Aufrüstung der Automaten anfangs nur schleppend voran.
Offenauer Markthalle weiter beschädigt
Bis die Filialen in der Markthalle in Offenau wieder öffnen können, dürfte es noch dauern. Mit etwa drei Monaten rechnet der Kämmerer der Gemeinde Holger Leister für die Reparaturen. Bei der Sprengung Ende Juni ist ein Schaden von rund einer halben Million Euro entstanden. Die Händlerinnen und Händler müssen seitdem auf provisorische Stände ausweichen und verkaufen ihre Waren derzeit auf dem Parkplatz davor.