Die Polizei hat am vergangenen Donnerstagabend fünf mutmaßliche Geldautomatensprenger im Alter von 30 bis 39 Jahren in den Niederlanden festgenommen. Sie geht davon aus, dass diese auch für die Sprengung am selben Tag in Offenau (Kreis Heilbronn) verantwortlich sind. Bei der Festnahme wurde die Beute aus der Offenauer Markthalle sichergestellt, heißt es bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf am Montag. Die dortige Polizei leitet die Ermittlungen. Die Verdächtigen aus den Niederlanden sollen für mindestens 21 Geldautomatensprengungen in ganz Deutschland, vor allem in Nordrhein-Westfalen, verantwortlich sein.
Die Täter sind laut Augenzeugen nach der Sprengung des Geldautomaten in einem Audi RS 6 in Richtung Gundelsheim (Kreis Heilbronn) geflohen. Anschließend seien sie in die Niederlande weitergefahren, so die Düsseldorfer Polizei. Eine grenzüberschreitende Spezialeinheit hatte die mutmaßlichen Täter in der eigenen Garageneinfahrt bei Rotterdam festgenommen. Dabei haben sie das Auto beschlagnahmt sowie eine große Menge Sprengstoff und mehrere niederländische und deutsche Autokennzeichen sowie die mutmaßliche Beute aus Offenau sichergestellt.
Die Beschuldigten befinden sich weiterhin in den Niederlanden - gegen sie liegt ein Europäischer Haftbefehl vor. Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf hat die Auslieferung beantragt. Für "das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion" sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von einem bis zu 15 Jahren vor - pro Sprengung.
Tuning beim Fluchtfahrzeug
Die Polizei hatte die Bande laut WDR-Bericht schon seit einigen Monaten im Visier. Bei einer Geldautomatensprengung in Nordrhein-Westfalen im Dezember hatten die Ermittler den Audi RS 6 bemerkt und konnten einen GPS-Sender dort anbringen. Seitdem haben sie den Wagen über GPS verfolgt. Bei der Festnahme der Verdächtigen bemerkten die Beamten, dass die Tempo-Abriegelung am Fluchtfahrzeug ausgebaut war. So konnten die Täter mit 580 PS schnell flüchten.
Offenau: Täter verursachten große Schäden an Markthalle
Bei der Geldautomatensprengung in Offenau hinterließen die Täter deutlich sichtbare Schäden. Die Fensterscheiben sind zerstört. Die Decke im Vorraum der Markthalle, in dem der Geldautomat stand, ist komplett heruntergekommen. Auch in der Markthalle selbst - beim Metzger beispielsweise - sieht man deutlich, dass auch dort die Wände verschoben sind.
Händler finden eine Zwischenlösung
Nach der Geldautomatensprengung und der Schließung der Markthalle wurden manche Händler kreativ. Die Metzgerei und der Obsthändler haben bereits auf dem Parkplatz vor der Halle mobile Stände aufgebaut. Der Bäcker wird am Mittwoch nachziehen. Die Markthalle selbst ist für Sanierungsarbeiten noch einige Wochen gesperrt, heißt es von der Gemeinde.
Markthalle soll bald wieder öffnen
Der Bürgermeister von Offenau, Michael Folk (SPD), sagte noch am Donnerstag gegenüber dem SWR, dass die Markthalle so schnell wie möglich wieder öffnen soll. Noch am selben Tag waren bereits Handwerker vor Ort und räumten den groben Schutt im Vorraum weg. Laut Folk planen die Gemeinde und die Markthallenbetreiber, ein Provisorium einzurichten. So soll die Kundschaft schon bald wieder - über den Seiteneingang - zu den Händlern in der Markthalle gelangen.